Rezension

Brisantes Thema in einer genialen Umsetzung

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 5 Sternen

"Mein Herz und andere schwarze Löcher" sprach mich als erstes durch das kunterbunte Cover an, bevor ich mich dem Klappentext widmete. Wie kann ein Buch über Depression und dem Gedanken an Selbstmord trotzdem so farbenfroh auf mich wirken? Zumal der Klappentext eine andere Sprache spricht als das Cover. Meine Neugier schürte es und ehrlich gesagt freute ich mich riesig auf das Buch. Ich erwartete auf der einen Seite sehr viel Traurigkeit und auf der anderen Seite Hoffnung, denn Hoffnung ist bunt und dieses könnte ein Zeichen sein, warum für das Cover bunte Farbkleckse gewählt worden sind.

 

 

Ich gestehe, dass das Lesen der Story nicht immer einfach war, denn Aysel gibt uns tiefe Einblicke in ihre Seele und lässt uns nachempfinden, wie einsam und zerstört sie sich fühlt. Die schwarze Qualle / Depression hat sie voll im Griff. je mehr ich mich in der Story voran bewegt, bekam der Titel mehr und mehr Sinn. Hier einige Zitate aus dem Buch, um zu verdeutlichen, wie Aysels Gefühlslage zu deuten ist:

 

Manchmal frage ich, ob mein Herz wie ein schwarzes Loch ist - eine Masse, so dicht, dass dort kein Raum für Licht bleibt. Aber das heißt trotzdem nicht, dass das schwarze Loch mich nicht aufsaugen kann. Zitat S. 156

Mein Herz, dieses schwarze Loch, stolpert und saugt alle Luft aus meiner Lunge. Zitat S. 233

 

Zwei junge Menschen, die sich nach dem Tod sehnen. Eigentlich unvorstellbar, aber gerade Romans Situation verdeutlicht, wie sehr Depressionen uns umhauen können. Roman hat Tage, in denen er es nicht schafft sich morgens anzuziehen und er verbringt seine Tage im Bett, angefüllt von Trauer, Schuldgefühlen und einer gewissen Antriebslosigkeit. Aysel selbst hat andere Beweggründe, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, die erst nach und nach offen dargelegt werden. Aus Angst vor erneuter Verletzung verschweigt Aysel ihre Gründe recht lange und präsentiert sich erst als sie genügend Vertrauen zu Roman entwickeln konnte. Selbst bei ihm befürchtet sie Ablehnung. Wir treffen hier auf zwei junge Menschen, die tief in ihrer Seele verletzt sind und keinen anderen Ausweg als den Tod sehen. Mir ging es sehr nah und erfüllte mich mit Schrecken, denn die Tatsache, dass es tatsächlich Foren gibt in denen Menschen sich suchen und finden um einen Selbstmord zu planen ist sehr beklemmend.

 

Im Anhang deutet die Autorin an, dass sie das Buch aus einer Begebenheit ihres Lebens geschrieben hat und vielleicht ist das auch der Grund, warum mir "Mein Herz und andere schwarze Löcher" mitunter so authentisch erschienen ist? Das Buch hat mich sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Ich werde nicht viel preisgeben, was die Story betrifft, denn Ziel einer Rezension ist es, neugierig zu machen und das Buch so überzeugend darzustellen, dass es unbedingt gelesen werden muss. Ich freue mich immer noch sehr, dass ich die Möglichkeit dazu hatte. Mich lässt das Buch begeistert zurück, denn die Hoffnung, die das Cover ausstrahlte, begleitete mich während des Lesens und beweist eindeutig, dass es möglich ist, sich von der schwarzen Qualle zu befreien, auch wenn der Weg hart ist und man definitiv Hilfe benötigt.

 

Absolute Leseempfehlung an ein Jugendbuch, welches nachdenklich stimmt, mitunter emotional wirklich bewegt und dennoch ganz viel Wahrheit beinhaltet, die mich wirklich umgehauen hat. Im Hinblick auf uns Menschen, die verletzlich sind und auf Mitleid oder Ausgrenzen der Person unterschiedlich reagieren, ist es kein Wunder, wenn es Menschen gibt, die sich einigeln, zurückziehen und in tiefe schwarze Löcher fallen. Vielleicht trifft uns mitunter auch eine Mitschuld am Leid eines anderen?

 

 

Alles erschien mir immer so endgültig, so unentrinnbar, so vorherbestimmt. Aber langsam fange ich an zu hoffen, dass das Leben mehr Überraschungen bereithält, als ich je geahnt habe. Vielleicht ist alles relativ, nicht nur das Licht und die Zeit wie in Einsteins Theorie, sondern einfach alles. Vielleicht ist alles grauenvoll und nicht zu reparieren, bis das Universum sich ein klein wenig verschiebt und die Perspektive sich verändert und auf einmal scheint alles viel erträglicher. Zitat S. 290