Rezension

Brutal, aufwühlend, bedrückend – Kinder- und Zwangsprostitution

Kukolka - Lana Lux

Kukolka
von Lana Lux

Bewertet mit 4 Sternen

Hätte ich genauer gewusst, worum es geht, hätte ich es lieber nicht gelesen. Aber einmal angefangen, geht einem die kleine Samira, 'Kukolka' genannt, nicht mehr aus dem Kopf.

Die Zustände in einem ukrainischen Waisenhaus sind trostlos und als auch noch ihre beste Freundin von Deutschen adoptiert wird, ergreift Samira die nächstbeste Gelegenheit zur Flucht. Jahrelang fristet sie ihr Leben als Bettlerin und Diebin, was aus ihrer kindlichen Sicht sehr locker im Ton erzählt wird. Die Sprache ist oft drastisch und derb, dem Umgangston unter den bettelnden Kindern angepasst.

Als sie mit 13 ihrem 'Traumprinzen' begegnet, dem schönen Dima, richtet der sie zur Prostituierten ab, ohne dass sie es merkt, denn sie ist ihm restlos verfallen. Er gibt ihr die vermeintliche Liebe, nach der sie sich immer gesehnt hat. Hier verliert sich die Lockerheit in der Sprache immer mehr; Sexszenen werden in brutaler Offenheit und in drastischer Sprache geschildert und der Leser staunt über die Leichtgläubigkeit Samiras und die Unverfrorenheit Dimas. Wüsste man nicht von trockenen Reportagen, dass es das alles gibt, die Mechanismen, jemanden hörig zu machen, Liebe vorzugaukeln, würde man es kaum glauben, dass einem Kind so etwas angetan wird. - Aber es kommt noch schlimmer, als Dima sie mit einem falschen Pass nach Berlin schmuggelt …

Ein Happy End kann es nicht geben, wohl aber einen winzigen Hoffnungsschimmer, als sich die warmherzige Olga des Mädchens annimmt.

Dies ist ein Buch, das traurig macht, den Leser mitleiden lässt und sicher noch einige Zeit nachklingt. Wer ohnehin schon unter der Schlechtigkeit in der Welt leidet, sollte es besser nicht lesen.

Kommentare

katzenminze kommentierte am 09. September 2017 um 13:15

Aaah! Spoiler, Spoiler, Spoiler! Warum verrätst das das Ende??? Markiere es doch wenigstens als Spoiler wenn es schon die Möglichkeit gibt! -.-''

Federfee kommentierte am 09. September 2017 um 14:51

Tut mir Leid, hier kann man nachträglich nichts mehr ändern. Ich habe es auch nicht so als Spoiler empfunden.