Rezension

brillantes Jugendbuch

Skinned - Robin Wasserman

Skinned
von Robin Wasserman

Bewertet mit 5 Sternen

"Skinned" von Robin Wasserman ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie und gehört in die Reihe der Dystopie-Romane im Jugend-/junge-Erwachsene-Sektor. Mich hat es von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt. Das könnte eines meiner neuen Lieblingsreihen werden...

Zum Inhalt: Mehrere Jahunderte in der Zukunft hat sich die Gesellschaft sehr verändert. Die Konzerne regieren die Welt und kontrollieren das gesamte Leben ihrer Angestellten, die keine anderen Möglichkeiten haben, als all ihre Rechte - von Familienplanung bis zum Wahlrecht - an die Konzerne abzutreten, um ein sicheres Leben zu führen. Wer das nicht tut, muss in den Städten leben, die durch Kriege zerbomt und von Atomwaffen verstrahlt sind. Es gibt weder genug Essen noch genug medizinische Versorgung oder Energie für alle.

Nur wenige Reiche verfügen über die Möglichkeit auf dem Land zu leben, Autos und Energie im Überfluss zu besitzen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Zu diesen Reichen gehört auch die Ich-Erzählerin, die beliebte, 17-jährige Lia Kahn, doch als die Sicherheitssysteme ihres Autos versagen, wird sie in einem Unfall mit einem LKW schwer verletzt - so schwer, dass sie eigentlich tot ist. Doch anstatt zu sterben, wacht sie in einem künstlichen Körper wieder auf. Sie ist von da an ein "Skinner", wie die Menschen die neue Technologie abwertend bezeichnen, und stößt überall auf Ablehnung und lernt die Schnelllebigkeit des hauptsächlich im "Network" geführten Lebens zum ersten Mal aus der Rolle des Außenseiters kennen.

Meiner Meinung nach ist der Roman für einen Jugendroman sprachlich auf einem unerwartet hohen Niveau und die Geschichte wirkt sehr ausgereift und überzeugt auf ganzer Linie. Es fiel mir als Leser leicht, mich in Lia hineinzuversetzen, ihre Gefühle und Gedanken sind sehr präzise und einfühlsam geschildert. Überhaupt lebt der Roman mit seiner ganzen Emotionalität von einer sehr melanchonischen, bedrückenden und oft traurigen Stimmung, aber - was mir gut gefallen hat - auch von fiel schwarzem Humor und jeder Menge Sarkasmus. Zwar hält die Autorin das Niveau manchmal nicht ganz aufrecht, aber die kurzen schwächeren Passagen kann man getrost verkraften.

Lia ist kein schwacher Charakter, aber das neue Leben und die Ablehnung, die ihr entgegengebracht werden, setzen ihr zu. Immer wieder taucht die Frage auf, was Mensch sein bedeutet und welche Rolle Lia als Kopie eines menschlichen Bewusstseins in einem mechanischen Körper in einer menschlichen Umgebung einnehmen kann. Sie trifft auf andere "Skinner", die sich selbst "Mechs" und die Menschen "Orgs" nennen und sich von den Menschen abgrenzen. Auf der anderen Seite steht eine religiöse Gruppierung, die "Erleuchteten", die den "Skinnern" die Rechte nehmen wollen.

Insgesamt hat mich dieser Trilogie-Auftakt von allen Jugendbüchern, die ich in letzter Zeit gelesen habe, am meisten überzeugt. Der Altersempfehlung "ab 16" kann ich auch nur zustimmen, denn dieses Buch ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich auf einem so guten Niveau, dass ich als Mitte-20-Jährige von den üblichen Albernheiten oder Kitschigkeiten, die mich sonst bei Jugendromanen oft nerven, hier verschont geblieben bin.