Rezension

Bombastisch!

Rat der Neun - Gezeichnet - Veronica Roth

Rat der Neun - Gezeichnet
von Veronica Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Mitten in der Galaxie gibt es eine Ansammlung aus neun Planeten, auf denen es einige Bewohner gibt, die ein besonderes Schicksal zu erwartet haben. Gemeinsam mit ihrem Schicksal haben sie außergewöhnliche Fähigkeiten, mit denen sie ihre Zukunft gestalten und verändern können. Doch diese Lebensgabe kann gleichzeitig Fluch sein. Das musste auch Cyra lernen, deren Gabe nicht nur unheimlich schmerzhaft, sondern auch tödlich ist. Seit ihr Bruder Ryzek Anführer ihres Volkes, den Shotet, ist, nutzt er ihre Gabe zu seinen Vorteilen aus und lässt sie in seinem Namen Menschen foltern, um seine Macht zu demonstrieren. Ein Ausweg scheint unmöglich, bis sie auf Akos trifft, der von Ryzek gefangen genommen wurde. Obwohl er zu den Thuve gehört und damit ein Feind ist, sieht sie in ihm eine Chance, endlich aus der Tyrannei ihres Bruder zu entkommen. Doch kann sie ihrem Feind trauen?

 

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich von den Vorwürfen, die besonders im englischsprachigen Raum gegen das Buch laut gemacht wurden, wusste, diese aber nicht unterstützen kann. Es hieß, das Buch sei inhaltlich rassistisch und würde Schmerzen verherrlicht darstellen. Selbstverständlich bin ich definitiv gegen Rassismus in Büchern und möchte nichts dergleichen unterstützen. Allerdings sehe ich die Vorwürfe in diesem Fall als keineswegs berechtigt, kann sie nicht nachvollziehen und nichts Verwerfliches an dem Buch entdecken. Natürlich sollte man sich immer selbst eine Meinung bilden und genau das habe ich in diesem Fall auch getan - und kann keineswegs verstehen, warum dem Buch so etwas vorgeworfen wird. Daher werde ich auf diese Punkte auch nicht mehr weiter eingehen und kann nur sagen, dass die Vorwürfe meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt sind.

 

Genug der Vorrede, kommen wir zum eigentlichen Inhalt dieses Buches. Denn den fand ich unheimlich toll. Schon die Thematik hatte direkt mein Interesse geweckt, denn Geschichten aus dem All stehen bei mir momentan wirklich hoch im Kurs. Aber das Buch konnte definitiv auch mit anderen Aspekten bei mir punkten.

 

Zuerst einmal ist der Schreibstil der Autorin unheimlich toll. Gerade bei solchen Fantasy-Science-Fiction-Büchern finde ich es ziemlich wichtig, vieles genau zu beschreiben, damit der Leser sich alles bildhaft vorstellen kann. Und genau das macht Veronica Roth auch. Sie lässt sich insgesamt viel Zeit, den Leser in diese Welt einzuführen und stellt die Charaktere ganz in Ruhe vor. Dadurch bekommt das Buch zwar einige zusätzliche Seiten, wird aber definitiv nicht langweilig. Ganz im Gegenteil: Ich war total  begeistert davon, wie toll alles ausgearbeitet ist, wie viele wunderbare Details es gibt, wie einzelne Charakterzüge beschrieben sind, wie alles einfach unglaublich authentisch wirkt. Beim Lesen hatte ich durchweg das Gefühl, eine völlig logische und gut durchdachte Welt vor mir zu haben, die aber keineswegs konstruiert wirkt. Authentische Charaktere mit vielen Facetten, deren Wesen so real beschrieben wird, dass man als Leser das Gefühl hat, einen echten Menschen vor sich zu haben. Und dadurch auch gleich eine Geschichte, die man der Autorin von vorne bis hinten abkauft, ohne Hintergründe zu hinterfragen oder sich an Dingen aufzustoßen, die störend wirken. Genau das ist es, was für mich ein richtig, richtig gutes Buch ausmacht; und genau das war hier auch gegeben.

 

Neben diesem tollen Worldbuilding, den Charakteren und dem detailreichen und ausgearbeiteten Schreibstil fand ich aber auch die Story mehr als gelungen. Es gibt kein typisches Schwarz-Weiß-Denken; die ganze Geschichte ist unheimlich gut und spannend ausgearbeitet. Von den ersten Seiten an war ich gefesselt, was als nächstes passieren wird. Seien es eine rasante Actionszene oder nur eine ruhige Einführung eines Nebencharakters - einfach alles war interessant und unvorhersehbar. Die Geschichte hatte ruhigere Momente, aber genauso auch so schnelle und nervenaufreibende Szenen, dass alle Bereiche abgedeckt wurden. Die Handlung entwickelte sich für mich in eine interessante Richtung, die ich nicht unbedingt erwartet hatte, und war dabei durchweg spannend. Es gab eine Vielzahl an Orten, Charakteren und verschiedenen gestalteten Szenen, die dennoch alle perfekt miteinander harmonierten. Akos und Cyra waren beide sympathisch, wirkten dabei aber nie wie die perfekten Helden der Geschichte, sondern hatten Ecken und Kanten und waren dadurch umso authentischer. Es gab keine kitschige Liebesgeschichten; keine perfekten, heldenhaften Protagonisten. Stattdessen erwarten den Leser hier gleich neun Planeten, die alle einzigartig sind und deren Bewohner ebenfalls individuell und außergewöhnlich beschrieben wurden.

 

Ihr merkt, "Rat der Neun - Gezeichnet" konnte mich wirklich begeistern. Diese Geschichte hat wirklich alles, was mein kleines Leserherz braucht, um glücklich zu sein. Für einige Leser mag sich die Handlung etwas zu sehr in die Länge gezogen haben, ich war aber umso erfreuter, dass sich Veronica Roth so viel Zeit nahm, ihre Geschichte zu erzählen. Durch die vielen Details, die einzelnen Charakterzüge und alle Kleinigkeiten war das Buch für mich einfach wahnsinnig authentisch und ist zu einem echten Lieblingsbuch geworden, das alle meine Erwartungen übertroffen hat.