Rezension

Bodenständig und sehr lercker

La dolce vita
von Eleonora Galasso

Bewertet mit 5 Sternen

Für Eleonora ist Essen eine Sprache, die es zu entschlüsseln gilt, und mit ihrem Kochbuch versucht sie zu dolmetschen. Die von ihr vorgestellten Rezepte, so erklärt sie zu Beginn des Buches, überzeugen durch wunderbare Aromen und sind authentisch – teils in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergegeben und teils von anderen Italienern gezeigt worden. Bemerkenswert ist meines Erachtens, dass man für die Gerichte keine ausgefallenen Zutaten oder spezielle Gerätschaften benötigt, da die Autorin die „Küchengeheimnisse und -techniken der unterschiedlichsten Menschen, für die „italienisch essen“ keine Lifestyle-Erscheinung ist, sondern unabdingbar“ kenengelernt und einfließen lassen hat.

Nach einer kurzen Einführung folgt das kurze Unterkapitel „In der Vorratskammer“ in dem erklärt wird, welche Zutaten man für die römische Küche stets parat halten sollte und welche (Qualitäts-)Anforderungen an diese Lebensmittel gestellt werden (sollten). Hier finden sich sowohl selbstverständliche, beziehungsweise Ausführungen, die man auch so erwartet hat, und solche, die einen ein Stück weit überraschen. Meines Erachtens zum Grundlagenwissen, welches jeder beherrschen sollte, gehört zum Beispiel, dass verwendete Eier möglichst frisch und am besten aus Freilandhaltung stammen sowie bei der Verarbeitung zimmerwarm sein sollten. Sehr hilfreich ist hingegen die Anleitung zum richtigen Artischocken schneiden.
Im Anschluss daran beginnen bereits die Rezepte, angefangen beim Frühstück. Hier gibt es zunächst wieder eine einführende Seite, welche sich vornehmlich damit befasst, wie man in einem Café in Italien frühstückt: Verschiedene Kaffeevarianten, die sich auszuprobieren lohnen, oder verschiedene Teigteilchen, die dazu passen, mit ihrer italienischen Bezeichnung und einer kurzen Erläuterung. So eingestimmt beginnt die Frühstücksrezeptreihe. Von „Maritozzi – Rosinenbrötchen“ (S.18) über „Bomboloni – Gebackene Donouts“ (S.31) und „Biscottoni da inzuppo – Frühstückskekse zum Eintunken“ (S.32) bis hin zu „Budini di riso – Reistörtchen“ (S.36) findet man abwechslungsreiche Rezepte, die selbst dem Morgenmuffel die Frühstückszeit versüßen können.
Im nächsten Kapitel gibt es Leckeres „Für Zwischendurch“. In der Einführung erzählt Eleonora Galasso davon, wie sie mit anderen Kindern auf ihrer katholischen Grundschule gelegentlich kleine Leckereien stibitzten, deren Rezepte man im folgenden finden kann. Für mich besonders ansprechend sind hier die „Girelle di pan carrè con mousse di prosciutto cotto agrumata – Sandwichschnecken mit Prosciuttomousse“ (S.56) oder aber der „Ciambellone di polenta alla zucca e mele – Polentakuchen mit Kürbis & Apfel“ (S.59).
Danach geht es mit „Mittagessen für unterwegs“ weiter. Hier beschreibt die Autorin zunächst humorvoll wie es zur Mittagszeit in Lebensmittelgeschäften zu langen Schlangen kommt, in denen die Ungeduld der ausgehungerten Italiener stetig wächst. Sowohl verschiedene Nudelgerichte als auch Salate und Brotvariationen finden sich hier. Ein kleines Highlight in diesem Kapitel ist sicherlich „Soppressata di polpo con insalata di patate e sedano – Tintenfisch-„Wurst“ mit Kartoffeln & Sellerie“ (S. 80) oder der „Ceci e baccalià – Freitagsfisch mit Kichererbsen“ (S.89)
In „Mittagessen mit der Familie“ erhält man anfangs einen kleinen Einblick in das pranzo della domenica, dem Sonntagsessen, zu dem sich meist die gesamte Familie versammelt. Besonders ansprechend sind hier „Pesce spada al cartoccio con polpo e scarola in padella – In Papier gegarter Schwertfisch mit Babykalmaren & geschmorten Endivien“ (S.112).
Der „Aperitivo“ ist „ein relaitiv neues soziales Phänomen und besteht aus alkoholischen Getränken, kleinen Häppchen und vielen guten Gesprächen. Er beginnt normalerweise nach der Arbeit und kann bis neun Uhr abends dauern oder auch die ganze Nacht.“ (S.127). Ihm ist das fünfte Kapitel gewidmet. Von „Mozzarella in carrozza – Mozzarella im Brotteig“ über „Fiori di zucca ripieni – Gefüllte Zucchiniblüten“ bis hin zu „Limoni ripieni alla crema di tonno – Zitronen gefüllt mit Thunfischcreme“ (S.149) findet man eine Vielzahl leckerer Gerichte.
Danach folgen in Kapitel 6 „Romantische Abendessen“ wie „Orata in crosta di patate – Dorade im Kartoffelmantel“ (S.161).
Als nächstes folgt das Kapitel „Abendessen: #Foodhappiness“, in dem die Kunst, aus wenigen Zutaten oder Resten ein köstliches Essen zu zaubern gezeigt werden soll. Tatsächlich sind die Zutatenlisten – nicht nur der vielen Gewürze wegen – doch recht lang. So zählt das Rezept „Tesoro di riso e sogliole con salsa al prosecco – Reis-Rotzunge-Timbale mit Proseccosauce“ (S.184) zum Beispiel 23 Zutaten.
Im Anschluss daran wird sich der „Zeit zum Feiern“ gewidmet. Ob nun die „Palline ricotta e cocco – Ricotta-Kokos-Kugeln“ (S.202) oder die „Mimosa al profumo di ananas con fiorellini zuccherati – Mimosentorte mit Ananas & kandierten Blüten“ (S.204) – hier dürfte jeder fündig werden.
Danach gibt es „Kuchen & Co.“, ein Kapitel, bei dem ich gefühlt jedes Rezept ein Lesezeichen markieren musste – die „Fruttini gelato – Eiscremefrüchte“ (S.229), Meringen, Kuchen, Eistorten, Cremetorten, Biskuitrollen konnten mein Interesse wecken.
„Für die Vorratskammer“ gibt es dann ebenfalls Vorschläge wie Grissini oder Semmelbrösel, Konfitüre oder Eiswürfel.
Als letztes folgen die „Mitternachtsschlemmereien“, die auch wieder durch sehr viel Abwechslung zu überzeugen vermögen.

Sehr ansprechend ist außerdem die Gestaltung des Buches: Ein jedes Rezept wird durch einen kleinen Text eingeleitet, in dem die Autorin unterhaltsame kleine Anekdoten oder Erklärungen anbringt. Außerdem sind die meisten Rezepte mit äußerst schönen Fotografien versehen, sodass einem bereits beim ersten Durchblättern das Wasser im Munde zusammenläuft. Auch zwischen den Rezepten lockern Farbfotos das Buch auf und entführen nach Italien.

Die Rezepte sind sehr verständlich geschrieben, sodass einem das Nachkochen und -backen leicht von der Hand geht. Dank der großen Vielfalt an Geschmacksrichtungen dürfte jeder einige passende Speisen der römischen Küche für sich entdecken können. Sowohl aufwendigere als auch simplere Rezepte finden sich in „La dolce vita“, weswegen man bei jeder Gelegenheit fündig wird, wenn es um ein geeignetes Gericht geht.

Alles in allem kann ich dieses Buch sehr weiterempfehlen, da es bodenständige und sehr leckere Rezepte beinhaltet, welche durch sehr ansprechende Abbildungen und kleine Texte aufgelockert werden.