Rezension

Bewegend, traurig und doch hoffnungsvoll

Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks - Cynthia Hand

Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks
von Cynthia Hand

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist immer hart mitzuerleben, wie jemand aus dem näheren Kreis der Familie stirbt - und erst recht, wenn dieser von eigener Hand starb. Was für Gründe muss jemand haben, um zu so einem Schritt zu kommen? Dieser endgültigen Frage geht auch die Protagonistin Alexis in Cynthia Hands neuem Roman nach.

Am 20. Dezember bringt sich Alexis´Bruder Tyler selbst um. Ab diesem Zeitraum geht für Lexie alles bergab - sie hat ihren Bruder verloren, weiß nicht was ihn geplagt hat und gibt sich die Schuld daran. Denn Tyler hat ihr vor seinem Tod eine SMS geschickt und sie hat sie nicht beachtet. Hätte sie daran noch etwas ändern können? Vor diesem Schicksalsschlag hat Lexie ein wundervolles Leben geführt - einen tollen Freund, ihren Traum Mathematik  zu studieren - und mit Tylers Tod ändert sich die Gleichung, unwiderruflich. Lexie wird von dem Gedanken verfolgt, dass sie noch etwas hätte ändern können, hätte sie nur auf die SMS geachtet - daher versucht sie mehr, über Tylers Beweggründe herauszufinden.

Dem Buch haftet die ganze Zeit eine melancholische Schwere über - es frisst einen innerlich auf, wie sehr die Charaktere durch den Tod leiden, allen voran Lexie, da sie sich die Schuld daran gibt. Sie hatte eigenlich alles, einen super Freund, ihr Traum kann verwirklicht werden, Mathe zu studieren - und dann das. Es reisst sie aus dem Leben, den Boden unter den Füßen weg. Auch ihre Mutter ist nur noch eine Marionette ihrer selbst. Lexie geht zu einem Therapeuten, der ihr nahegelegt hat, Medikamente zu nehmen, was sie aber vehement abgelehnt hat. Daraufhin schlägt er ihr vor, ein Tagebuch zu schreiben, was sie auch tut. Hier erfährt sie mehr und mehr über die Hintergründe und scheint doch einiges mehr zu wissen, als sie ahnt. Auch als Leser kann man hier tiefer Einblick nehmen, oft zieht es einem echt das Herz zusammen.

Als Leser ist man natürlich genauso wie Lexie erpicht darauf, aus welchem Grund das Unglück geschah und man forscht mit ihr zusammen danach. Das bringt einen immer näher mit ihr und man kann sie sehr gut verstehen, ihre Handlungen, ihre Gedanken und einfach alles. Manchmal ist es so, als wäre man direkt bei ihr dabei.

Das Thema beschäftigt einen auch noch hintenach, eine leichte Lektüre für Zwischendurch ist dies keinesfalls - es regt zum Nachdenken an, wie man solche Signale erkennen kann und was einen Menschen so bewegt, dass er zu so einem fatalen Schritt fähig ist. Bestimmt hat jeder schon einmal gedacht, am liebsten würde er dem ein Ende setzen, es aber dann auch ernsthaft so zu meinen und auch tun? Das ist schon ein großer, großer Schritt und hinterlässt viele trauernde Menschen und Erinnerungen.

Ein gut gelungener Roman allemals, den man ohne schlechten Gewissen weiterempfehlen kann an die jüngeren und auch etwas älteren Leser unter uns, die nicht nur eine seichte Unterhaltung mit Lovestory bevorzugen, sondern gern auch einmal etwas Tiefgründiges lesen!