Rezension

Brauchen wir alle ein Happy End?

Wir sehen uns beim Happy End - Charlotte Lucas

Wir sehen uns beim Happy End
von Charlotte Lucas

Bewertet mit 4 Sternen

Wir sehen uns beim Happy End von Charlotte Lucas

erschienen bei Bastei Entertainment

 

Zum Inhalt

 

Stell dir vor, Romeo und Julia erleben wunderbare Flitterwochen, die kleine Meerjungfrau bekommt ihren Prinzen und Hannibal Lecter wird zum kinderfreundlichen Veganer … Wie könnte die Welt aussehen, wenn jede Geschichte das Recht auf ein glückliches Ende hätte? Und was würdest du tun, wenn dir das Leben die Verantwortung für einen anderen Menschen gibt? Schenkst du ihm ein Happy End? Selbst wenn du nicht weißt, ob er das will?

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Dieses Buch fällt ja mal nicht in den Jugendbuchbereich, aber der Klappentext hörte sich für mich einfach unwiderstehlich an. Ob es für dieses Buch und mich ein Happy End gab? Lest selbst:

 

Die Story spielt im wunderschönen regnerischen Hamburg. Für jedes Buch ein ganz tolles Setting!

Der Leser trifft in dieser Story auf Ella, eine 32-jährige Alltagsmanagerin, die sich gerne von Bio-Produkten ernährt und deren Leben wahnsinnig organisiert ist. Man könnte Ella auch als sehr penibel bezeichnen. Sie wollte sogar schon einmal eine „Gute Fee-Agentur“ mit einer Freundin gründen und damit die Alltagsorganisation anderer Leute übernehmen. Was für eine Idee. In ihrer Freizeit betreibt Ella einen Blog, auf dem sie von ihrem Leben mit ihrem Verlobten Philip berichtet und bereits veröffentlichte Bücher umschreibt. Sie schreibt allerdings nur die Enden um, so dass jede Geschichte auch ihr Happy End erhält. Eine ziemlich krasse Idee, mit der sie sich nicht nur Freunde im Netz macht. Dissende Kommentare sind hier ebenfalls zu finden. Die Blogbeiträge werden übrigens immer mal wieder mit eingestreut, was mir gut gefiel. Ebenso die Kommentare darauf.

Mir persönlich war Ella nicht richtig sympathisch. Sie übertreibt es einfach mit allem ein wenig und nimmt vieles eigenmächtig in die Hand. Sie hat durchaus gute Motive, aber ihre Herangehensweise sagte mir nicht zu. Stellenweise war diese auch überaus penetrant und übertrieben.

Es ist zwar ganz natürlich, dass nicht jedes Buch oder jeder Film gut ausgeht. Doch Ella kann dies ganz und gar nicht akzeptieren. Ihre Beweggründe konnte ich zwar nachvollziehen, aber trotzdem hatte Ella bei mir bald einen Punkt erreicht, wo sie einfach nur noch sehr nervtötend war…

Oscar wirkt wesentlich älter als Ende Dreißig. Was ihm passierte und wie er Ella kennenlernte, möchte ich hier jetzt nicht verraten. Denn dies ist der Bestandteil, auf den sich die Geschichte der beiden aufbaut. Sympathisch war Oscar mir schon, aber seine Rolle weist in keine klare Richtung.

Zu Philip möchte ich mich gar nicht weiter äußern, denn dieser Mann und ich sollten lieber nicht zusammen in einem Raum sein… Gerade hier merkt der Leser, wie sehr die Story auf Halbwahrheiten und Lügen basiert. Einige Offenbarungen wirkten mit der Zeit einfach nur etwas lächerlich. Ein stetes Hin und Her, was mich dann doch mit den Augen rollen ließ…

Manche Dialoge wurden von einer gewissen Situationskomik unterstützt, bei der ich mich oft fragte, ob es unfreiwillig geschah oder wirklich so gewollt wurde.

 

Aber so war die Welt, sie blickte auf Frauen, die „nur“ Hausfrau – und vielleicht dazu „nur“ Mutter – waren, herab, als wäre das nichts.

40% des E-Books

 

Charlotte Lucas konnte mich mit ihren Charakteren nicht wirklich überzeugen. Sie wirkten zeitweise nicht sehr authentisch, manchmal sogar eher überzogen. Doch die Grundidee von Wir sehen uns beim Happy End und auch die Verbindung zum Titel innerhalb der Geschichte waren toll. Einiges fand ich zwar auch hier vorhersehbar oder zu einfach für den Leser dargestellt, aber im Großen und Ganzen hat uns die Autorin viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Braucht alles und jeder ein Happy End? Und wenn ja, wie sieht dieses individuell aus? Gibt es eine „Norm“ dafür? Wie sieht es in einem Menschen wirklich aus? Muss man sich verstecken, wenn man nicht so ist, wie die Gesellschaft es von einem erwartet? Muss man sogar lügen? All diese Dinge werden hier in die Geschichte eingebracht, was ich super fand. Außerdem kommt das „Project Semicolon“ von Amy Bleuel hier zur Sprache und wird von der Autorin auch in der Danksagung erwähnt. Sehr bewegend war eine letzte Geschichte auf Ellas Blog, bei der mir die Tränen kamen. Die Idee war super, die Charaktere eher nicht, aber es gibt von mir noch 4 von 5 möglichen schwarzen Katzen.

 

„Wie es in Wahrheit in einem aussieht, geht eben nicht jeden etwas an.“

85% des E-Books

 

Zum Autor

 

Charlotte Lucas ist das Pseudonym von Wiebke Lorenz. Geboren und aufgewachsen in Düsseldorf, studierte sie in Trier Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaft und lebt heute in Hamburg. Gemeinsam mit ihrer Schwester schreibt sie unter dem Pseudonym Anne Hertz Bestseller mit Millionenauflage. Auch ihre Psychothriller „Allerliebste Schwester“, „Alles muss versteckt sein“ und „Bald ruhest du auch“ sind bei Kritik und Publikum höchst erfolgreich. Mit „Dein perfektes Jahr“ begibt sie sich auf die Suche nach den Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Lebens.

 

557 Seiten

ISBN 978-3-7857-2599-3

Preis: 18 Euro

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!