Rezension

Bewegende, hochemotionaler Generationenroman

Die Ungehörigkeit des Glücks
von Jenny Downham

 

Als ob das Leben der 17jährigen Katie nicht schon kompliziert genug wäre: die alleinerziehende, selbst ziemlich überforderte Mutter Caroline erwartet von ihr die bedingungslose Unterstützung im Familienalltag, hauptsächlich in der Sorge um den verhaltensauffälligen jüngeren Bruder, eine beispiellose Schulkarriere sowie moralische Unterstützung im Scheidungskrieg der Eltern.

In dieser Situation werden Mutter und Tochter plötzlich vor eine weitere Herausforderung gestellt, nämlich die Pflege der demenzkranken Großmutter, die nach dem Tod des Partners eine neue Anlaufstelle braucht. Während Katies Mutter die lebenslustige, aber zunehmend  verwirrte Mary nur widerwillig aufnimmt, weil sie selbst bei einer Tante aufwuchs und sich zeitlebens von der eigenen Mutter abgeschoben fühlte, lässt sich Katie auf die alte Dame ein und hilft ihr, die immer größer werdenden Erinnerungslücken zu füllen. Dabei kommen nicht nur die Umstände von Mary und Carolines Leben zu Tage, sondern Katie lernt auch viel für ihr eigenes Leben von der emotionalen und tempramentvollen Großmutter, für  ein Leben jenseits der überkommenen Konventionen und gesellschaftlichen Zwänge, über das verbotene Glück, wo eigentlich alles dagegen spricht. Alle drei Frauen, soviel sei verraten, nehmen aus der anfangs ungeliebten neuen Lebensgemeinschaft entscheidende Dinge für ihr Leben mit.

Nach den Themen Vergewaltigung und Leukemie ihrer beiden früheren Romane fasst Jenny Downham erneut mit viel Fingerspitzengefühl die heiklen  Themen Demenz und Homosexualität an und schafft eine bewegende und authentische Geschichte mit  überzeugenden Charakteren. Kein Paukenschlag, dafür ein Buch der leisen und umso nachhaltigeren Töne.