Rezension

Blutig!

Das Loch - Richard Laymon

Das Loch
von Richard Laymon

Bewertet mit 3.5 Sternen

Willkommen im Loch, einem gottverlassenen Kaff am Ende der Zivilisation, irgendwo in der Wüste, wo die Zeit scheinbar eines Tages beschlossen hat stehenzubleiben. Ein Ort mit befremdlichen, aber gastfreundlichen Bewohnern, die Neuankömmlinge und Durchreisende im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gern haben. Wer Richard Laymon kennt, wird direkt wissen, was der Autor hier bereithält. Spätestens das Buchcover gibt jedoch gut die Richtung vor. „Das Loch“ ist ein blutiger, schonungsloser Hardcore-Thriller und nur etwas für Menschen mit starken Nerven.

Wir erleben mehrere Handlungsstränge. Da gibt es zum einen die junge Pamela, die sich gefesselt in einem Auto wiederfindet. Sie ist das Opfer eines brutalen Killers und ihm hilflos ausgeliefert. Bis die beiden auf einen Busfahrer namens Sharpe treffen, der Pamela retten und sie mitnehmen kann. Sharpe ist jedoch auch nicht ganz koscher, wie die verstörte Frau feststellen muss. Allein die Tatsache, dass er einen alten Bus durch die Gegend kutschiert, dessen Fahrgäste aus unterschiedlichen Schaufensterpuppen bestehen, zeugt bei Pamela ein Gefühl von Beklemmung.

Szenenwechsel. Norman nimmt auf einer einsamen Straße zwei Anhalter mit, die sich bald als unberechenbare Psychopathen entpuppen, die für die Befriedigung ihrer Triebe über Leichen gehen. Nachdem er anfangs um sein Leben fürchtet und nur noch den Wunsch hegt, seine neuen Begleiter wieder loszuwerden, fühlt Norman sich jedoch irgendwann sehr von ihnen angezogen und lässt sich bald zu Taten verführen, die er abstoßend und anregend zugleich findet. Er gerät nach und nach völlig in den Bann der beiden Wahnsinnigen und verfällt einem unmenschlichen Rausch aus Sex und Gewalt.

Und dann: Pits, das Loch. Das kleine Dorf mitten in der Wüste, wo alle Personen auf ihren verschiedenen Wegen zusammenkommen. Alle charakterlichen Extreme, die Laymon uns anhand der verschiedenen Figuren nähergebracht hat, sind plötzlich an einem Ort versammelt. Hier werden unsere Protagonisten von den (erstaunlich sehr wenigen) einheimischen Bewohnern freundlich aufgenommen, doch wie es natürlich kommen muss, bricht die Illusion irgendwann zusammen und die Menschen in Pits zeigen ihr wahres Gesicht. Ein Showdown in der Wüste, mit schockierenden Erkenntnissen und drastischen Gewaltdarstellungen, die sich wie ein blutverschmierter Faden durch das ganze Buch ziehen.

„Das Loch“ ist im Vergleich zu anderen Laymon-Werken jedoch weitaus weniger brutal. Vielmehr punktet der Roman tatsächlich mit seinen skurrilen, stark überzeichneten Figuren, die eine glaubwürdige Entwicklung durchmachen und – trotz der grausamen Umstände – nachvollziehbar handeln. Dennoch sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass der Kern dieser Geschichte von Gewalthorror der harten Gangart bestimmt wird. Für Laymon-Fans ein Muss. Für Liebhaber blutiger Horror-Thriller mit abgedrehten Charakteren eine absolute Empfehlung.