Rezension

Besuch aus dem All

Guides - Die erste Stunde - Robison Wells

Guides - Die erste Stunde
von Robison Wells

Bewertet mit 4 Sternen

Ein gigantisches UFO ist in den USA gestrandet. Seither hält die Welt den Atem an. Wer oder was befindet sich in dem zigarrenförmigen Riesenteil? Und muss sich die Menschheit vor dem Besuch fürchten?

Robison Wells greift die Grundidee der außerirdischen Besucher auf. Meiner Meinung nach kann man dieses Thema in so vielseitigen Varianten schildern, dass es an und für sich niemals langweilig wird. Und der Autor hat es meiner Ansicht nach geschafft, der Alien-Landung weitere Aspekte und eine gelungene Perspektive zu verleihen.

Alices Vater arbeitet bei der NASA und geht dem Geheimnis auf den Grund. Daher siedelt er nach Minnesota - in Ufonähe um -  und nimmt seine Tochter in ein hiesiges Internat mit, wo sie erste Reihe fußfrei vor den Ereignissen sitzt.

Zuerst handelt es sich um ein Jugendbuch, dass mit Alice - dem charmant-dreisten Teenie-Girl - eine sehr toughe Protagonistin hat. Allerdings ist sie nicht die typische Heldin, die sich in perfekter Manier gegen die Welt stellt, sondern ein relativ normales Mädchen, dass reale Zweifel, Ängste und Sorgen hat. Ich mochte besonders den sarkastischen Ton und die Selbstironie mit der Alice sich und die Welt betrachtet. Dabei hat der Autor diese Wesenszüge so eingesetzt, dass sie weder überstrapaziert noch unglaubwürdig wirken, sondern richtig sympathisch rüberkommen.

Zum Jugendbuchstil gehört auch die Unterbringung im Internat, die weitere jugendliche Charaktere in die Geschichte holt. Die Nebenfiguren sind ebenso authentisch beschrieben und fügen sich gelungen ins Gesamtbild ein. 

Die Aliens selbst haben mich sehr überrascht, weil es zu Entwicklungen kommt, die doch nicht zum gängigen Klischee passen. Hier hat Robison Wells exzellente Ideen gesponnen und zu höchst interessanten Wendungen in der Geschichte vereint.

Gleichzeitig geht er noch auf Hintergründe zu den Ureinwohner Nordamerikas ein, wodurch neben der packenden Handlung sogar noch kultureller Mehrwert in der Geschichte steckt. Denn Alice stammt mütterlicherseits von den Navajo-Indianern ab und auf diese Weise kommt ihrer Kultur erheblicher Raum zuteil.

Erzählweise und Handlungsaufbau lassen im Grunde keine Wünsche offen. Es gibt ruhige Abschnitte, die Licht auf die Ausgangslage werfen und dabei den Leser in der Geschichte und Alice im Internat ankommen lassen. In leicht gruselig-faszinierenden Passagen kommt man dann langsam einem Geheimnis auf die Spur, während der Showdown zum Ende hin mit Spannungen und Überraschungen punkten kann und man so dieses Büchlein relativ rasch durchgelesen hat. 

Hier bin ich auch bei meinem einzigen Kritikpunkt angekommen, der in der Kürze dieser Alien-Story liegt. Es werden sehr viele Themen bearbeitet und es passiert richtig, richtig viel, sodass man sich fragt, wie das auf den paar Seiten überhaupt Platz gefunden hat. Manches ging dann doch Schlag auf Schlag und ich hätte mir eine Spur mehr Spielraum für die Entwicklungen gewünscht.

Trotzdem ist es eine großartige Story, die die Aliens auf die Erde holt, und deren Geheimnis man als Leser gemeinsam mit Alice unbedingt selbst entdecken muss.