Rezension

Bleibt lange im Gedächtnis

Still Chronik eines Mörders - Thomas Raab

Still Chronik eines Mörders
von Thomas Raab

Inhalt:

1982 wird Karl Heidemann in einem kleinen Dorf geboren. Sofort ist es vorbei mit dem beschaulichen und ruhigem Leben in diesem Dorfe. Karl ist ein Schreikind und keiner weiß so wirklich, was er hat. Bis eines Tages herausgefunden wird, dass Karl mit einem überdurchschnittlich gutem und feinem Gehör geboren wurde. Seine Eltern wissen keinen anderen Rat, als ihm Ruhe zu gönnen. Ruhe in Form eines schalldichten Kellers, Isolation von der Außenwelt. So wächst Karl dann auf, ohne soziale Kontakte, in vollkommener Stille. Als seine Mutter nach einigen Jahren den Freitod wählt, kommt Karl das erste Mal mit dem Tod in Berührung. Seine Empfindungen, wie er seine Mutter so friedvoll und ruhig nach ihrem Tode sieht, werden im Verlaufe der Geschichte fatal werden. Er sieht den Tod als Erlösung an, als ein Geschenk.

Meine Meinung:

Dieses Hörbuch zu hören hat einiges in mir ausgelöst, womit ich eigentlich nicht gerechnet hätte. Mörder gehören hinter Gitter und so sollte es auch hier geschehen. Doch irgendwie hatte ich zeitweise Mitleid mit Karl dem Mörder gehabt. Denn seine Kindheit in völliger Isolation zu verbringen, weil es für den ersten Blick eine Erleichterung darstellt und die Ruhe wieder ins Haus und ins Dorf einkehrt, ist wahrlich der falsche Weg. Karl wuchs somit mit keinerlei Wertvorstellungen auf. Um ruhig zu sein, wurde er gemästet und der Lehrer hat im einzig und allein Wissen beigebracht.

Aber ich bekam auch Angst vor Karl. Spätestens als er von seinem eigentlichen "Weg" abgewichen ist und sein Töten erweitert hat. Wo er vorher noch der Todesengel war, hatte er auf einmal andere Beweggründe gehabt, die ihn wankelmütig werden ließen.

Es ist kein Thriller/Krimi im herkömmlichen Sinne. Es ist das Leben des Karl Heidemanns, von seiner Geburt bis hin zum Tod. Seine Gedanken, seine Motive.

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Ich fand ihn passend. Neutral, mit kurzen Sätzen, oft nur ein einzelndes Wort. Ich habe mich nur auf Karl konzentriert. Es gab kein großes geplänkel nebenbei.

Dies wurde dann noch verstärkt durch Frank Arnold, der das Buch perfekt und sehr neutral umgesetzt hat. Keine großen Veränderungen in der Tonlage, ruhig und irgendwie distanziert.

Was ich aber sehr schade fand, dass es eine gekürzte Fassung ist und die dann auch noch die ein oder andere Länge trotzdem enthielt. Dann fiel es mir schwer, bei der ruhigen Art die Frank Arnold beim sprechen hatte, bei dem Buch zu bleiben und ich schweifte dann auch mit meinen Gedanken ab.

Fazit:

Es ist ein großartiges Hörbuch gewesen. Ein Hörbuch, welches ich so schnell nicht mehr vergessen werde.