Rezension

Besser als erwartet

Die längste Nacht - Isabel Abedi

Die längste Nacht
von Isabel Abedi

Bewertet mit 4 Sternen

Vita liest im Büro ihres Vaters einige Zeilen aus einem noch unveröffentlichten Skript. Die Geschichte spielt im italienischen Dorf Viagello und an dem Manuskript scheint etwas mysteriös zu sein. Kurze Zeit später begibt Vita sich mit zwei Freunden auf eine Reise durch Europa - und kommt zufällig in die Nähe von Viagello! Bei einem Abstecher lernt sie Luca kennen und die Aufdeckung eines behüteteten Geheimnisses nimmt seinen Lauf...

Weil ich kurz nach Veröffentlichung ein paar kritische Stimmen zum Buch vernommen habe, setzte ich an das Buch keine großen Erwartungen. Neugierig war ich aber dennoch, weshalb ich mich für die Leserunde bewarb.

Vielleicht war es gar nicht schlecht, mit keinen großen Erwartungen an das Buch zu gehen, denn hier wird nicht das Rad irgendwie neu erfunden.

Es ist eine nette Geschichte mit Stärken und Schwächen. Protagonistin Vita war eigentlich sehr angenehm, die anderen Figuren vielleicht teilweise klischeehaft, aber niemand in der Geschichte hat groß genervt.

Die lieblose Beziehung zwischen Vita und ihren Eltern war sehr schwer zu lesen, sie tat mir wirklich leid. Ich war irgendwie verwundert, dass Vita dennoch eine mustergültige Schülerin ist und sich an gewisse Regeln hält. Hier hätte ich mir einen etwas rebellischeren Teenager vorstellen können, der seine Eltern durch schlechte Noten oder Nichteinhalten von Grenzen so sehr reizt, damit irgendeine Reaktion kommt.

Beim Handlungsverlauf bin ich zwiegespalten: Einerseits erfährt man schon recht früh gewisse Einzelheiten vom großen Geheimnis. Andererseits war das Lesen doch ziemlich zermürbend, weil im Dorf Viagello niemand mit Luca oder Vita darüber reden wollte. Irgendwann waren mir diese bruchstückhaften Informationen einfach zu langwierig, die das Buch in der Mitte etwas zäh werden ließen.

Die Auflösung des Geheimnis ist einerseits überraschend, zum Teil aber auch vorhersehbar gewesen. Ich möchte hier natürlich nicht spoilern, deshalb ist es schwierig zu benennen, was mir am Ende nicht gefiel. Sagen wir so: Der Grund, weshalb dieses Geheimnis zu einem Geheimnis wurde, habe ich nicht so richtig verstanden. Und ich bin mir unsicher, ob man wirklich mit diesem Wissen so weiterleben kann.

Fazit:

Ein solides Buch, etwas besser als Durchschnitt, hat aber auch Luft nach oben. Kein "Must-Read", aber auch keine verschwendete Zeit, wenn man es liest :)