Rezension

Blöder Cliffhanger!

Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers

Das Labyrinth der Träumenden Bücher
von Walter Moers

Bewertet mit 3 Sternen

Endlich, endlich ein neues Buch von Walter Moers und dann noch eine Fortsetzung zu "Die Stadt der träumenden Bücher"! Ich muss gestehen, ich bin blind am Erscheinungsdatum in die Buchhandlung gelaufen und habe zu diesem Buch gegriffen mit der Zuversicht, dass es DAS Buch des Jahres wird!
Die Aufmachung des Buches ist super gelungen, das Cover erinnert an "Die Stadt der träumenden Bücher" und passt sehr gut in die Moers-Sammlung. Der Einband wirkt sehr stabil. Der obere Papierschnitt ist gelb gefärbt, ich denke damit das Papier wie vergilbt erscheint und optisch wie ein altes Buch wirkt. Zwar zuerst gewöhnungsbedürftig, aber von der Idee her ganz nett. Dazu gibt es das passende gelbe Lesebändchen.
Zuhause angekommen, habe ich mich gleich über das Buch her gemacht und war sofort in die Welt von Zamonien eingetaucht. Die ersten Seiten haben mich gefesselt und ich war gefangen in der Magie Zamoniens. Es war ein schönes Gefühl wieder die Stadt der träumenden Bücher zu besuchen. Man merkte Veränderungen, die nach dem Brandt in Buchhaim entstanden sind, nichtsdestotrotz hat die Stadt nichts von seinem Zauber eingebüßt. Das lag an dem Schreibstil und dem Ideenreichtum von Walter Moers, die einfach unverkennbar sind und auch in diesem Buch großartig herüberkommen. 
Die Handlung ist ähnlich, wie im Vorgängerbuch: Hildegunst erhält einen mysteriösen Brief aus der ledernen Grotte mit seiner Unterschrift. Am Ende steht: "Der Schattenkönig ist zurückgekehrt." Das lässt Mythemetz aufhorchen und der Lindwurm macht sich gleich auf den Weg der Sache etwas näher auf den Grund zu gehen. In Buchhaim angekommen bemerkt er die Unterschiede der alten und neuen Stadt, was schön herausgearbeitet wurde. Auch begegnet er einigen bekannten Gesichtern, die mein absolut persönliches Highlight in diesem Buch waren.
Doch ab der Mitte des Buches wird ein neuer Kult Buchheims eingeläutet: der Puppetismus! An sich ein nette und lustige Idee. Allerdings sehr ausufernd. Die eigentliche Handlung geht komplett unter bei der Ausführung des Puppetismus, da Mythenmetz sehr ausführlich diesen beschreibt. Die Detailverliebtheit, die Erläuterungen der verschiedenen Arten des Puppetismus, die ausführliche Entstehungsgeschichte, die Ausschweifungen und unglaublich viel Geschwafel von Hildegunst ist man ja schon irgendwie gewohnt. Aber man kann es auch übertreiben. Beim Puppetismusteil habe ich mich stellenweise tierisch gelangweilt und mir gewünscht, dass es endlich mit der eigentlichen Handlung weitergeht. Nach endlosen und zähen Kapiteln ging es dann auch endlich weiter...nur um dann nach ein paar Seiten an der interessantesten Stelle abzubrechen.
Im Nachwort erklärt Moers anschließend, dass er aus Zeitmangel (der Verlag wollte ihm auch nicht mehr Zeit gewähren) das Buch nicht beenden konnte. Deswegen sah sich der Autor/Übersetzer gezwungen aus dem Buch einen Zweiteiler zu machen. Laut ihm hielt ich eine Ouvertüre in den Händen. Eine Ouvertüre, die sich auf 427 Seiten erstreckt und die mich 25 Euro (für mich ist das viel Geld!) gekostet hat! Ich war gerne bereit die 25 Euro für Walter Moers zu bezahlen, aber da dachte ich noch ich hielte ein rundes und abgeschlossenes Buch in den Händen. Ich hatte mich gleich gewundert, dass das Buch so "dünn" war, aber 400 Seiten sind okay für ein Buch. Für mich ist es einfach unverständlich, warum der Verlag Walter Moers nicht mehr Zeit gewährte. Es kommt immer wieder mal vor, dass ein Verlag den Erscheinungstermin (sogar mehrfach) verschiebt, damit ein Buch fertig wird. Klar wäre es schon enttäuschend, wenn man den Termin um oder zwei Jahre verschiebt, aber hier fühle ich mich einfach übers Ohr gehauen.
Es ist so als ob man in ein Restaurant geht, sich dort ein Gericht bestellt und man serviert mir den Salat. Für das Fleisch und die Beilage, soll ich noch mal den gleichen Preis bezahlen... Das ist einfach unglaublich! Man fühlt sich als Leser vom Verlag betrogen, jedenfalls geht es mir so.
Einsteigern würde ich dieses Buch nicht empfehlen.Es empfiehlt sich sehr vorher "Die Stadt der träumenden Bücher" gelesen zu haben! Hier und da tauchen Einzelheiten aus dem vorigen Buch auf. Allerdings werden diese nicht besonders erläutert wurden, stattdessen weist man durch eine Fußnote auf die entsprechende Seite zum Vorgängerroman hin. Ich fand das jetzt nicht schlimm, sondern völlig okay. Aber ich kenne ja das Buch, nur für Einsteiger ist das halt blöd.