Rezension

"BOHICA – Bend Over! Here It Comes Again!"

900 MINUTEN - S. Johnathan Davis

900 MINUTEN
von S. Johnathan Davis

Bewertet mit 5 Sternen

+++++ Vorabinfo: Es handelt sich bei diesem Buch um die Fortsetzung von "900 Meilen", weshalb ich mich in dieser Rezension durchaus auf Geschehnisse im ersten Teil beziehen könnte. +++++

John und Kyle sind nach den Ereignissen, die in "900 Meilen" geschildert werden, nach Avalon zurückgekehrt. Durch einen Unfall in der Anlage wird es notwendig, einen Plünderungszug nach Draußen zu unternehmen, um wichtige Medikamente zu besorgen. Und so machen sich die beiden Freunde in Begleitung von Jarvis, Rodgers und vier weiteren Männern auf den Weg zu einer alten Mittelschule, die als ehemalige Sicherheitszone fungiert hatte.
Doch was zunächst nach einer Routine-Mission aussieht, verwandelt sich schon bald in einen wahren Albtraum. Erneut müssen John und seine Freunde gegen die Zeit kämpfen, um nicht nur ihr eigenes Überleben zu sichern. Es bleiben ihnen nur 900 Minuten ...

Leseeindruck

Nachdem ich letztes Jahr "900 Meilen" geradezu verschlungen habe, war meine Freude groß, nun endlich die langersehnte Fortsetzung lesen zu können. Davis verschwendet keine Zeit mit Vorgeplänkel und langsamen Einleitungen, er manövriert den Leser direkt in die gewohnt actiongeladene Story hinein und lässt das Herz des Zombiefans einmal mehr schneller schlagen. Der Schreibstil ist auch hier rasant und flüssig, teilweise rotzig und deshalb umso passender zum Inhalt.

Die Rahmenhandlung knüpft nahtlos an die Geschehnisse des ersten Buches an und so ist es ratsam, sich die Eckdaten und handelnden Personen nochmals kurz in Erinnerung zu rufen. Mir fiel der Einstieg in die Lektüre sehr leicht. Auch wenn Davis kaum bis gar nicht näher auf die zurückliegenden Ereignisse eingeht, hatte ich schnell den Faden wieder aufgenommen und konnte mich in die aktuelle Handlung fallen lassen.

Kurze Kapitel und Cliffhanger an deren Ende sorgen dafür, dass der Spannungsbogen konstant erhalten bleibt und dennoch unterscheidet sich "900 Minuten" meines Erachtens in einem wesentlichen Punkt von seinem Vorgänger: Charaktertiefe.
Wir lernen hier sowohl John, als auch Kyle und Jarvis noch besser kennen und werden Zeugen ihrer Entwicklung. In einer zerstörten Welt, die von Tod und allgegenwärtiger Gefahr geprägt ist, ist es für alle schwierig die Menschlichkeit zu bewahren und moralischen Werten treu zu bleiben. Freundschaft, Vertrauen, Liebe und Gerechtigkeitssinn scheinen weit weg, werden aber hier konkret thematisiert und in die Handlung mit eingeflochten.

"Zu meinem Sohn zurückzukehren war alles, was zählte. Koste es, was es wolle." (Zitat, Kapitel 23)

Der Protagonist John kämpft in "900 Minuten" nicht nur um das Leben seines Sohnes oder um sein eigenes Überleben, sondern auch um seine Menschlichkeit und seine Wertvorstellungen. Vieles ging verloren auf seinem Weg, doch letztlich ist es die Liebe zu seinem Sohn Tyler, die ihn erdet und an das erinnert, was von Bedeutung ist. Sein eigener Kampf ist so auch ein Bild für die Bewahrung des Menschseins. So bietet "900 Minuten" nicht nur Action, Zombies und Kämpfe ums Überleben, sondern eben auch kurze Momente des Nachdenkens und Innehaltens. Das hat mir sehr gut gefallen und macht Davis´ Fortsetzung umso wertiger für mich.

"Der Gedanke, dass immer noch Menschen gegen Menschen kämpften, war für mich irgendwie seltsam. Es waren nicht genug von uns übrig, um uns gegenseitig zu töten. Der wirkliche Feind hatte keinen Herzschlag." (Zitat, Kapitel 6)

"Am Ende, wenn du an der Pforte des Todes sitzt, ist eines glasklar: Wir sind die Summe all unserer Handlungen." (Zitat, Kapitel 15)

"Ich war mir nicht sicher, was mich, wenn überhaupt, besser machte als jeden anderen da draußen, der bereit war zu morden. An einem gewissen Punkt hatten wir, um zu überleben, alle unsere Menschlichkeit eingebüßt." (Zitat, Kapitel 27)

"Der wahre Maßstab eines Mannes ist nicht, was er von dieser Welt nimmt, sondern was er ihr gibt." (Zitat, Kapitel 28)

Davis wendet ein interessantes Mittel an: Er beginnt "900 Minuten" mit einer Szene, die sich zeitlich gesehen erst in Kapitel 15 ereignet und auch dort erst weitergeführt wird. Dadurch wirft er sofort etliche Fragen auf und schafft einen spannenden Einstieg, der den Leser geradezu zum Weiterlesen nötigt. Was mich anfangs etwas verwirrte, finde ich im Nachhinein durchaus genial. Und allen, die das seltsam finden, sei gesagt: Es bleibt einmalig in diesem Buch und entfaltet seine Wirkung zur Gänze während der Lektüre.

 

Abschließende Worte zur Gestaltung

Auch wenn ich das E-Book gelesen habe, so gefällt mir das Cover wieder ausnehmend gut. Es ist nicht nur passend zum Inhalt, sondern auch hervorragend stimmig zum ersten Teil. Michael Schubert leistet immer wieder grandiose Arbeit bei der Covergestaltung.

Noch ein Tipp: Am Ende des Buches findet ihr einen Link, dem ihr folgen solltet – es lohnt sich.

 

Fazit

"900 Minuten" bietet Spannung, Action, Zombies und erbitterte Kämpfe, zeigt sich aber auch ab und an von einer nachdenklicheren Seite. Für mich eine packende und fesselnde Mischung, die "900 Meilen" in nichts nachsteht und für mein Empfinden sogar noch einen Tick besser war. Schon jetzt freue ich mich auf den dritten Teil, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

 

- atemberaubend spannende 5 von 5 Sternen -