Rezension

** Bis das der Tod euch scheidet **

Gone Girl - Das perfekte Opfer - Gillian Flynn

Gone Girl - Das perfekte Opfer
von Gillian Flynn

Bewertet mit 5 Sternen

Der Thriller „Gone Girl“ hat aufgrund einer Promotion Aktion in einer Buchhandlung hohe Erwartungen in mir geweckt. Zunächst einmal muss ich sagen, dass mich das Buch regelrecht überrascht hat – aber hierzu später Näheres. An dieser Stelle muss ich auch kurz erwähnen, dass ich nicht allzu tief in den Inhalt der Geschichte eingehen kann, da ich ansonsten wichtige Dinge verraten würde, die beim Lesen für Überraschungen sorgten.

Das Buch ist in diverse Kapitel unterteilt, wobei die Erzählersicht zwischen Nick und Amy stets hin und her wechselt. Da dies immer am Anfang des Kapitels angekündigt wird, ist immer klar, wer gerade aus seiner Sicht erzählt. Am Anfang gab es einige Zeitsprünge in die Vergangenheit, die jedoch ebenfalls am Anfang des Kapitels angekündigt wurden. Diese Zeitsprünge empfand ich zunächst ein bisschen nervig, merkte jedoch schnell, dass dies zum Aufbau der Geschichte von Nöten war. Mit den unterschiedlichen Betrachtungsweisen kam ich sehr gut zurecht, da es eben nur die Sicht von Amy oder die von Nick gab. Ich würde sogar behaupten, dass diese Schreibweise optimal für den Verlauf der Geschichte und dem Spannungsaufbau ist.

Zu Beginn plätscherte die Geschichte zugegebenermaßen ein wenig vor sich hin. Natürlich war es dramatisch, dass Amy verschwand und man fragte sich, was wohl passiert sei. Hier begannen jedoch dann die Zeitsprünge, die dazu dienten, dass bisherige Leben von Nick und Amy aufzuarbeiten. So erhielt man nach und nach einen guten Einblick in den Charakter der beiden, sowie der Beziehung zueinander. Dies war zwar nicht langweilig, sondern ließ sich leicht und flüssig lesen, hatte aber zunächst meiner Meinung nach nicht allzu viel mit einem Thriller zu tun. Etwa ab der Mitte des Buches änderte sich dies jedoch schlagartig: Von hier an war ich beim Lesen förmlich „hellwach“ und verschlang das Buch binnen kürzester Zeit. Wie bereits erwähnt, kann ich leider nicht verraten, was zu diesem „Umbruch“ geführt hat, jedoch kann ich versichern, dass dies für mich unvorhersehbar war.

Nur so viel: Im Verlauf dieser Story gibt es zahlreiche Wendungen und Überraschungen, die „Gone Girl“ zu einem Psychothriller werden lassen. In diesem Buch geht es also nicht um Gewalt und Brutalität, sondern vielmehr um haufenweise Psychospielchen. Über die verschiedenen Geschehnisse war ich als Leserin überrascht und ertappte mich hier und da dabei, wie ich die Autorin innerlich für diese cleveren Gedankengänge lobte. Gillian Flynn hat es mit „Gone Girl“ geschafft, mich gut zu unterhalten und an dieses Buch zu fesseln. Immer wenn ich dachte, ich wüsste, was als nächstes geschehen würde, passierte etwas völlig überraschend anderes. Auch das Ende verlief ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

Was mir ebenfalls besonders positiv aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ich die einzelnen Charaktere schnell zuordnen konnte. Die Anzahl von „mitspielenden“ Personen ist zwar nicht gerade gering, aber durch die gute, flüssige und auch schlüssige Schreibweise, wusste ich immer, von welcher Person die Rede war. Auch gefiel mir gut, dass ich auch nach Leseunterbrechungen sofort wieder in der Story war – ich musste nicht einmal zurück blättern und nachlesen, was zuletzt geschah.

Wer vor den unterschiedlichen Erzählersichten zurück schreckt oder meint, das Buch wäre aufgrund des etwas dahinplätschernden ersten Teils nicht lesenswert, sollte seine Meinung überdenken. Ich habe schon viele Thriller gelesen, aber selten konnte mich ein Buch mit so vielen Machtspielchen und raffinierten Wendungen überraschen.

Bei der Punktevergabe bin ich ein wenig hin und her gerissen. Im Grunde müsste ich einen Punkt Abzug geben, da ich anfangs wenig angetan von diesem Buch war. Die stetige Weiterentwicklung der Story und die geschickten Wendungen veranlassen mich jedoch dazu, „Gone Girl“ die volle Punktzahl zu geben. Da dies das dritte Buch der Autorin ist (wobei die Bücher nicht aufeinander aufbauen), werde ich mir sicherlich auch irgendwann die ersten beiden Werke von Gillian Flynn zu Gemüte führen.