Rezension

Beschaulicher Krimi

Gefährliche Ernte - Yann Sola

Gefährliche Ernte
von Yann Sola

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT   
Der knapp 60-jährige Delikatessenhändler und Hobbyermittler Syracuse Perez liebt das beschauliche Leben im Küstenort Banylus-sur-Mer. Doch damit ist sofort Schluss, als auf dem Weingut seines Vaters ein toter Marokkaner gefunden wird und seine geliebte Tochter heiraten möchte... 

MEINUNG 
Yann Solas Krimi "Gefährliche Ernte" entführt den Leser nach Südfrankreich. Dort wird das französische savoir-vivre groß geschrieben. Unzählige Weinberge, das blaue Meer und gutes Essen prägen diese Gegend; was der Autor gut zu inszenieren weiß. 
Jedenfalls so gut, dass man sich schnell heimisch und wie im Urlaub fühlt.  

Doch diese Idylle trügt, denn ein komplizierter Mordfall hat sich ereignet und die Ermittlungen der Polizei sind alles andere als zielführend. Was anfangs aussah wie ein Selbstmord, entwickelt zu einem komplexen Fall, der in die Niederungen des illegalen Menschen- und Drogenhandels hineinreicht. Hierbei wagt sich Sola an die brisante wie aktuelle Flüchtlingsthematik heran. Überfüllte Schlepperboote und unwürdige Lebensbedingungen werden erschreckend realistisch dargeboten. Auch die rechtsnationalen Tendenzen in der derzeitigen französischen Politik werden hinterfragt.  

Schlussendlich ist es dem Freizeitermittler Perez zu verdanken, dass die Polizei die Hintergründe der Tat aufklären kann. Der beleibte Perez ist ein sturer, aber herzensguter Zeitgenosse mit einer Schwäche für die mediterrane Küche und Kriminalfälle. Der sympathische Perez hat allerhand unorthodoxe Ermittlungsmethoden auf Lager, die ihn ein ums andere Mal selbst in Gefahr bringen. Ich mochte den etwas kauzigen Ermittler sehr und habe mit Freude seine Alleingänge verfolgt. Darüber hinaus fand ich den familiären Hader um die Heiratsabsichten der 28-jährigen Tochter sehr spaßig. Sie möchte einen lieben, wenn auch etwas unterbelichteten Juniorchef eines Restaurants heiraten, der im Ort wegen seines Körperbaus nur Bohnenstange genannt wird. Perez als auch seine Ex-Frau haben sich etwas anderes für ihre gebildete Tochter gewünscht. Infolge durchbricht dieser Streit um die Heirat immer wieder auf launige Weise die Krimihandlung.  

Die Sprache des Romans ist leicht verständlich und lebt von Solas atmosphärisch wunderbar inszenierten Sprachbildern.  
Die personale Erzählperspektive macht es dem Leser leicht, sich in die handelnden Figuren und deren Beziehungsgeflechte hineinzudenken.  

Einzig mit der Länge der Geschichte - insgesamt 345 Seiten - hatte ich so meine Schwierigkeiten. Inhaltlich hätte die Hälfte der Seiten auch ausgereicht, so wäre nämlich das 2/3 der Handlung spannender und weniger zäh verlaufen. Hier trat der Plot nämlich nicht nur einmal auf der Stelle und wirkte unnötig ausgeschmückt.  

FAZIT 
Gute Cosy-Crime-Unterhaltung mit brisantem aktuellen Bezug.