Rezension

Buch mit einem Kosmos

Wir leben hier, seit wir geboren sind
von Andreas Moster

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist schwer, diesem Buch von Andreas Moster gerecht zu werden. „Wir leben hier, seit wir geboren sind“ ist ein Buch, das auf seine eigene Art und Weise erzählt. Es erzählt von einem Dorf, den Menschen, die dort leben, den Mädchen, die dem Dorf den Rücken kehren wollen, von dem fremden Mann, mit dem sie fliehen wollen. Ein Dorf, das vom Kalkabbau lebt, der aber nicht mehr rentabel ist und eingestellt werden wird. Und dann geschieht auch noch ein Mord.

Archaisch, mythisch erzählt „Wir leben hier, seit wir geboren sind“ seine Geschichte. Sie kommt wuchtig daher, langsam entspinnt sie sich, greift Handlungsfäden wieder auf, lässt sie los, wiederholt, verändert den Blickwinkel und lässt auch einmal die gewonnene Freiheit aus Sicht eines Hundes einfließen. Der fremde Mann: der Teufel genannt.

„Wir leben hier, seit wir geboren sind“ ist ein sprachmächtiges Buch, auf das man sich einlassen muss. Ansonsten ist es kaum möglich, dieses Buch zu genießen. Zu sperrig ist es für den Leser, der hier eine spannungsgeladene, plausible Handlung erwartet. Wer dies erwartet, kann nur enttäuscht werden. Nein, man wird hineingetaucht in einen eigenen Kosmos des Begehrens und Wollens, des Aufbäumens und Scheiterns, in dem es irgendwann nicht mehr darauf ankommt, was wirklich vorgefallen sein muss.