Rezension

Bestandteile des Universums

Nebelrose - Michael Buttler

Nebelrose
von Michael Buttler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Sommerhaus, umgeben von Natur, die Klippen und das Meer ganz nah …
Eine malerische Idylle, wären da nicht jene Erinnerungen an damals, an Vergänglichkeit, an den Tod.

Als Felix nach langer Zeit an den Ort des Geschehens zurückkehrt, wird er bereits erwartet. Eingangs erschrocken, fühlt er sich nach ein paar Flaschen Wein inmitten der Trugbilder sichtlich wohl. Es begann als lustiger Ausflug: Anna, Schnitzer, Don, dessen Schwester Bubi und er. Sie hatten gelacht, getrunken und Hasch geraucht. Pärchen fanden sich, wechselten, doch einer blieb stets das fünfte Rad am Wagen. Irgendwann war die ausgelassene Stimmung gekippt. Felix erlebt Situationen noch einmal und achtet bewusst auf Details. Hätte Schlimmes verhindert werden können? Wer trägt Verantwortung für das, was schlussendlich geschehen ist?

NEBELROSE ist eine Kurzgeschichte zum Thema Liebe und Sühne. Obwohl der Klappentext meines Erachtens schon viel vom Inhalt verrät, gelingt es MICHAEL BUTTLER, eine bedrückende und streckenweise auch mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen. Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen für Felix. Für die Leserschaft geht dies mit leichter Verwirrung einher. Die Anzahl agierender Figuren samt ihren Eigenarten ist dennoch überschaubar. Felix hat ab und an einen Hang zum Theatralischen, Don ist stets konservativ und korrekt gekleidet, Schnitzer immer mit Messer und Holzklotz unterwegs, Anna entflieht einmal mehr ihrer streng katholischen Familie und Bubi trägt ihren Spitznamen aufgrund ihres Aussehens und Verhaltens vermeintlich zu recht. So weit, so gut. Allerdings nimmt der Leichtsinn der fünf Studenten mit steigendem Alkoholpegel zu. Anna wird umso mehr zum Blickfang der Männer und wickelt einen nach dem anderen um den Finger. Doch längst nicht jeder kommt zum Zuge. Die Bilder der Vergangenheit wirken allesamt sehr authentisch und die Interaktionen mit dem Felix der Gegenwart wirken fast schon real. Während Felix‘ Freunde hier und heute ihrem Alltag nachgehen, ist er selbst auf der Suche nach Erlösung und will Buße tun. Die alte Zeit fordert ihren Tribut und so muss er sich auch den grausamen Ereignissen stellen. Der Leser sieht den Tod schon mit der Sense winken. Wen es trifft, lässt sich früh erahnen und wird im zweiten Kapitel auch schon konkretisiert. Auf welche Art und in welchem Zusammenhang ist dennoch erschreckend. Die Legende um die Nebelrose hat MICHAEL BUTTLER sehr feinfühlig dargestellt. Ist sie die Tugend, sind andere Eitelkeit, Lebenslüge, Hinterlist und schließlich der Glückliche. Mit dem überraschenden Ende lösen sich auch Felix‘ Selbstvorwürfe auf und der Leser bleibt nachdenklich zurück …

Fazit:

MICHAEL BUTTLER schafft in seiner Erzählung einen interessanten Spagat zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Er beweist Fingerspitzengefühl und regt zum Nachdenken an. Obwohl sich Kurzgeschichten ideal für die schnelle Lektüre zwischendurch eignen, sollte man der NEBELROSE doch ausreichend Zeit zur angemessenen Entfaltung geben.