Rezension

Besser als die TV-Serie

Tagebuch eines Vampirs 01. Im Zwielicht - Lisa J. Smith

Tagebuch eines Vampirs 01. Im Zwielicht
von Lisa J. Smith

Bewertet mit 4.5 Sternen

“Vampire Diaries” oder auch “Tagebuch eines Vampirs” gehört für mich zu den liebsten Buchreihen – zumindest die ersten vier Bände. Da ich mal wieder Lust auf diese Buchreihe hatte, wollte ich dieses Mal auch den eher schwächeren Bänden 5-9 eine Chance geben. Gesagt, getan. Den Anfang macht der erste Band “Im Zwielicht”, der bis 2008 noch unter dem Titel “Das Erwachen” verlegt wurde.

Lisa J. Smith hat einen unglaublich angenehmen Schreibstil, der mich immer wieder verzaubert und in die Dunkelheit zerrt, denn ihre Bücher spielen sehr häufig in der Dunkelheit oder der Dämmerung. Bereits mit Trilogien wie “Der magische Zirkel” oder “Visionen der Nacht” konnte sie mich unterhalten und zum Teil auch schockieren. Es ist schön zu sehen, welche Mühe sie sich bei Orten, Charakteren und der jeweiligen Handlung immer gibt und ihre Bücher sind so gut wie nie langweilig. “Im Zwielicht” ist spannend und flüssig zu lesen, stellenweise aber auch unglaublich oberflächlich, wenn es um die Hauptprotagonistin geht, denn vor allem Elena ist nicht gerade die sympathischste Protagonistin aller Zeiten.

In ihrem Tagebuch zeichnet sie sämtliche Gedanken, Erlebnisse und Geheimnisse auf, die an sich zwar sehr interessant und lebhaft geschrieben sind, aber gleichzeitig ist Elena unglaublich oberflächlich und egoistisch, sodass es beim Lesen manchmal schon fast weh tut. Sie legt großen Wert auf ihr Äußeres und weiß, dass sie bei ihren Mitschülern gut ankommt. Oftmals spielt sie nur mit den Jungs und nutzt ihre Beliebtheit aus, um an wichtige Information zu kommen. Meistens ist der aktuelle Freund immer nur dann interessant, wenn kein besserer Mann auf sie wartet. Es ist beinahe schon traurig, wie sie mit den Menschen umgeht und wie selbstverständlich sie einige Dinge im Leben nimmt. Ihre Freundinnen sind mir dagegen deutlich lieber, da sie auch sehr viel natürlicher und aufrichtiger wirken. Bonnie ist kein typischer Teenager und wird für ihre Einstellung zu Druiden und zum Hellsehen oftmals belächelt. Dabei nimmt sie dies aber nie persönlich und bleibt anderen Menschen gegenüber freundlich, was mir sehr gut an ihr gefällt. Auch Meredith ist sehr sympathisch. Sie ist durch und durch realistisch und holt sowohl Elena als auch Bonnie oftmals auf den Boden der Tatsachen zurück und behält einen kühlen Kopf.

Mit Stefano lernt man einen interessanten Protagonisten kennen, bei dem man sofort weiß, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er wirkt auf Anhieb wie ein typischer Vampir, was sich auch schnell bestätigt. Positiv ist dabei aber zu sehen, dass er nicht unbedingt ein typischer Vampir ist, so ist er kein Raubtier, wie Vampire in einigen Büchern beschrieben werden. Da er bereits im 14. Jahrhundert geboren ist, merkt man schnell, dass er oftmals ganz andere Vorstellungen vom Leben hat, als die Teenager, mit denen er aktuell zur Schule geht. Er wirkt bodenständig, weitaus weniger oberflächlich und sein Leben wird nicht nur vom Schulsport bestimmt. Seinen Bruder Damon lernt man zwar in diesem Buch nur recht wenig kennen, allerdings merkt man auch bei ihm schnell, dass er so ganz anders ist. Er ist das komplette Gegenteil von seinem Bruder und handelt oftmals weniger moralisch und nimmt sich einfach, was er für richtig hält. Ihre Vergangenheit ist sehr spannend und oftmals sogar interessanter als die Gegenwart.

Seit Stefano in der ruhigen Kleinstadt Fell’s Church aufgetaucht ist, steht die Stadt Kopf, denn es passieren eigenartige Unfälle und Morde, die es zuvor nicht gegeben hat. Auch der Fridhof von Fell’s Church wird immer unheimlicher und gefährlicher, sodass die Bewohner der Kleinstadt verängstigt und nachdenklich wirken, da sie nicht wissen, womit sie es zu tun haben. Da Stefano neu in der Stadt ist, wird natürlich er dafür verantwortlich gemacht – ein typisches Kleinstadtleben, wo man sich gerne auf neue Bewohner einschießt. Schade, aber anscheinend keine Seltenheit. Dazu kommt es immer wieder zur ungewollten Revalität zwischen Stefano und Mitschülern, die mit ihm im selben Footballteam spielen.

Nicht ganz uninteressant ist Catarina, die im 14. Jahrhundert das Herz von Stefano und Damon erobert und sie zu Vampiren gemacht hat. Obwohl sie selbst kein Teil der Welt mehr ist, spielt sie eine entscheidende Rolle, denn Elena soll ihr sehr ähnlich sehen und somit wirkt Stefano selbstverständlich zunächst sehr distanziert und auch geschockt und auch Damon wird durch die Ähnlichkeit auf sie aufmerksam.

Auch wenn Elena oftmals sehr unsympathisch wirkt, muss jedoch gesagt werden, dass ich mir keine bessere Protagonistin vorstellen könnte, denn sie passt einfach in das Umfeld und zu den Salvatore Brüdern, auch wenn man sie oftmals am liebsten schütteln würde. Unglaublich gut gefällt mir auch der Ort Fell’s Church, indem die Geschichte spielt. Es wird alles wunderbar detailliert beschrieben, sodass man sich beinahe so vorkommt, als wäre man selbst Teil des Ortes und seiner Einwohner.

Das Cover ist leider eine absolute Katastrophe, denn es passt absolut nicht zur Geschichte. Einzig die düstere Stimmung passt zur Geschichte, was mir jedoch nicht ausreicht. Das Cover ist nahezu ohne Aussage. Sehr schade, denn das hat das Buch nicht verdient. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls eine mittelschwere Katastrophe, da sie viel zu langatmig ist und bereits zu viel verrät. Ich versteh ehrlich gesagt nicht, wieso man zu den Büchern keine vernünftige Beschreibung hinbekommen hat.

Insgesamt hat mir “Im Zwielicht” trotz seiner Schwächen gut gefallen und ich freue mich bereits auf die nächsten Bände. Wer jedoch Zuschauer der TV-Serie ist, wird von der Buchreihe enttäuscht sein, da sich unglaublich viel unterscheidet und viele Charaktere überhaupt nicht auftauchen. Wer jedoch bereit ist, sich voll und ganz auf die Reihe einzulassen, wird mit Sicherheit seinen Spaß an “Tagebuch eines Vampirs” haben. Empfehlenswert!