Rezension

Bittersüße Geschichte vor exotischer Kulisse

Die Töchter des Roten Flusses - Beate Rösler

Die Töchter des Roten Flusses
von Beate Rösler

Bewertet mit 4 Sternen

Das große Plus dieses Buches ist sein exotisches Flair, finde ich. Vietnam wird nicht häufig als Schauplatz einer Geschichte gewählt, und so sticht „Die Töchter des roten Flusses“ aus der Masse der Familiengeschichten heraus. Mit viel Sachkenntnis und noch mehr Gefühl erzählt die Autorin eine bittersüße Geschichte: es ist die Geschichte eine zerrissenen Familie, deren Mitglieder lange brauchen, um zu merken, wo sie hingehören.

Die Umstände für die jungen Vietnamesen Hanh und Phong sind dramatisch. Als Kinder erleben sie die Bombardements mit und sehen Familienmitglieder sterben. Als junge Erwachsene erhalten sie die Chance, in der DDR zu studieren bzw. zu arbeiten – und ergreifen sie, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Ihre Liebe kann den Umständen leider nicht standhalten und so geht Hanh mit der älteren Tochter zurück nach Vietnam, während Phong mit der jüngeren Tochter Tuyet in Deutschland bleibt.

Tuyet sieht ihre leibliche Mutter nie wieder und begibt sich ein Vierteljahrhundert später auf Spurensuche, nachdem ihre Stiefmutter verstorben ist. Was sie dabei erfährt, lässt sie reifen, wachsen und schließlich zu sich selbst und ihren Wurzeln finden.

Das Buch greift die Situation von Gaststudenten in den letzten Jahren der DDR auf und auch ihre schwierige Situation in der Zeit der Wende. Gleichzeitig erfährt man viel über Vietnams gebeutelte Kriegsvergangenheit und die Lebensumstände der Menschen, die in diesem schlimmen Alltag aufgewachsen sind. Insofern ist das Buch nicht einfach nur Unterhaltungslektüre, sondern vermittelt mit seinem geschichtlichen Hintergrund auch Wissen. Das hat mir an dem Buch besonders gefallen. Man merkt, dass die Autorin, die selbst in Hanoi lebt, gute Sachkenntnis besitzt bzw. tiefgründig recherchiert hat.

Einen Stern Abzug habe ich nur deshalb gegeben, weil mir der Aufbau der Handlung an einigen Stellen zu konstruiert war. Ich möchte jedoch darauf nicht im Einzelnen eingehen, da das zuviel über die Handlung verraten würde.

Trotzdem empfehle ich das Buch gern weiter – es ist sowohl als entspannende Unterhaltungslektüre geeignet als auch, um einen näheren Blick auf das Vietnam der 1970er Jahre bis heute zu werfen.