Rezension

Bezaubernde Weihnachtsgeschichte

Winterblüte
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

Anfang Dezember 1902 findet Christian Baabe eine schiffbrüchige Frau am Strand des Ostseebades Heiligendamm. In ihren Händen hält sie einen Zweig, den sie sich auch nicht wegnehmen lässt. 
Christians Familie führt in Heiligendamm das Hotel Baabe, wohin er auch die junge Frau mitnimmt.
Sie jedoch weiß weder, wo sie herkommt noch wie sie heißt. Mit dieser Tatsache ist sie Christians Mutter ein Dorn im Auge.
Die junge Frau freundet sich mit Christians Schwester Johanna an. Diese soll nach dem Willen ihrer Eltern demnächst verheiratet werden - mit einem Mann, den sie nicht liebt. Die Familie ihres Liebsten ist mit ihren Eltern seit ewigen Zeiten im Streit, so dass keine Hoffnung besteht, den Mann heiraten zu können, den sie liebt.
Die junge unbekannte Frau wird von Johanna Barbara genannt, denn der Zweig, den sie in Händen hielt, ist ein Barbarazweig. An diese Tradition konnte sich die Fremde noch erinnern und erzählt Johanna davon. 
Wer am 04.12. einen Obstzweig ins Wasser stellt und dessen Blüten zu Weihnachten aufgehen, soll im nächsten Jahr eine gehörige Portion Glück haben.
Johanna, die wegen der ungeliebten Hochzeit alles Glück der Welt brauchen kann, schneidet sich ebenfalls einen Zweig. Beide Frauen hoffen nun auf das große Wunder, denn gebrauchen können sie es beide...

Mit ihrem neuesten Roman entführt die Autorin Corina Bomann den Leser zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Heiligendamm.
Es ist eine Zeit, in der oftmals noch die Ehen nach dem Willen der Eltern geschlossen wurden. Da ging es nach Ansehen und Stand, persönliche Belange der zu Vermählenden waren nicht gewünscht.

So sind in diesem Roman Johanna und Christian die Leidtragenden. Johanna liebt einen Mann, den sie nie heiraten darf, da ihre Eltern in Streit liegen. Christian fühlt sich zu der fremden jungen Frau hingezogen, die in den Augen seiner Mutter nicht standesgemäß ist. Zudem weiß ja auch niemand, wo sie herkommt und was sie im Schilde führt.
Die Mutter unterbindet alles im Keim und drückt den Anfängen ihren eigenen Stempel auf.

Corina Bomann versteht es wieder einmal mehr, den Leser in ihren Bann zu ziehen.
Die Geschichte spielt in der Vorweihnachtszeit und bringt dem Leser auch die Tradition der Barbarazweige nahe. Mir war diese bislang völlig unbekannt, aber sie fasziniert mich, so dass ich mich im kommenden Dezember auch einmal daran versuchen werde.

Die Protagonisten des Romans kommen dem Leser sehr authentisch vor. Man lernt die sympathische Fremde kennen, wie auch die Geschwister Johanna und Christian und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen. Man nimmt als Leser an ihren Schicksalen Anteil und wünscht ihnen nur das allerbeste.
Bei den Eltern reicht es leider nur bis zum Kopfschütteln, die zwar selbst seinerzeit aus Liebe geheiratet haben, dies aber ihren Kindern verwehren wollen.
Die Sympathieträgerin des Buches ist für mich die fremde Frau, die Barbara genannt wird. Sie kommt zu Leuten, die sie nicht kennt, in eine ihr unbekannte Umgebung und weiß nicht, wer sie ist. Sie versucht verzweifelt, sich zu erinnern. Auch die Anfechtungen von Christians Mutter nimmt sie ruhig und beherrscht auf, beugt sich allem, was ihr dort widerfährt, ohne aufzubegehren. Sie zeigt eine Größe, die bewundernswert ist und die sie absolut liebenswert erscheinen lässt. Eine Frau, die man selbst gern als Freundin hätte.

Ein wunderbarer Roman, den man nicht aus der Hand legen möchte. Man leidet, liebt und agiert mit den Protagonisten und ist sofort mittendrin im Geschehen.
Der Schreibstil der Autorin macht es möglich, das Buch genießen zu können. Es gibt keine Längen oder Schnörkel, die es künstlich in die Länge ziehen, da ist jede Zeile es wert, gelesen zu werden.

Das Cover des Buches ist ausgesprochen gelungen. Die Blüten werden mit kleinen glitzernden, in Gold gehaltenen, Tupfen umrahmt, die etwas erhaben auf dem Cover zu finden sind.

Auch für dieses Buch spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.