Rezension

bewegender Roman vor den Kulissen von Sylt

Mit dir am Horizont - Julia Rogasch

Mit dir am Horizont
von Julia Rogasch

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Anna müsste eigentlich wunschlos glücklich sein: Sie führt ein tolles Leben in Hamburg, arbeitet zusammen mit ihrem Mann Ludger in einer Kanzlei, vor deren Übernahme sie gerade stehen und sind Teil der Hamburger Elite. Doch ein Brief ihrer ehemals besten Freundin Tessa, die sie dringend um Hilfe bittet,  bringt ihr komplettes Leben durcheinander und nichts scheint mehr zu sein, wie es mal war. 
Dieser Roman hat mich doch sehr berührt, schon alleine, wie wichtig es ist, Freundschaften aufrecht zu erhalten und um sie zu kämpfen. Zu schnell gerät man in Mißverständnisse und verliert dadurch etwas ganz besonderes. 
Die Charaktere wie Frau Jansen, Frau Mey- ihre Sekretärin, Luisa, Claas und seine Mutter und auch die Eltern von Anna sind so liebevoll, so warmherzig und hilfsbereit dargestellt, alles Personen, die Anna so sehr in ihrem so terminlich verplantem, eher vom Ehemann und Schwiegereltern bestimmten Leben so dringend braucht. Sie merkt gar nicht, wie sehr sie in diesen Schicki-Micki-Sog gerät, alles wird selbstverständlich, das Geld, die Partys, die High Society, Vorzüge und Annehmlichkeiten,  die Events- keine Sorgen machen, weil das Leben ja läuft. Doch dann kommt die Erinnerung an Tessa, die Reise nach Sylt und auf einmal stellt sie vieles in Frage, überdenkt ihr Leben und begegnet Menschen, die viel ausgeglichener sind, die das Leben genießen, aber auf ganz andere Weise... 
Man kann sich in die vielen Gedankengänge von Anna so reinfühlen, das Gefühlschaos, die Sehnsucht und der Wunsch, dass sie Tessa noch einmal hätte sehen können und sich ausgesprochen hätten. 
Die Beschreibungen von der Insel selber kann jeder, der Sylt kennt,  genauso nachvollziehen, in Gedanken reist man wirklich an die jeweiligen Orte dort mit, hat das Gefühl, die Luft zu riechen, das Meer zu sehen, den Wind zu spüren.Einige Auszüge und Beschreibungen im Buch sind so passend: Die typischen Reetdachhäuser, dass die Welt dort wie eine Puppenstube wirkt, der Wind bläst den Kopf frei,damit er wieder Mitspracherecht hat,  das Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit. Ein Feuerwerk der Emotionen, man fühlt sich wie ein klitzekleiner, unscheinbarer Punkt auf dieser Welt.... 

Das Buch ist zwar ein wenig vorhersehbar, aber das macht gar nichts, weil man als Leser genau dasselbe hofft und wünscht. Ein paar offene Fragen blieben am Ende und  die Liebesgeschichte hätte ich mir ein wenig ausführlicher gewünscht, gerade am Ende, möchte man so gerne noch viel mehr über die ans Herz gewachsenen Charaktere lesen, aber interessant, dass dem Leser ein wenig eigene Phantasie gelassen wird. Manchmal waren die Gedankengänge von Anna etwas lang oder auch wiederholt, aber alles in allem hat mir das Buch sehr gefallen,selbst wenn die Geschichte eher traurig und sehr nachdenklich stimmte.  Julia Rogalla  hat einen tollen, bewegenden Schreibstil und ich freue mich schon auf weitere Bücher von ihr.