Rezension

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Chosen 2: Das Erwachen - Rena Fischer

Chosen 2: Das Erwachen
von Rena Fischer

Bewertet mit 5 Sternen

Achtung: dieses Buch ist der zweite Band, daher gibt es, vor allem beim Inhalt, Spoiler zu Band 1.

Nach dem Angriff der Falken auf die Raben in der Silvesternacht ist nichts mehr so, wie es mal war. Emmas Vater Jacob McAengus und ihr bester Freund Jared sind getötet worden, ausgerechnet von Emmas großer Liebe Aidan Callahan. Dieser ist seit der Nacht spurlos verschwunden und alle Bemühungen, ihn zu finden, verlaufen im Sand. Schulleiter und oberstes Haupt der Raben, Farran, hat Emma unter seine Fittiche genommen. Doch an der Schule ist es eine regelrechte Tortur für Emma, denn sie wird von ihren Mitschülern regelrecht angegriffen, einzig ihre beste Freundin steht ihr zur Seite. Doch was Emma nicht weiß: sie ist das Opfer von Intrigen der Sensus Corvi, denn Farran, dem sie absolut vertraut, hat ihr Gedächtnis gefälscht und lediglich Emmas Gefühle passen so gar nicht zu ihren Erinnerungen. Denn ihr Vater Jacob ist nicht tot, sondern bei den Falken.
Meine Meinung:
Band 1 der Chosen Dilogie war schon sehr spannend und auch wenn der Grundton hier ein wenig ruhiger ist, so steht Band 2 seinem Vorgänger in keinster Weise nach. Ganz im Gegenteil, denn auch wenn ich zu Beginn immer mal wieder innehalten und nachdenken musste, wer da gerade handelte, war ich nach nur wenigen Seiten wieder im Geschehen. Rena Fischers Schreibstil konnte mich auch dieses Mal absolut begeistern, denn sie hat eine Art mit nur wenigen Worten Begebenheiten bildlich zu beschreiben, dass man den Eindruck hat, gleich persönlich vor Ort zu sein. Auch durch die Sprache in der Gegenwart wird Erlebtes präsent und greifbar und ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist dieses Gefühl von "nach dem Kampf", vieles scheint zerstört, Menschen sind gestorben und letzten Endes weiß man immer noch nicht, wer denn nun gut und wer böse ist. Dadurch, dass selbst Emma nicht mehr weiß, was wirklich geschehen ist, steht man als Leser mit vor diesem Rätsel und kann sich sehr gut in die Protagonistin versetzen. Es bleibt durchweg spannend und immer wieder konnte mich die Autorin mit kleineren und größeren Wendungen überraschen. Letzten Endes sorgen auch hier die kurzen und knackigen Kapitel dafür, nur noch ein Kapitel zu lesen, bis das Buch dann aus ist.
In dem Buch gibt es dann auch gleich zwei verschiedene Erzählformen, denn Emma und auch Aidan erzählen ihr Erlebtes in der Ich-Form. Jacobs Perspektive hingegen wird durch einen personellen Erzähler wiedergegeben und man bleibt hier mehr der Beobachter. Ganz anders in den Ich-Perspektiven, denn da konnte ich mich nicht nur in Emma, sondern auch in Aidan hineinversetzen. Ich spürte Emmas verwirrende Gefühle, die im absoluten Gegenteil zu ihrem Verstand stehen und den dadurch entstehenden Zwiespalt. Aber auch Aidans regelrechte Hilflosigkeit ist nachvollziehbar und an manch einer Stelle war ich mit ihm entsetzt, wenn er einfach nicht wusste, was mit ihm geschah.
Dieses Mal wechselt auch das Setting ein wenig, zwar sind wir hier wieder zum Teil an der Schule der Sensus Corvi, besuchen aber mit Emma auch die Zweigstelle in Amerika. Das macht alles abwechslungsreicher und dank vieler kleinerer Bilder ist man überall dabei.
Auch sonst merkt man der Geschichte an, dass hier alles durchdacht ist, dass die Autorin ihren roten Faden nicht verliert und alles zu einer glaubwürdigen Lösung findet.
Die Charaktere fand ich auch dieses Mal absolut gelungen, die Dynamik zwischen den Charakteren ist nachvollziehbar und glaubhaft, man zweifelt hier einfach nicht an dem Verhalten, denn es passt so, wie es ist. Man verteilt schnell seine Sympathien und Antipathien und bei manch einem bleibt man doch lieber vorsichtig, denn wem man hier vertrauen kann, stellt sich nicht gleich heraus.
Mein Fazit:
Ein absolut gelungener Abschluss der Dilogie, der mit Spannung, cleveren Wendungen, tollen Figuren und geschicktem Verwirrspiel daherkommt. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und konnte es erst zur Seite legen, als es vorbei war. Der Schreibstil ist etwas ganz besonderes, denn Rena Fischer versteht es, mit Worten umzugehen und dabei Gefühle, aber auch Situationen lebendig und spürbar zu machen. Ich bin jetzt schon gespannt auf weitere Werke der Autorin. Ein absolutes Highlight!