Rezension

Besessener Psychopath inklusive schlafloser Nächte

Seelenangst - Veit Etzold

Seelenangst
von Veit Etzold

Bewertet mit 4 Sternen

Auch nach „Seelen Angst“ bin ich immer noch bekennender Veit Etzold Fan. Ich liebe einfach seinen Schreibstil und den Aufbau seiner Geschichten. Er lässt den Leser im Glauben den Durchblick zu haben, bis man auf den letzten 3 Seiten merkt, dass man von „Tuten und Blasen“ absolut keine Ahnung hat.

 

Die Hauptkommissarin Clara Vidalis war mir schon in dem ersten Thriller „Final Cut“ sehr sympathisch. Sie ist nicht eine dieser knallharten Ermittlerinnen, denen nichts und niemand etwas anhaben kann. Klar ist sie tough, was sie in ihrem Beruf auch sein muss, aber ihr gehen ebenfalls gewisse Dinge an die Substanz, die sie versucht zu verarbeiten. Auch wenn sie ziemlich abgehärtet ist, bleibt sie dadurch „menschlich“ und authentisch.

 

Als Expertin für Pathopsychologie hat Clara schon so einiges Grausames sehen und erleben müssen, doch „Der Drache“ ist an Grausamkeit und Abartigkeit kaum zu übertreffen. Mir hat sich während des Lesens so manches Mal der Magen umgedreht und ich konnte die kranke Besessenheit des Killers nicht mit meinem Verstand in Einklang bringen. In mir hat sich unfassbares Entsetzen breit gemacht, was besonders daran liegt, dass der Autor wahnsinnig glaubwürdig schreibt. So absurd einige Handlungen und Taten auch erscheinen mögen, man glaubt es einfach.

Der satanistische Hintergrund des Mörders ist ein komplexes Thema, das einem bekannt ist. Um dem Leser aber den nötigen Imput zum Verständnis zu liefern, holt Etzold den Chef-Exorzisten des Vatikans mit ins Boot. Wir lernen Don Alvaro de la Torrez zunächst durch seine Vorträge und Praktiken kennen eher er für die Ermittlungen interessant wird.

Hier hatte ich jedoch ab und an das Gefühl mit zu vielen Infos gefüttert zu werden. Es bleibt zwar spannend und aufregend aber man läuft auch Gefahr, besonders durch die Phrasen auf Latein, gerne mal abzuschweifen, da es mitunter den Lesefluss leicht stört.

 

Die Geschichte an sich ist nichts für Zartbesaitete. Die Taten sind durch und durch brutal und abartig. Veit Etzold hat einen verdammt geisteskranken Psychopathen erschaffen, der einen in den Wahnsinn treiben kann.

Wenn ich allerdings „Final Cut“ und „Seelen Angst“ miteinander vergleiche, fehlt mir im letzteren die nervenaufreibende anhaltende Spannung. Es gab durchaus fesselnde Momente, in denen mein Herz bis zum Hals gepocht hat, aber ich hatte das Gefühl, dass „Seelen Angst“ wesentlich mehr Erklärungen zum Verständnis benötigt hat als „Final Cut“. Dafür mag es gute Gründe geben und ich fand es größtenteils auch sehr interessant, aber trotzdem drückten die vielen Informationen die Spannung.

 

Fazit & Bewertung

 

Für Thrillerfans, die es gerne hart mögen, ist dieses Buch absolut zu empfehlen. Man büßt zwar etwas an Spannung ein, bekommt dafür aber einige sehr interessante Details, die mindestens genauso nervenzerrend sind wie manch spektakulärer Mord.

Dank einiger schlafloser Nächte wird mir „Seelen Angst“ noch eine ganze Weile im Gedächtnis bleiben und bekommt von mir:

 

4****