Rezension

Bester Teil bisher - Ende aber enttäuschend

Post Mortem - Tage des Zorns - Mark Roderick

Post Mortem - Tage des Zorns
von Mark Roderick

Bewertet mit 3 Sternen

„Post Mortem – Tage des Zorns“ ist der dritte Band der Post Mortem Reihe von Mark Roderick. Die Suche nach einem Serienmörder führt Emilia Ness über mehrere Länder schließlich zu Beginn des Buchs nach Deutschland. Während ihr grausige Päckchen mit Amputaten zugesendet werden, erfährt sie von der Entführung ihrer Tochter aus dem Internat. Hängt dies alles zusammen? Avram Kuyper kehrt unterdessen von einem Auftragsmord zurück, der ihn unerwartet verstört zurücklässt. Doch als sich ein Unbekannter bei ihm meldet, um ihm die Chance zu verschaffen, seinen Erzfeind zu stellen, ist er Feuer und Flamme.

Während der Einstieg etwas schleppend verläuft, nimmt das Buch zur Mitte hin sehr viel Fahrt auf. Die gewohnt kurzen Kapitel, verbunden mit den Perspektivenwechseln zwischen den beiden Protagonisten erzeugen mitreißende Dynamik und Spannung in einem gut ausgedachten Setting. Zum Ende des Buches, wenn das eigentliche „Finale“ eintritt, ist dies leider schon wieder verflogen. Zu einfach ist die Lösung, zu leicht ist es für die Protagonisten. Schade, wo doch der Mittelteil so begeistert hat, auch wenn dieser durch eine nervige Ex-Machina Unterstützung eine Vollbremsung eingelegt hat. Danach ging es relativ konstant bergab mit Spannung und Realismus. Gut gestaltet waren aber insgesamt einige Aspekte, die den Leser in die Irre geführt oder in Sicherheit gewogen haben, deren Auflösung man am Ende so nicht kommen sah.

Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden, erfährt man in Teil 3 etwas mehr über Avrams Vergangenheit. Für den Leser ist dies interessant, vor allem um Avrams Motive in der Gegenwart zu verstehen, dennoch liefern diese Rückblicke nicht genug Mehrwert um das damit verbundene Drosseln der Spannung auszugleichen. Beschreibungen sind hier außerdem sehr vage, die entscheidenden Gefühle erlebt der Leser nur mit „Gegenwarts-Avram“ auf der Metaebene und nicht live im Flashback. Nichtsdestoweniger nimmt der Leser in Teil 3 eine engere Bindung zu Avram auf. Emilia hingegen gefiel mir diesem Buch nicht gut. Ihre Gefühle und Gedanken erschienen oft zusammenhangslos und nicht zu ein und derselben Person passend. Das machte sie insgesamt nicht sehr plastisch und verhinderte die Identifizierung des Lesers mit ihr. Außerdem merkwürdig: Mika war in diesem Buch quasi nicht-existent. Nicht, dass er mir nicht sowieso unsympathisch wäre, aber jetzt hatte er den Charakter eines Requisits, dass immer dort ist, wo gerade NICHTS passiert. Ich weiß nicht, wie viele Teile es in dieser Reihe noch geben wird, aber so langsam frage ich mich, warum man den Charakter Mika überhaupt eingeführt hat.

Einer der Hauptgründe, warum mir dieser Teil besser gefällt als die beiden vorangegangenen, ist die Perfidität des Antagonisten. Die Psychospiele (oder –terror) und die kranken Ideen in seinem Kopf jagen dem Leser eine Gänsehaut ein – meiner Meinung nach auf einem anderen Level als zuvor.

Insgesamt 3 von 5 Sternen, weil das grandiose Feuerwerk leider schon im Mittelteil verschossen wurde und ich mir wieder eine richtige Emilia wünsche, wie man sie kennt. Nach Teil 2 wollte ich mir Teil 3 auf keinen Fall kaufen. Jetzt bin ich aber froh, dass ich ihn im Rahmen einer Leserunde lesen durfte.