Rezension

Bis eine kommt, die mächtiger ist

Der Glanz der Dunkelheit - Mary E. Pearson

Der Glanz der Dunkelheit
von Mary E. Pearson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein bisschen traurig bin ich schon, dass das Liebesdrama um Lia und Rafe jetzt ausgestanden ist und der Buchdeckel zuklappt. Byebye Venda, Morrighan und Dalbreck. Gute Reise Komizar in die Hölle, viel Glück Kaden und Pauline, alles Gute undsoweiter. Nach vier Bänden wachsen einem die Figuren schon sehr ans Herz, egal wie überzeugt man zwischenzeitlich von der Story ist oder nicht. Mit diesem letzten Band hat mich Mary E. Pearson allerdings versöhnlich gestimmt. Neben dem zweiten Teil, der vor allem in Venda spielt und Einblicke in die perfiden Strukturen und Pläne des Komizars gibt, konnte mich auch dieser Abschluss der Tetralogie überzeugen.

Rafe hat Lia ziehen lassen und sich davon verabschiedet, sie als seine Königin an der Seite zu haben. Er muss wieder Ruhe in sein eigenes Reich bringen und sich als rechtmäßiger König behaupten. Lia folgt dem starken Ruf nach Hause und versucht ihrer Bestimmung gerecht zu werden, indem sie die Frevler enttarnt und den Drachen bekämpft. Es ist eine abwechslungsreiche Handlung mit einigen unerwarteten Wendepunkte, die für Spannung und Unterhaltung sorgen. Größtenteils bleiben wir bei Lias Perspektive, doch immer wieder wechselt die Sicht und Rafe, Kaden und Pauline kommen vermehrt zu Wort. Diese wechselnden Erzähler sind die große Stärke der gesamten Reihe. Sie bringen auch in die Gefühlswelt Spannung und Authentizität. Für den Leser ist es beruhigend, dass er um die Gedanken und Gefühle der Hauptfiguren weiß und es ist interessant zu sehen, wie die Protagonisten, die nicht den gleichen Wissenstand haben, sich mit ihren Vermutungen und Interpretationen zuweilen im Kreis drehen. Kommunikation funktioniert eben nur, wenn man auch tatsächlich redet.

Ich will mich gar nicht zu sehr in der Handlung verlieren. Die ist eben auch recht klassisch aufgebaut und es ist klar, in welche Richtung das Ende gehen wird. Allerdings liegt der Fokus hier nicht zu sehr auf dem gigantischen Gemetzel der Schlacht, sondern räumt ebenjener recht wenig Platz ein. Was mir persönlich sehr gut gefällt. Im Zentrum steht der Zusammenhalt der Figuren, ihre Bemühungen der drohenden Gefahr gemeinsam entgegenzustehen. Einen Weg für alle beteiligten Völker zu finden, und nicht eines zugunsten der anderen opfern zu müssen. Wobei mir auch bis zum Schluss nicht klar wurde, welche Motivation den Verrätern zugrunde lag. Denn der Komizar hätte seine Macht nie geteilt und niemand anderen über Morrighan oder Venda herrschen lassen. Aber wahrscheinlich gehört diese Verblendung dazu, wenn man nach der Macht giert und sich selbst für unbesiegbar hält.

Alles in allem lohnt sich ein Ausflug ins Königreich Morrighan, Dalbreck und Venda. Es ist ein Jugendroman, in dem es ums Erwachsenwerden geht. Und wer verliert sich nicht gern in den Träumen der Jugend, um dem eigenen Alltag zu entfliehen?