Rezension

Big-Brother in Buchform

Die Terranauten
von Tom Coraghessan Boyle

Bewertet mit 0.5 Sternen

Mischung aus Big-Brother und Dschungelcamp und genauso langweilig und seicht.

In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn – und sie wird schwanger. Kann sie das Kind austragen?...(Klappentext)

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In den 1990er Jahren gab es das Experiment in der Wüste Arizonas, welches Biosphäre 2 genannt wurde. Acht Frauen und Acht Männer, verschiedene Spezies und Pflanzen sollten in einer künstlichen Umgebung die, durch eine Glaswand von der Außenwelt getrennt, 2 Jahre abgeschottet werden sollten. Das Ziel war, ein von der Außenwelt unabhängiges, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu erschaffen und zu beweisen, dass in so einem System ein Leben langfristig möglich ist.
Dieses Experiment wurde von T.C. Boyle aufgenommen und in einen Roman verpackt.

Erzählt wird aus sich wechselnder Perspektiven von Dawn und Ramsay, welche die Sichtweise aus dem Inneren dieses Systems vertreten und Linda, welche die Sichtweise Außerhalb dieser Abschottung vertritt.
Dies geschieht in Form von Nacherzählungen, vergleichbar mit Tagebucheinträgen.

Ich erwartete einen Roman, welcher die wissenschaftlichen Aspekte behandelt, z.B. wie sich dieses künstliche Ökosystem auf den Körper auswirkt, auf die grundlegenden Aspekte des täglichen Lebens wie Essen, Schlafen, Hygiene, natürlich wie sich das alles auf die Psyche auswirkt (Gruppenbildung, anormales Verhalten, Entgleisung gesellschaftlicher Normen) und wie dies alles auf Außenstehende gewirkt haben muss. Dies alles verpackt in einen Roman, geschrieben von einem hochgepriesenen Autor, der auch als schriftstellerisches Genie bezeichnet wird und nicht nur aufgrund der hohen sprachlichen Qualität, welche seine Bücher beinhalten.
Dies und die vielen positiven Rezensionen ließen mich dieses Buch kaufen - mein erster T.C. Boyle-Roman.

Was mich jedoch erwartete war primitives Big-Brother-Dschungelcamp in Buchform. Zugegeben, es wurden viele Probleme wie z.B. Hunger und der daraus entstehende Futterneid, Sauerstoffmangel und was tun bei einem Stromausfall, behandelt, aber diese wurden meist nur am Rande erwähnt, bzw. schnell abgehandelt. Selbst die Schwangerschaft und Geburt waren so schnell vorbei wie sie erwähnt wurden. Als wären dies nur kleine Problemchen.
Im Vordergrund stehen vor allem Gemütsschwankungen und die daraus resultierenden Streitereien, welche jedoch eher Kindergartenniveau erreichen. Aja, und Sex. Sex ist das Hauptthema in diesem Roman. Mir war durch die Inhaltsangabe klar, dass sich hier einiges abspielen würde, denn von nix wird man ja nicht schwanger...aber Mann...was hier rumgevögelt wurde.

Von den Hauptprotagonisten war keiner wirklich ein Sympathieträger, was mich jedoch nicht sonderlich störte. Auf so engem Raum, über so lange Zeit hinweg und mit all den Problemen würde bei jedem das Animalische und der Egoismus hervortreten (vielleicht auch deswegen die viele Rumvögelei als gäbe es kein Morgen?). Aber hier waren alle von Anfang an Unsympathler und auf einem Niveau pupertierender Teenies.
Vor allem Linda's Passagen ließen mich nicht nur einmal genervt mit den Augen rollen. Hier bekommt man keinen Einblick in die Sichtweise einer Außenstehenden, sondern in die Gedankenwelt einer egoistischen, selbstmitleidigen, bipolaren Dramaqueen. Auf diesen Seiten wird dann gejammert, getrotzt und auf die Welt und alle Mitmenschen geschimpft was das Zeug hält.
Dabei bedient sich der Autor einer sehr einfachen Sprache (wo war hier die hochgepriesene sprachliche Qualität?).
Die Spannung hält sich mehr als nur in Grenzen, sie ist nämlich gleich gar nicht vorhanden. Da wird schon im Vorfeld eines Problems der Ausgang beschrieben oder angedeutet und wenn nicht da, dann im Satz vor dem Ereignis. Es war also immer schon die Luft raus, bevor sie überhaupt drin war.
Der Roman plätschert also seicht dahin und beinhaltet auch die ein oder andere Länge. Und das Ende? Tja, irgendwie gibt es keines. Der Roman endet abrupt - einfach nur Punkt, Klappe zu, Affe tot..oder in meinem Fall die Erwartung, wobei...die war eigentlich schon lange vorher dahin.

Fazit:
Für mich war der Roman eine Mischung aus Big-Brother und Dschungelcamp und auch genauso primitiv und seicht. Meine Erwartungen waren also definitiv zu hoch.
Zu meinem Fazit muss ich wohl nicht mehr viel sage, außer, dass mich dieses Buch und der Autor wirklich enttäuscht zurücklassen.