Rezension

Carve the mark

Rat der Neun - Gezeichnet, 2 MP3-CDs - Veronica Roth

Rat der Neun - Gezeichnet, 2 MP3-CDs
von Veronica Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Ich beziehe mich mit dieser Rezension auf das Hörbuch, von daher kann es vorkommen, dass ich Namen falsch schreibe, Hinweise dazu nehme ich gern entgegen.

Rat der Neun ist übrigens ein dummer Titel, denn auch wenn der Rat der Neun erwähnt wird, spielt er keine wirkliche Rolle im Buch. Carve the mark, der Originaltitel, trifft es weitaus besser, denn das tun die Shotet, wenn sie ein anderes Leben beendet haben. Sie ritzen sich ein Todesmal in den Arm, um sich für immer daran zu erinnern. Die einen im Triumph, andere, um den Verlust zu bedauern. Doch von vorn: Auf einem recht unwichtigen Planeten in einer fremden Galaxie leben zwei Völker, die Thuvesi und die Shotet. Sie könnten ungleicher nicht sein - die Thuvesi eher sanft und zurückgezogen, die Shotet kriegerisch und aggressiv. Eine Gemeinsamkeit teilen alle: Irgendwann in der Pubertät entwickelt sich die Gabe eines Menschen, die für manche allerdings auch ein Fluch sein kann. Alle haben eine Gabe, doch nicht jeder eine Bestimmung, eine Lebensaufgabe, welche von Orakeln hervorgesagt wird. Akos ist der Sohn des Orakels von Thuve, der eines Tages mit seinem Bruder Eijeh von den Shotet entführt wird, wobei ihr Vater ermordet wird. Ryzek, der grausame Herrscher der Shotet, hat sich entschlossen, sich seinem Schicksal zu entziehen, es zu ändern, und dazu braucht er Eijeh. Um Eijeh zu retten, würde Akos alles tun, selbst wenn es bedeutet, zu einem Soldaten ausgebildet zu werden und sich mit Cyra, der berüchtigten Schwester von Ryzek, zu verbünden.

Die Geschichte ist nicht so kompliziert, wie es manche Rezensenten behaupten. Es gibt viele verschiedene Namen und Begriffe für fremde Dinge und Geräte, aber die Namen sind so einfach gehalten, dass sie sich wirklich jeder merken kann, der sich mal für eine Sekunde konzentriert. In dieser Hinsicht ist das Hörbuch vielleicht sogar von Vorteil, da das Vorlesen auf jeden Fall langsamer erfolgt als das selbstständige Lesen, so dass man selten irgendwas überfliegen oder verpassen kann. Mich hat "Die Bestimmung" nicht sonderlich begeistert, so dass ich eher skeptisch an die Geschichte heranging, doch hier wurde ich positiv überrascht. Die Story ist fremdartig und originell genug, um auch bei mehreren Stunde Hören noch zu fesseln, die Sache mit den Gaben und wie sie eingesetzt, genutzt oder gar missbraucht werden, interessant. Auch die Entwicklung der Protagonisten war nachvollziehbar, gut erklärt durch die von manchen als langatmig empfundene Einleitung mit ihrer Hintergrundgeschichte. Gestört hat mich mehr, dass manche Sachen nicht gut genug ausgearbeitet waren, nicht wirklich logisch. Bei Völkern, die schon lässig im Weltraum herumreisen, erwarte ich zum Beispiel ausgefeiltere Überwachungstechnik; meiner Meinung nach hätte die ganze Rebellensache überhaupt nicht funktionieren dürfen. Auch waren mir die beiden Hauptprotagonisten, die kaum älter als sechszehn waren, manches Mal zu abgebrüht und clever, aber was soll's, es ist Jugendfantasy, da müssen sie heldenhafter sein als normale Jugendliche. Ich empfehle das (Hör)Buch jedoch nur Leuten, die sich konzentrieren können, auch über Stunden, und die sich auf fremdartige Namen und Techniken einlassen möchten. Die beiden Sprecher, die Cyra und Akos ihre Stimmen liehen, waren außerordentlich souverän und machten ihre Sache wirklich gut.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 14. Februar 2017 um 18:29

Ach schön! Seltsam, dass die Leser/innen fast alles als langatmig und kompliziert abtun, was einige Zusammenhänge zu erfassen, erfordert. Deshalb gibt es auch so viel "Literatur", die einfacher als Schulaufsätze sind. Anscheinend wird dies heute "gebraucht". Bücher mit 140 Zeichen! Mehr geht nicht auf einmal ;-).

E-möbe kommentierte am 14. Februar 2017 um 20:16

140 Zeichen? Ist das dann ein Twitterbuch? ^^

Vielleicht hast du Recht. Auf LB unterhalte ich mich gerade mit jemanden, der in den 60igern aufgewachsen ist, der meinte, dass ganz viele Leute heute nur noch mega wenig Konzentration haben und sogar bei Serien eine Woche später nicht mehr wissen, was in der letzten Folge passiert ist. Wenn das stimmt, sollten Jugendbuchautoren keine Bücher schreiben, die mehr als 150 Seiten haben.

wandagreen kommentierte am 11. April 2017 um 08:50

Jetzt habe ich es auch gelesen, Archer, und habe mich sehr gut unterhalten dabei. Ich finde es auch besser als Die Bestimmung, was an den hübschen Beschreibungen der fremden Welten liegen mag. /Kompliziert ist es kein Stück.

E-möbe kommentierte am 13. April 2017 um 19:47

Das ist gut. Dann sind wir zu zweit komisch.