Rezension

besser als Rubinrot

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02. - Kerstin Gier

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02.
von Kerstin Gier

Bewertet mit 3 Sternen

"Es konnte eigentlich nur besser werden." Das in etwa dachte ich nach dem ersten Teil der Roman-Trilogie "Liebe geht durch alle Zeiten" von Kerstin Gier. "Saphirblau" konnte diese Hoffnung leider nur bedingt erfüllen, denn wo mich die eine Schwäche des Vorgängerromans weniger störte, taten sich umgehend neue Abgründe auf...

Zum Inhalt kann man bei "Saphirblau" relativ wenig sagen. Ein wirklicher Fortschritt in der Handlung um den Chronographen ist kaum zu beobachten. Auch hier zeigt sich wieder, dass sich bei dieser Reihe eigentlich ein einziger Roman als Trilogie ausgibt. So hat "Saphirblau" eben den Mittelteil abbekommen, wo weder etwas neues passiert, noch bedeutende Handlungsstränge aufgeklärt werden. Stattdessen starten die "Ermittlungen" indem Gwendolyn ihren Großvater in der Vergangenheit besucht. Außerdem wird sie auf zwei große Treffen mit dem Grafen 1782 vorbereitet, einer kleinen Abendgesellschaft und einen großen Ball, dem Highlight, der in "Saphirblau" aber auch schon nicht mehr vorkommt, sondern auf den dritten Teil vertagt wird.

Gwendolyn ist leider immer noch sehr anstrengend, naiv und dumm, ist für mich aber erträglicher geworden, nicht zuletzt dadurch, dass ihr nun auch von allen Seiten vorgeworfen wird, wie dämlich sie sei. Die Liebesgeschichte mit Gideon weitet sich aus zu einem riesengroßen Hin-und-Her voller Missverständnisse, Oberflächlichkeiten und Eifersüchteleien, die in kindischsten Analysen mit Gwendolyns bester Freundin Leslie gipfeln. Was Gideon an ihr findet wird daher leider auch nicht ersichtlicher als im ersten Teil und Emotionen wie Romantik oder das obligatorische Bauchkribbeln bei einer Liebesgeschichte kam bei mir zwischen Knutschen und Zicken auch nicht auf.

Leider nimmt Gwendolyn auch einfach gar nichts ernst, was mir langsam nicht mehr glaubhaft erscheint. Immerhin gibt sie oft genug das verängstigte Rehlein, zum Beispiel nach dem Anschlag im Hyde Park aus dem ersten Teil. Wieso sollte sie nicht irgendwann verstehen, dass die Welt um sie herum kein Hollywoodfilm ist und anfangen sich ernsthaft damit zu beschäftigen.

Wenigstens lösen nach über der Hälfte des zweiten Teils auch die Protagonisten langsam mal das "Rätsel" um die "Magie des Rabens" die Gwendolyn inne haben soll. Aber mal ehrlich: Welcher Leser hatte das nicht schon zu Beginn von "Rubinrot" gelöst? Daher wirkt es nur noch aufs peinlichste konstruiert, dass bei Gwendolyn einfach nichts klingelt, denn eine solche Beschränktheit nehme ich einer 16-jährigen einfach nicht ab. Selbst nach einer zweiten Prophezeiung, die Gideon Gwendolyn verrät und die lautet "Zwischen den Welten hört Tote er singen", kommt Gwendolyn immer noch keine Idee. Lösen tut das ganze hinterher Leslie mit ihren Internetrecherchen.

Erfrischend ist dagegen die neue Figur, der Geist des Wasserspeier-Dämons Xemerius, der durch seine freche, oft sarkastische Art endlich mal einen Humor ins Spiel bringt, der nicht aus Gwendolyns schierer Dummheit resultiert.

Daher fand ich den zweiten Teil tatsächlich insgesamt ein wenig besser als den ersten, auch wenn die Handlung nicht wirklich vorankommt und das sprachliche Niveau auch ein bisschen gelitten hat. Zwar schreibt die Autorin flüssig und leicht, der Roman ist schnell durchgelesen, aber sie benutzt doch einfach zu häufig den Laut "Äh", der sich in der geschriebenen Sprache einfach nicht gut macht. Eleganter wäre mal ein "ich zögerte" oder ähnliches, aber es wird praktisch immer nur "geäht".

Fazit: Besser als das erste, nette Geschichte, sehr seicht, leider nicht das, was die positiven Kritiken versprechen und eigentlich wirklich nur für junge Teenies geeignet.