Rezension

bewegende und tief berührende Familiengeschichte

Die Fliederinsel - Sylvia Lott

Die Fliederinsel
von Sylvia Lott

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext: Sie mussten fliehen, um ihr Leben zu retten. Doch das Kostbarste ließen sie zurück ...

In ihrem Ferienhäuschen auf der idyllischen dänischen Insel Fünen entdeckt die Urlauberin Celia ein wunderschönes Fliedergemälde, das seit Jahrzehnten als verschollen galt. Ihre Vermieterin ist beim Anblick des Bildes tief bewegt und erzählt Celia die Geschichte ihrer Mutter, der jüdischen Malerin Ruth Liebermann. Im Jahr 1938: Das frisch verheiratete Paar Ruth und Jakob Liebermann muss aus Berlin fliehen, auf Fünen finden die beiden im ehemaligen Sommerhaus von Ruths Familie Zuflucht. Trotz der schwierigen Situation erleben sie glückliche Jahre, Ruth kann mit ihrer Passion, dem Malen, sogar die Familie ernähren. Als sie erneut zur Flucht gezwungen sind, müssen Ruth und Jakob die folgenschwerste Entscheidung ihres Lebens treffen …

Ein wunderschönes Cover, Fliederblüten in einer Kanne, sphärische Farben, sanfte Wellen hat mich sofort angesprochen. Flieder gehört in meinen Garten, weiß bis lila und der Duft des Flieders ist betörend.  

Die Protagonistin Celia macht allein Urlaub auf Fünen, da ihre Männer auf der Schlei segeln und entdeckt nach einem Ungeschick, das ihr im Ferienhaus passiert, eine Leinwand mit einem Fliederstrauß und bringt die Leinwand zu ihrer Vermieterin. Inger ist tief berührt und erzählt Celia ihre Lebensgeschichte, von ihren Eltern Jakob und Ruth Liebermann….

Eine bewegende Geschichte, die ihren Anfang im Berlin der 30iger Jahre hat, als die Nationalsozialisten Juden verfolgen, ihre Geschäfte demolierten, Jakob und Ruth nachts vor Angst nicht mehr schlafen können und bei jedem Geräusch in Panik ausbrechen, von den Überlegungen zu flüchten, der Angst, nicht zu wissen, ob ihnen die Flucht gelingen würde, die nach vielen Schwierigkeiten gelingt, den Problemen in Dänemark, den Rückschlägen und der ewigen Angst im Nacken. Doch auch von Augenblicken des Glücks, der Unbeschwertheit, ihren Empfindungen, ihrem Tatendrang.

Als Leser war ich mitten im Geschehen, ich habe gezittert und gebangt, gelächelt und mir liefen die Tränen und ich habe Neues gelernt, denn mir war nicht bekannt, dass Dänemark jede Diskriminierung, also auch Judenregistrierung, -kennzeichnung und -verfolgung abgelehnt hatte und nach der Ankündigung der  Deportation die jüdischen Mitbürger gewarnt wurden , nach Einschaltung des schwedischen Königs  über die schwedischen Radionachrichten ein Aufnahmeangebot Schwedens verbreitet wurde und viele in Schweden Aufnahme fanden;  Ebenso die Aktion der Weißen Busse, mit der Dänemark viele Juden aus dem Konzentrationslager Theresienstadt nach Dänemark zurückgeholt hat.

Alle geschichtlichen Fakten und die Lebensgeschichte Jakob und Ruth Liebermann  hat Sylvia Lott  wunderbar in einen Roman voller Spannung  verpackt und mich so sehr an das Buch gefesselt, dass ich Nachtlesestunden eingelegt habe, weil ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte. Der geschichtliche Hintergrund des Romans ist sehr gut recherchiert und fordert den Leser zum Nachdenken auf.