Rezension

Biestig, liebenswürdig und durchtrieben

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker - Renate Bergmann

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker
von Renate Bergmann

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Renate Bergmann, bekannt geworden durch ihre Twitter-Nachrichten, ist eine Dame mit alten Idealen in einer neuen medialen Welt. Mit 82 Jahren und nach vier Ehemännern noch recht rüstig, erzählt sie uns in kleinen Episoden aus ihrem Alltag mit und ohne Facebook.

Meine Meinung:
Eigentlich ist Frau Bergmann eine schreckliche Person, anhand derer so vieles, was einem an älteren Personen stören kann, hineinprojiziert und überspitzt worden ist. Angefangen von dem Neugierigsein und Ausspionieren über die pingelige Sorgfalt für Sauerkeit, Ordnung, Benehmen, Schlafens- und Aufstehzeiten bis hin zu langsamem Autofahren und ewigen Nörgeleien. In diesem Buch hat mir das - auch zu meinem Erstaunen - jedoch gut gefallen. Zum einen wurde ich an meine eigenen Großeltern liebevoll (!) erinnert und zum anderen treibt es Frau Bergmann manchmal so dreist und hinterlistig auf die Spitze, dass der Zwiespalt zwischen 'Madame' und 'Bad Girl' herrlich komisch ist. Es ist erfrischend, dass zwischen den Zeilen voller Gram und Verbitterung die positive Lebenseinstellung und der Humor überwiegen und trotz Gegensatz wunderbar im Einklang liegen.
Handys, Twitter, Facebook & Co sind nur am Rande und eher als Stilmittel für die (vermeintliche) Weltoffenheit vorgekommen.
In einigen Abschnitten war das Buch etwas langatmig, da Episoden wiederholt angesprochen wurden, doch im Ganzen ließ es sich sehr gut, flüssig und unterhaltsam lesen.

Fazit:
Eine lustige Sammlung von Anekdoten über die neue Welt aus Sicht von früher (und andersherum).