Rezension

Brillant, herausragend und doch zum Nachdenken anregend!

Zwischen zwei Sternen - Becky Chambers

Zwischen zwei Sternen
von Becky Chambers

Bewertet mit 5 Sternen

Brillant, herausragend und doch zum Nachdenken anregend!

Früher war Lovelace die künstliche Intelligenz des Raumschiffes Wayfarer, doch nach einem totalen Systemausfall, muss sie ihr Dasein plötzlich in einem synthetischen Körper neu beginnen. Aber in der GU ist ihre Art illegal und Lovelace fühl sich ziemlich allein.

Dass sie allerdings gar nicht allein ist, muss sie erst noch lernen. Denn Pepper hat alles riskiert, um Lovelace in ihrem neuen Körper wieder zu installieren. Wild entschlossen, hilft sie ihr dabei, sich an die neue Welt anzupassen. Denn Pepper gehört wohl zu den wenigen Menschen, die genau verstehen, wie es ist komplett neu anzufangen. Und gemeinsam werden Pepper und Lovelace entdecken, dass die Galaxie zwar riesig sein mag, aber alles andere als leer.

 

Becky Chambers‘ „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ habe ich geliebt und das Buch hat mich beeindruckt. Keine Frage, ich wollte und musste auch den zweiten Band der Reihe lesen. Doch klar, wie man es so häufig bei Fortsetzungen erlebt, stellte sich vor dem Lesen die Frage, kann Chambers das hohe Niveau halten? Ja, sie kann es. Plötzlich war ich wieder mittendrin in diesem faszinierenden Universum voll mit seinen erstaunlichen Aliens, interessanten Planeten und faszinierenden Charakteren. Im Grunde ist das aber auch so ziemlich das einzige, was die beiden Bücher gemeinsam haben: Sie spielen im selben Universum. Denn die Geschichte ist keine Fortsetzung als solches. Viel mehr kann man sie auch ganz unabhängig vom ersten Band lesen, was auch ganz gut möglich ist. Das einzige, auf das man dabei als Neuleser verzichten muss, ist die Tatsache, dass Becky Chambers nicht nochmal die einzelnen Alienspezies erklären wird, zumindest nicht so im Detail, wie sie es im ersten Band tat. Hin und wieder sind durchaus Informationen beigesteuert. Das sagte mir durchaus zu, denn man vergeudet keine wertvolle Lesezeit, wie ich mir nun etwas vorzustellen habe. Auch wenn meine Erinnerungen nicht mehr ganz so präsent waren, war es dennoch ein leichtes, dem Geschehen ohne Probleme zu folgen. Daher bin ich auch davon überzeugt, dass man „Zwischen zwei Sternen“ ganz ohne Kenntnisse vom „langen Weg…“ verstehen kann.

 „Zwischen zwei Sternen“ kann wohl eher der Soft-SF zugerechnet werden. Emotionen und Beziehungen stehen hier eindeutig im Vordergrund, aber auch philosophische Fragen finden ihren Anklang. Vor allem aber beschäftigt sich dieses Werk immer wieder mit der Frage, was das Menschsein ausmacht. Und was unterscheidet eine KI noch vom Menschen? Besonders spannend ist es in dieser Hinsicht dem Handlungsstrang von Lovelace zu folgen, aber auch der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich nicht nur mit dieser Frage, sondern auch der Frage, wie und in was man seine Familie finden kann.

Besonders angetan hat es mir aber auch in diesem Band die Sanftheit, mit der Chambers auch schon ihre Geschichte im ersten Teil der Reihe erzählt hat. „Zwischen zwei Sternen“ braucht keine rasanten Weltraumverfolgungsjagden oder -schlachten, denn die Geschichte lebt von ihren ganz eigenen Konflikten. Es passiert trotz allem so vieles, was einen zum Nachdenken anregt oder beunruhigend wirkt und die Charaktere haben ihre ganz eigenen Kämpfe zu tragen. Auch die tiefgründigen Gespräche tragen zu einem positiven Leseerlebnis bei.

 

Becky Chambers‘ „Zwischen zwei Sternen“ übertrifft meine Erwartungen. Die Charaktere haben Tiefe, das Setting, in dem die Geschichte spielt, ist wunderbar. Wieder sehr philosophisch, aber das war gerade das ganz besondere an diesem Werk.