Rezension

Böse und Gut

Die Arena - Stephen King

Die Arena
von Stephen King

Bewertet mit 3 Sternen

Aus dem Nichts stülpt sich eine unsichtbare Kuppel über die Ortschaft Chester’s Mill und schneidet die Einwohner vom Rest Amerikas ab. Unerklärlicherweise ist sie undurchdringbar, weder Wind noch Wetter können die mysteriöse Barriere überwinden. Und im gleichen Atemzug verlieren nicht nur die Gesetze der Natur an Gültigkeit.

Die Einwohner von Chester’s Mill sitzen wie im Aquarium fest. Die merkwürdige Kuppel lässt sich von keiner Seite aus überwinden, und sogar das amerikanische Militär scheitert scheinbar an Befreiungsversuchen.

Eigentlich hat Stephen King damit ein Meisterwerk geschaffen. Als Leser verfolgt man das Geschehen aus verschiedensten Perspektiven. Man geht dicht heran und begleitet einzelne Figuren mit ihren großen und kleineren Sorgen, man zoomt noch näher und entdeckt in versteckten Winkeln Geheimnisse, die schockieren oder einem zum Lächeln bringen, oder man zieht sich zurück und lässt seinen Blick über das Gesamtbild von Chester’s Mill schweifen.

Während ich mich beim Lesen vor allem für die Hintergründe der Kuppel interessiert habe, haben sich in der Stadt eigene Gesetzmäßigkeiten herausgebildet und die Geschichte wurde zu einer gesellschaftskritischen Darstellung des Kleinstadt-Phänomens. 

Leider haben mich die beiden Hauptcharaktere um mein Lesevergnügen gebracht, weil sie so gar nicht dem üblichen Geschick des Autors entsprechen und sehr klischeebesetzt wie Himmel und Hölle aufeinandertreffen. Zwischen Stadtrat Big Jim und ehemaligen Militär-Captain Barbara, kurz Barbie genannt, spielt sich der Kampf Gut gegen Böse ab, den ich eher als langweilig empfunden habe.

Barbie ist der strahlende Held der Geschichte, der sich zu Beginn hinter seiner Tätigkeit als Diner-Koch verbirgt, sich aber als ehemaliger Soldat entpuppt und sich damit, dank seiner rigorosen Ausbildung und den guten Kontakten zum Militär, als einzige Hoffnung für Chester’s Mill erweist. Hingegen weigert sich der böse Gegenspieler Big Jim, mit seinem Teufelsgrinsen und hinterlistigen Intrigen, das Zepter abzugeben, und hat noch dazu mehr als die Hälfte der Einwohner der Stadt in der Hand.

Anhand dieses Kräftemessens wurden mir vor allem die Mechanismen von Diktaturen, wie zum Beispiel das Aufstreben des 3. Reichs, vor Augen geführt. Hier scheint es vor allem wichtig zu sein, dass herrschende Unsicherheit geschürt wird, um politische Situationen zu stärken, wobei natürlich mangelnder Kontakt zur Außenwelt eine dienliche Stütze ist.

Jedenfalls habe ich diese beiden Figuren als derart zäh empfunden, dass ich mich immer etwas geärgert habe, wenn ein neues Kapitel aus der Big-Jim- oder Barbie-Perspektive begonnen hat. Es war ermüdend, Big Jims diabolischen Plan zu verfolgen und gleichzeitig hat mich Barbies „Gutmenschlichkeit“ in allen Belangen ebenso zum Gähnen gebracht.

Trotzdem darf man die Geschichte in seiner Gesamtheit nicht verachten, denn die ist auf jeden Fall gut gewesen. Es gibt sehr viele spannende Szenen, man schöpft Hoffnung und ist erschrocken, wenn sie sich als falsch erweist, man hat es mit bizarren Phänomenen und dem Überlebenskampf einer ganzen Stadt zutun, und wird spätestens gegen Ende mit den Ursachen der Kuppel überrascht.

„Die Arena“ ist unbestreitbar ein kolossaler Roman, der mich persönlich aber nicht so recht packen konnte. Ich denke, wer sich vor allem vom menschlichen Machtbedürfnis schocken lassen will, kann damit auf jeden Fall eine wahre Horrorvorstellung erleben. Wer aber eher auf die mysteriöse Kuppel setzt, wird - wie ich - , weniger Vergnügen daran haben.

© NiWa