Rezension

Bürgerlich, christlich, sucht...

Bürgerlich, christlich, sucht ... - Klaus Kelle

Bürgerlich, christlich, sucht ...
von Klaus Kelle

Bewertet mit 5 Sternen

Schon der Schule hat mir mein Klassenlehrer eingetrichtert: „Interessiere dich für Politik! Lies die Zeitung!“. Zugegeben, diese Aufforderung stößt bei jugendlichen Ohren nicht unbedingt auf große Resonanz und jahrelang bestand mein politisches Engagement einzig darin meiner staatsbürgerlichen Pflicht an der Wahlurne nachzukommen. Seit ich wählen gehen darf tue ich das, weil ich mir sage, meckern darf ich hinterher nur, wenn ich auch gewählt habe. Das war es dann aber schon zum Thema „ich gestalte meine Gesellschaft aktiv mit“.
Seit einigen Jahren ändert sich das unmerklich aber stetig, nicht zuletzt weil sich im Bekannten- und Freundeskreis plötzlich Stimmen und Meinungen erheben, die mich erschrecken, manches Mal sogar bis ins Mark erschüttern und dazu führen, dass ich mich immer eindrücklicher frage „Wo stehe ich politisch eigentlich?“.

Durch eine Leserunde wurde ich auf „Bürgerlich, christlich, sucht“ aufmerksam und der Untertitel „Biete Meinung statt Mitte“ hat mich recht schnell angesprochen. Da Lesen schon immer meine bevorzugte Art der Informationsbeschaffung zur Meinungsbildung war, war der Griff zum Buch schnell beschlossene Sache.

Auf dem Klappentext heißt es: „Dieses Buch ist die subjektive Sicht eines Bürgerlichen und Christen…“ und der Autor Klaus Kelle, der seit über dreißig Jahren als Journalist tätig ist, bezeichnet sich selbst was seine politische Grundhaltung betrifft als Konservativen.

Das Buch deckt auf seinen etwas über 250 Seiten alles ab, was den letzten Jahren bzw. fast täglich wohl schon jedem Bundesbürger in gleicher oder ähnlicher Form durch den Kopf gegangen ist und legt meist den sprichwörtlichen Finger direkt in die Wunde. Da geht es um die Sicherheit, unsere Identität als Deutsche, die Politik, unseren Rechtsstaat, Flüchtlingspolitik, die Kirchen, die Medien, die Familie und vieles mehr.

Ich gebe zu, dass ich bei einigen kleinen Punkten nicht immer der Meinung des Autors bin, aber bei der überwiegenden Mehrheit kann ich nur sagen, dass mir das Buch wirklich aus der Seele spricht. Besonders begeistert mich der klare und schnörkellose Schreibstil, der ein Verständnis des Buchs leicht macht und mich von der ersten Seite an mitgenommen hat.

Wer sich eine (politische) Meinung bilden will und dazu ein gut verständliches Buch möchte, dass auf leere, platte und unverständliche Worthülsen verzichtet, dem sei „Bürgerlich, christlich, sucht…“ ans Leserherz gelegt und alle anderen, sollten es sowieso lesen, damit sie wenigstens wissen, wovon sie reden oder worüber sie meckern.