Rezension

Buch mit Mäkeln

Among the Stars - Samantha Joyce

Among the Stars
von Samantha Joyce

Bewertet mit 3 Sternen

Der Schreibstil der Autorin ermöglicht es einem, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Mit einem angenehmen zu lesenden Stil, führt sie den Leser zielsicher durch ihre Geschichte. Allein bei den Dialogen kam ich manchmal ins Stocken. Samantha Joyce nutzte die Gespräche ihrer Charaktere häufig dazu, um Informationen darin zu verpacken und an den Leser zu übermitteln. Auf der einen Seite wirkte es so, als würde sie die Informationen – wie zum Beispiel das Aussehen einer Person – nebenbei einfließen lassen, aber auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, dass kein lebendiger Mensch so reden würde. Die Gespräche wirkten dadurch hin und wieder etwas gestellt.

Mit Elise hat die Autorin eine interessante Buchfigur erschaffen. Ihre liebe zu Büchern, der Schriftstellerei und auch ihre Ehrfurcht anderen Autoren gegenüber, haben sie zu einem eindeutigen Bücherwurm klassifiziert. Somit wird sie bei jedem Buchliebhaber gleich ein paar Pluspunkte einkassieren können. Dennoch muss ich zugeben, dass ich einige Probleme damit hatte, sie in meinen Gedanken als sympathisch zu behalten.

Seit einem Unfall besitzt sie eine Narbe im Gesicht, von der Schläfe bis zum Kinn und auch ihr restlicher Körper ist mit einigen davon geziert. Die Erinnerungen an den Unfall sind bei Elise wie ein dunkles, schwarzes Loch der Vergangenheit vor dem sie sich zurückzieht. Zurückzieht, wie auch vor Menschenmassen, fremden Personen, Menschen, die ihr nahestehen und eigentlich jedem, außer den Protagonisten ihrer eigenen Geschichte. Ihre Schüchternheit ist total legitim. Einige schmerzhafte Erfahrungen, haben sie vorsichtiger gemacht und das ist nachvollziehbar. Auch hätte ich es verstanden, wenn die Narben ihr Selbstwertgefühl ein wenig an geschrammt hätten. (Meiner Meinung nach, nichts wofür man sich schämen müsste, aber man muss sicherlich auch in ihrer Haut stecken, um das beurteilen zu können) Dennoch kann und werde ich es nicht nachvollziehen, dass dieses Mädchen wirklich null und nada an Selbstgefühl hatte. Nicht nur, versucht sie ständig ihre Narben mit allem möglichen zu verstecken oder nimmt lieber das Foto eines fremden Mädchens, als Autorenfoto für ihre Bücher, sondern möchte sie auch überhaupt nicht verstehen, wenn jemand etwas für sie empfinden oder mehr in ihr sehen könnte. Menschen KÖNNEN sie gar nicht mögen, immerhin hat sie Narben…

Doch übertroffen, wird sie in jeder Linie noch von Veronica. Als Elises Buch VikingMoons verfilmt werden soll und sie auf dem Set erwartet wird, besser gesagt, das Mädchen, dessen Foto in all ihren Büchern prangt, versucht Elise diese ausfindig zu machen und trifft auf Veronica. Das Mädchen hilft ihr allerdings nicht aus Nächstenliebe, so wie ich mir das vorgestellt hätte, sondern aus purer Ruhm- und Geldgier. So einen oberflächlichen, zickigen und miesen Charakter, hatte ich schon ewig nicht mehr angetroffen. Doch leider war Veronica auch unglaublich Eindimensional und hat in der Geschichte nicht mehr getan, als eine böse B*itch zu sein und eine gehörige Stange Geld von Elise abzuluchsen, damit sie so tut, als wäre sie die tatsächliche Autorin.

Beim männlichen Gegenpart der Geschichte, habe ich dann letztendlich aufgeseufzt. Ein absolut sympathischer Charakter von Hinten bis Vorne. Er ist unglaublich freundlich, blickt hinter die Schale und verurteilt nicht eine Person. Selbst mit Veronica versucht er sich anzufreunden. Immerhin dachte er, sie hätte die wunderbare Geschichte geschrieben, in der so viel Herzblut und komplexe Charaktere drinstecken, dass irgendwo in ihr auch ein weicher Kern stecken muss. Bei Elises Narben hat er nicht mal mit der Wimper gezuckt, sondern eine Kämpferin in ihr entdeckt. Wie authentisch diese Persönlichkeit bei einem weltgefeierten Schauspieler, der täglich mit zig verschiedenen Menschen zu tun hat, ist, sei mal dahingestellt.

Die ganze Geschichte wird wohl ein wenig an Authentizität einbüßen, dennoch lädt sie definitiv zum Träumen und Abschalten ein. Genau wie einige der Dialoge, wirkten auch einige Szenen sehr konstruiert. Einige Klischees sind in der Geschichte auf jeden Fall auffindbar und einige Male wirkten die Charaktere, als würden sie einfach da sein, um ihre Rolle zu spielen. Dafür sind einzelne Details der Geschichte, einfach wunderbar ausgearbeitet. Zum Beispiel Elises Taubheit, habe ich ihr komplett abgenommen. Es war interessant zu lesen, wie sie von Lippen abliest, welche Probleme sie damit manchmal hat oder auch, wie andere Menschen darauf reagieren. Oder auch ihre Liebe zu Büchern, habe ich in jeder Zeile gefühlt. Man konnte praktisch ihre Augen aufleuchten sehen, sobald jemand einen Autorennamen fallen gelassen hat oder sie auf dem Set zu ihrer Buchverfilmung aufgetaucht ist. Details wie diese, haben mich letztendlich mitfühlen lassen.

Auch hat es mir gut gefallen, dass die Nebencharaktere ihren Raum bekommen haben. So gab die Autorin uns Zeit, Elises besten Freund Jin kennenzulernen, der seit extra für sie die Gebärdensprache erlernt hat. Doch auch Elises Zimmerpartnerin am College Reggie, war eine freundliche und offene Person. Sie ist eine wahre Quasselstrippe und ein unglaublicher Fan der VikingMoons-Reihe. Wenn sie nur wüsste mit wem sie sich da das Zimmer teilt, was? Doch mein absoluter Favorit war der Möchtegern-Cowboy Clint, der ständig mit seinem Cowboy-Hut durch die Gegend läuft, sich nichts aus den verwunderten Blicke anderer Menschen macht und total mit sich selbst im Reinen ist. Gleichzeitig ist er ein Hobby-Dichter und kann wunderbar mit Worten umgehen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich das erst etwas später erkannt habe.

Fazit:

Ob so eine Geschichte im wahren Leben geschehen könnte, wage ich zu bezweifeln. Doch soll das Buch wohl eher die Realität vergessen lassen und den Leser zum Träumen verführen. Mit der Protagonistin hatte ich so einige Schwierigkeiten, was mir viel an der Lesefreude genommen hat und ihr Gegenstück Veronica hat dabei nicht wirklich geholfen. Dies wird von Gavin und den Nebencharakteren jedoch ein wenig wettgemacht. Es dauert jedoch bis die anderen Charaktere überhaupt auftauchen und bis ich mit dem Buch warm wurde somit ebenfalls. Einige Dialoge und Szenen wirken etwas konstruiert, jedoch sind es die Details, die den Charme des Buches ausmachen.

Auf jeden Fall liest sich das Buch durch den Schreibstil der Autorin schnell weg und wer auf der Suche nach einer träumerischen Romanze ist, findet hier sicherlich ein schönes Buch für Zwischendurch.

Zitat:

„Wir bekommen nicht allzu viele Chancen, unser Leben zu leben. Sorg dafür, dass das Leben, das du führst, dein eigenes ist.“ (S. 315)