Rezension

"Black Sherlock & Watson" in den schwarzen Hoods von Los Angeles

I.Q. - Joe Ide

I.Q.
von Joe Ide

Bewertet mit 5 Sternen

I.Q. von Joe Ide ist ein Hammer-Erstlingswerk mit Suchtfaktor. Ich habe es nicht mehr aus der Hand legen können und dementsprechend auch in einem Rutsch ausgelesen. Meine Erwartungen aus der Leseprobe wurden noch übertroffen.

Was ist so besonders an diesem Buch?

Erzählt wird in drei Zeitebenen (Mai 2005, März und April 2006 und Juni bis August 2013) das Leben des hochbegabten Isaiah Quintabe, der mit seinem Bruder Marcus zusammenwohnt und durch ihn angeleitet wird, seine Begabung für ein friedliches und sinnvolles Leben zu nutzen.

Zitat Seite 56:
"Die meisten müssen klarkommen mit dem, was das Schicksal für Sie vorgesehen hat. Aber du mit deinem Verstand? Du kannst dein Schicksal selbst bestimmen, kannst dein eigenes Spiel spielen, und niemand außer dir selbst kann dich davon abhalten."

Im Mai 2005 wird Marcus bei einem Autounfall getötet und Isaiah, noch ein Kind und mittellos, ist völlig auf sich gestellt.
In dieser Phase lernt er Juanell Dodson kennen, der bereits ein Kleinkrimineller ist. Es ist unabwendbar, dass auch Isaiah auf die schiefe Bahn gerät. Er wird bekannt dafür, dass er "ohne Lizenz im Untergrund" arbeitet. Durch seine Hochbegabung und die ausgefeilte Nutzung seines Verstandes, ist er allen in seinem Umfeld um Längen voraus. Zusammen mit Dodson soll er den auf den Rapp-Star "Black the Knife" Calvon Wright angesetzten Profikiller unschädlich machen und den Auftraggeber ermitteln.

Joe Ide hat mit I.Q. einen unglaublich sympathischen Protagonisten geschaffen, dessen Überlebenskampf er sehr anschaulich schildert. Die Erzählung verläuft auf den unterschiedlichen Zeitebenen und wechselnden Orten. Dabei hatte ich keine Probleme, der Handlung zu folgen oder mich sonstwie zurecht zu finden. Gängige Helden-Klischees fehlen hier (zum Glück!) völlig. Der Autor schreibt in einer sehr eingehenden Sprache über den Alltag in den schwarzen Hoods von Los Angeles, über Drogen, Bandenkriege und andere kriminelle Energie und auch über das abgehobene Glitzer-Leben des Rappers Cal.

Die Einfälle folgen Schlag auf Schlag, man blättert Seite für Seite des Buches um und merkt gar nicht, dass man liest. Die Story ist in einem "Rutsch" geschrieben, ohne Längen aufzuweisen. Immer wieder wird die Spannung durch Einschübe eines kräftigen, bisweilen bissigen Humors aufgelockert.

Die manchmal etwas derbe Sprache ist für mich verzeihlich, weil sie zur "Hood" dazugehört, insofern sehr glaubwürdig ist.

Das Cover ist für mich ebenfalls bestens gestaltet und trägt somit zum positiven Gesamteindruck bei.

Zwei Kritikpunkte habe ich:

1.) Der einzige Handlungsstrang, der nicht so konsequent verfolgt wurde, ist für mich die Ermittlung von Marcus' Mörder. Vor allem am Ende des Buches hinterläßt das eine kleine Unstimmigkeit bzw. ein nicht so rundes Ende. (Ich habe allerdings die Vermutung, dass hier weitere Einzelheiten für eine Fortsetzung aufgespart werden...)

2.) Das Buch war einach zu schnell ausgelesen :-)

Der Suhrkamp Verlag hat auf einem Begleitschreiben mitgeteilt, dass I.Q. für eine TV-Serie vorgesehen ist, bzw. diese bereits in Vorbereitung ist - was ich mir ectrem gut vorstellen kann! Ich hatte ständig die Handlung vor meinem inneren Auge und bin deshalb sehr gespannt, wie die fertige Serie aussehen wird. Ich hoffe sehr, dass man an den von Joe Ide vorgegebenen Charakteren keine unglaubwürdigen Veränderungen vornehmen wird.

Mein Fazit:

Neu, anders, packend, einach W O W! Sehr gerne mehr davon.

Ich vergebe gerne 5 Sterne/Punkte, weil mich das Gesamtpaket "I.Q." überzeugt hat und bedanke mich ganz herzlich beim Suhrkamp Verlag, dass ich dieses unterhaltsame Buch lesen und rezensieren durfte.

Buchdetails:

Erscheinungsdatum Erstausgabe : 14.11.2016
Aktuelle Ausgabe : 14.11.2016
Verlag : Suhrkamp
ISBN: 9783518467282
Flexibler Einband 387 Seiten
Sprache: Deutsch
Preis: 14,95 €