Rezension

Blieb hinter meinen Erwartungen zurück

Glück schmeckt nach Popcorn - Marie Adams

Glück schmeckt nach Popcorn
von Marie Adams

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt
Martha ist Besitzerin eines kleinen, aber dennoch viel gelobten Programmkinos in Berlin. Filme mit Happy Ends wird man allerdings nicht über ihre Leinwand flimmern sehen, denn an die glaubt sie schon lange nicht mehr. Als ihre Mitarbeiterin und beste Freundin Susanna schwanger wird und der Liebe wegen wegzieht, braucht sie dringend Ersatz. Prompt meldet sich der junge Filmstudenten Erik für den Job und Martha stellt ihn, trotz mangelnder Begeisterung, ein. Schon bald zehrt sein ständiger Optimismus an ihren Nerven, denn er hat es sich in den Kopf gesetzt, Martha mit seinem Charme und seiner guten Laune aus ihrem Schneckenhäuschen zu locken und davon zu überzeugen, dass es Happy Ends auch im wahren Leben geben kann.

Meinung
Basierend auf dem Cover und der Inhaltsangabe habe ich mir eine spritzig-leichte, süße Liebesgeschichte, eventuell sogar mit der ein oder anderen Filmreferenz, erhofft. Zum Teil habe ich das auch bekommen, aber leider nicht annähernd in dem Umfang, wie ich es mir gewünscht hätte.
Das Geschehen spielt überwiegend in Kino, was ich soweit toll finde. Kinos haben ein ganz spezielles Ambiente, da sie eine gewisse Gemütlichkeit in einen öffentlichen Raum bringen. Diese Gemütlichkeit bzw. Wohlfühlatmosphäre kam aber nicht wirklich beim Lesen bei mir auf. Dies liegt zum Großteil an der Protagonistin Martha. Sie ist ein Charakter, an dem sich die Geister scheiden können: entweder hat man Verständnis für sie oder nicht. Als Person ist sie nicht unbedingt außergewöhnlich, hat eine eher pessimistische Einstellung und Weltansicht und nimmt nur passiv am Leben teil. Zudem schlägt sie Leute mit ihrem Starrsinn häufig vor den Kopf und scheint sich selbst bzw. ihr eigenes Glück bewusst zu boykottieren, indem sie immer genau das Gegenteil von dem macht, was sie glücklich machen würde. Ich hätte ihr das eher verzeihen können, wenn sie sich ihrer Gefühle nicht bewusst wäre. Aber ihre Gedanken machen deutlich, dass sie fast schon bereitwillig mit offenen Augen in ihr Unglück läuft. Das fand ich mit am schlimmsten an ihr: Sie ist klug, aber verhält sich ziemlich dumm. Anfangs war das noch okay, mit der Zeit war es aber auch ein wenig nervig. Noch dazu fährt sie immer dann die Krallen aus, wenn ihr niemand etwas Böses will, einfach weil sie mit Nettigkeit nicht umgehen kann. Ich verstehe, dass sie verletzt ist, dass sie immer noch leidet, aber nur weil ein einziger Mensch sie enttäuscht hat, müssen ja nicht gleich alle schlecht sein. Ich könnte wohl noch weiter über ihr etwas anstrengendes Wesen schwadronieren, aber ich denke, mein Standpunkt ist klar geworden. Aufgrund dieser Eigenschaften war es für mich ein Mysterium, wie ein so vor Lebensfreude strotzender, offener Mensch wie Erik sich so zu ihr hingezogen fühlt. Ich weiß zwar, dass sich Gegensätze anziehen, aber gerade am Anfang entbehrte die Zuneigung jedweder Grundlage. Dennoch fand ich ihn in seinem Bemühen um Martha und seiner Rivalität mit dem Filmkritiker Stefan süß. Nicht jeder hätte ein solches Durchhaltevermögen bewiesen und weiterhin Euphorie verbreitet. Da ich ihn wesentlich mehr mochte als Martha, war ich froh, dass die Handlung durch einen personalen Erzähler wiedergegeben wird. Dadurch begleitet man auch ihn gelegentlich in seinem Alltag und der Fokus wechselt zwischen den einzelnen Personen, ohne dass man durch die "Unwissenheit" der Figuren eingeschränkt ist.
Etwas schade fand ich, dass die Zahl der relevanten Akteure recht überschaubar ist, da Martha nun nicht die extrovertierteste Person ist. Den übrigen Charakteren, wie ihrer besten Freundin Susanna, werden allerdings eher Komparsenrollen zuteil. Es kam mir auch etwas merkwürdig vor, dass Martha lediglich eine Angestellte bzw. einen Angestellten hat. Selbst für ein Programmkino finde ich das doch recht wenig. Manchmal hat sie den Laden auch ganz alleine geschmissen - da frage ich mich doch, wie sie sich um ale Bereiche gleichzeitig kümmern konnte. Abgesehen von dieser Ungereimtheit war die Geschichte aber soweit schlüssig, wenn auch nicht übermäßig konfliktträchtig und spannend. Trotz der Tatsache, dass das zentrale Thema Liebe ist, krazt der Roman emotional eher an der Oberfläche bzw. konnte mir Marie Adams keine tieferen Gefühle vermitteln. Möglicherweise lag auch das an der Unnahbarkeit der Protagonistin. Dennoch gab es auch einige Stellen, die mich amüsiert haben, und die Autorin weiß auch sehr gut mit Worten umzugehen. Sie schreibt manchmal etwas blumig, aber meistens mit einem gewissen Witz. Außerdem hat sie einen Hang zu langen Schachtelsätzen, den ich teile, von dem ich aber weiß, dass er nicht jedermanns Sache ist.
Zu erwähnen wäre noch, dass eine typische Kapiteleinteilung bei diesem Roman fehlt. Das ist nicht wirklich bewertungsrelevant, aber doch etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. Die Geschichte wird stattdessen in einzelne Abschnitte gegliedert, die durch Leerzeilen voneinander getrennt werden.

Fazit
Alles in allem konnte "Glück schmeckt nach Popcorn" nicht ganz meine Erwartungen erfüllen. Mir fehlte die emotionale Verbindung zu den Figuren sowie ein paar Spannungshöhepunkte, die mein Interesse aufrecht erhalten hätten. Trotz eines guten Schreibstils konnte mich der Roman leider nicht fesseln.
 

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