Rezension

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Wächter der Nacht - Sergej Lukianenko

Wächter der Nacht
von Sergej Lukianenko

Bewertet mit 5 Sternen

Neben der Welt der Menschen gibt es noch die Welt der so genannten „Anderen“, Vampire, Gestaltwandler, Hexen und Zauberer, die unentdeckt zwischen den Menschen leben. Sie teilen sich auf zwischen Lichte, die Guten, und Dunkle, die Bösen. Durch einen alten Vertrag wird sichergestellt, dass weder das Gute noch das Böse zu übermächtig wird und das Gleichgewicht der Welt nicht aus den Fugen gerät. Denn das könnte das Ende bedeuten für eine Seite bedeuten. Zur Kontrolle und Überwachung gibt es auf beiden Seiten Wächter. Die Tagwache sorgt dafür, dass das Gute am nicht überhand nimmt, und die Nachtwache sorgt dafür, dass die Dunklen sich während der Nacht an den Vertrag halten. Doch wie viel Gut ist wirklich gut? Und sind bestimmte Gedankengänge wirklich schlecht? Auch Anton, ein Lichter Zauberer der Nachtwache, muss sich bereits nach seinem ersten Außeneinsatz mit diesem Problem beschäftigen. Doch Moskau steht eine riesige Katastrophe bevor, und er hat eigentlich ganz andere Probleme…

Puh, „Wächter der Nacht“ ist ein ziemlich komplexes Buch und es ist nicht gerade einfach dafür eine Zusammenfassung zu schreiben. Ich hoffe, es ist mir trotzdem gelungen und ich habe euch nicht verschreckt.

Aber genau das ist es, was ich an diesem Buch so liebe. Es ist einfach anders als der „normale“ Fantasy. Es gibt nicht per se nur Gut und Böse, sondern viele viele verschiedene Graustufen. Es gibt Intrigen, Machtkämpfe und Verrat. Man wird an der Nase herumgeführt und zum Nachdenken gebracht. Die Wendungen haben mich meistens sehr überrascht und die Bilder und Meinungen, die ich mir über eine Person gemacht habe, wurden schnell wieder zunichte gemacht. Man lernt ein interessantes neues „Weltbild“ kennen, bei dem zwar nicht alle Fragen beantwortet werden, das ein schönes Ganzes entstehen lässt und Lust auf mehr macht. Die Grundstimmung ist eher düster, passend zur Tageszeit, an der die Nachtwache aktiv ist.

Aufgeteilt wird das Buch in insgesamt drei zusammenhängende Geschichten, in dessen Zentrum immer Anton steht und die am Ende eine gewisse Moral oder Lektion haben. Sie hängen alle natürlich miteinander zusammen, aber zwischen den einzelnen Abschnitten verstreicht immer etwas Zeit. Die Charaktere werden also nicht von einem Riesenunglück nahtlos ins nächste gejagt, was auch mal angenehm ist. Und wo wir gerade von Charakteren sprechen: Ja, davon hat das Buch recht viele, aber man kann sie ziemlich schnell voneinander unterscheiden. „Wächter der Nacht“ ist außerdem mal ein Buch, wo ich ausnahmsweise einmal den Hauptprotagonisten lieber mochte als die Nebencharaktere. Die einzige Herausforderung waren die Namen der Moskauer Metrostationen und Stadtteile, was ich jedoch nicht als negativ empfand.

Ich liebe diesen Auftakt und wünschte, dass es im Fantasybereich mehr von diesem Schlag geben würde. Wer also mal Lust auf was anderes hat, für den ist das hier genau das Richtige.