Rezension

Bewegende Geschichte über das Leben

Das Apfelblütenfest - Carsten Sebastian Henn

Das Apfelblütenfest
von Carsten Sebastian Henn

Das jährliche Apfelblütenfest ist in vollem Gange, da steht plötzlich eine junge Frau vor Apfelbauer Jules und bewirbt sich als Haushälterin. Dabei ist die Stelle seit über 30 Jahren vakant, Jules hat das Stellenangebot nämlich als Kind in einen Apfelbaum geritzt, nachdem er seine Mutter auf tragische Weise verloren hat. Obwohl Lilou anfangs so gar nicht mit ihren Qualitäten als Haushälterin überzeugen kann, schafft sie es dennoch, die Probezeit zu bestehen und erobert nach und nach Jules Herz.

Was sich anhört wie ein absolut unkompliziertes Wohlfühlbuch, entpuppt sich dann doch als überraschend tiefgründiger und bewegender Schicksalsroman. Während Lilou und Jules sich nach und nach zu einem Paar zusammenraufen, tauchen Probleme und schier unüberwindbare Hindernisse am Horizont auf, denen sich die beiden stellen müssen. Während Lilou dabei den temperamentvollen und impulsiven Anteil am partnerschaftlichen Leben verkörpert, ist Jules eher ein nachdenklicher, verschlossener und bisweilen auch melancholischer Typ. Das Aufeinanderprallen dieser extremen Charaktere macht einen großen Reiz aus und es ist dem Autor hervorragend gelungen, die unterschiedlichen Lebensentwürfe und -einstellungen darzustellen. 

Dabei verliert die Geschichte nie ihre Leichtigkeit, denn die Protagonisten dürfen trotz ihrer Probleme eine wunderschöne Zeit der Verliebtheit erleben; die französische Lebensart mit ihren Gaumengenüssen, begleitet von Cidre und Calvados, und die wunderbaren Landschaften der Normandie samt ihrer Atlantikküste tragen ihren Teil dazu bei, dass weder Figuren noch Leser in eine Stimmungstief abstürzen, wenn auch so mancher schöne Frühlingstag schon von bösen Vorahnungen überschattet ist. 

Der Sprachstil ist eloquent und beschwingt, ich fand ihn stilmäßig sehr schön zu lesen. Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er es sich mit dem Ende der Geschichte auf keinen Fall leicht gemacht hat. Sie endet traurig aber schön, und das so hinzubekommen ist bestimmt nicht einfach gewesen. Auch am Ende verstärkte sich in mir nochmal das Gefühl, hier keinesfalls leichte Kost zu lesen, sondern einen Roman mit einer eindringlichen Botschaft, nämlich das Leben zu leben und zu genießen, solange noch Zeit dafür ist.