Rezension

Bilder der Provence

Brennender Midi - Cay Rademacher

Brennender Midi
von Cay Rademacher

Bewertet mit 4 Sternen

Die Sommerferien neigen sich dem Ende entgegen und die Franzosen machen sich auf den Heimweg. Tage und Nächte voll gepackt mit Unfallberichten, Streitereien und was sonst noch damit einhergeht, dass man nach dem Urlaubs- wieder in den Alltagsmodus umschalten muss. Zunächst scheint der gemeldete Unfall am Olivenhain genau ins Muster zu passen, bis sich herausstellt, dass ein kleines Schulungsflugzeug abgestürzt ist. Der Militärpilotenschüler stand kurz vor dem erfolgreichen Abschluss seiner Prüfungen und machte einen völlig gesunden Eindruck und auch das Flugzeug war in bestem Zustand. Capitaine Roger Blanc, nun schon seit etlichen Wochen in der Provence eingesetzt, hat sofort ein mulmiges Gefühl.

 

Auch bei der Bearbeitung seines dritten großen Falles eckt Capitaine Roger Blanc wieder mächtig an. Dabei ist es nicht mal seine Absicht, sich mit Kollegen und Vorgesetzten anzulegen. Er will einfach das Gewirr der Hinweise und Spuren durchdringen, die Machenschaften der Beteiligten durchschauen und nach Möglichkeit Schlimmeres verhindern und ein paar Leben retten. Den Opfern sollte Gerechtigkeit widerfahren und die Täter sollten ihrer Strafe zugeführt werden. Doch ist Roger Blanc eben Flic und kein Diplomat, deshalb ist seine Karriere nach den Anti-Korruptionsermittlungen in Paris auch an einem Endpunkt angelangt. Seine Frau hat auch etwas Besseres zu tun als mit ihm in der Provinz zu versauern, deshalb ist die Scheidung eingereicht. Blanc hat also nicht viel zu verlieren und braucht kaum Rücksichten zu nehmen. 

 

Mit großer Fertigkeit beschreibt Cay Rademacher das Geschehen in der französischen Provinz. Bestens ist herausgearbeitet, dass es nicht alles rückständig ist, dass die milde Verachtung der Hauptstädter mitnichten gerechtfertigt ist. Die malerische Landschaft kann den durchaus falschen Eindruck erwecken, dass sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Gerade diese Beschaulichkeit kann als Tarnung für jedes Verbrechen missbraucht werden. Und so kann man zu Beginn nicht ahnen, was einen erwartet. Ausgeklügelt und komplex ist dieser Fall, der das Beste aus Roger Blanc herausholt und gleichzeitig seine Verletzlichkeit zeigt. Mit feinsinnigem Humor und einigen deftigen Flüchen werden ernste Themen angegangen und nach der Lektüre bleibt eine leichte Gänsehaut. Sollte etwa auch das eigene Provinznest dem Verbrechen eine Heimat bieten?