Rezension

Bewegende Geschichte zweier Schwestern

Die Nachtigall
von Kristin Hannah

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman „Die Nachtigall“ erzählt eine bewegende Geschichte zweier starker Frauen, die im besetzten Frankreich im Zweiten Weltkrieg ums Überleben kämpfen.

Der Roman „Die Nachtigall“ erzählt eine bewegende Geschichte zweier Schwestern, die im besetzten Frankreich ums Überleben kämpfen. Isabelle und Vianne sind charakterlich sehr unterschiedlich und haben verschiedene Ansichten auf das Leben in der besetzten Stadt. So wählt jede den Weg aus, der zu ihrem Charakter passt.

Die Entwicklung der beiden Frauen wird durch die Ereignisse im Krieg geprägt.
Die Charaktere sind vielschichtig angelegt und entwickeln sich weiter. Sie zeigen, wie sich Menschen in extremen Situationen verändern, wie aus Nachbarn Kollaborateure werden, wie sie Propaganda zu Judenhassern werden lässt. Glaubwürdig sind auch die verschiedenen Charaktere, die im Untergrund arbeiten.

Die Geschichte der beiden Schwestern beruht auf Schicksalen französischer Frauen während der deutschen Besetzung Frankreichs. Der Roman erzählt eindringlich das Leben und die Leiden der Bevölkerung unter der Besatzung. Wie sie die Hungersnot bekämpft haben, während die Besatzer im Überfluss schwelgten. Wie sie zusehen mussten, wie Juden deportiert wurden und wie der Nachbar zum Kollaborateur wurde. Wie sich die Menschen am Eigentum der Juden bereichert haben. Ausführlich wird über die Arbeit der Résistance berichtet. Die Zeitspanne des Romans erstreckt sich vom Kriegsanfang über die Landung der Alliierten und die Befreiung der KZ´s bis zu den Kriegsheimkehrern. Die geschichtlichen Zusammenhänge werden im Buch gut erklärt.

Die Autorin lässt abwechselnd Vianne und Isabelle, in einem eindringlichen und emotionalen Schreibstil, über ihre Erlebnisse erzählen. Den Einstieg in den Roman sind die Erinnerungen einer alten Dame, die 1995 ihr Haus in Oregon verlässt, um in eine Seniorenresidenz zu ziehen. Eine Einladung nach Paris und ein alter Koffer lassen ihre Vergangenheit lebendig werden. Einige dieser Kapitel aus der Gegenwart sind in die Geschichte eingebaut und der Leser fragt sich, welche der beiden Schwestern es ist.

Bei der schonungslosen Schilderung der Gräueltaten der Besatzer hatte ich Bilder aus diversen Dokumentationen im Kopf. Ich habe schon einige Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen, aber noch  keines, das so bewegend über das Leben unter der deutschen Besatzung in Frankreich berichtet. „Die Nachtigall“ ist ein Roman, der sehr gut recherchiert und authentisch ist und sich gut lesen lässt.