Rezension

Chance vertan

Eden - Candice Fox

Eden
von Candice Fox

Die australische Autorin Candice Fox führt mit „Eden“, dem zweiten Band der geplanten Trilogie, die Geschichte ihrer Protagonisten fort. Und das macht sie äußerst gekonnt, was allerdings kein Wunder ist, hat sie doch ihr Handwerk in der Schreibwerkstatt des Bestsellerautors James Patterson gelernt.

Eden arbeitet bei der Mordkommission in Sydney, eigentlich unverständlich, wenn man ihre persönliche Geschichte kennt, mit der uns die Autorin in „Hades“, dem ersten Band, bekannt gemacht hat. Durchtrainiert, gewaltbereit und ohne Skrupel, mit einem eigenen Sinn für Gerechtigkeit,  immer zielorientiert, erledigt sie ihre Aufgaben. Sie wie im Fall der verschwundenen Mädchen, in dem sie aktuell ermittelt. Auf die Hilfe ihres Partners Frank Bennett muss sie derweil verzichten, da dieser mit Hilfe von Alkohol und Drogen die Gespenster in seinem Kopf in Schach halten will, die sich dort seit dem gewaltsamen Tod seiner Freundin eingenistet haben. Daran ändert auch der Auftrag wenig, den er von Hades, Edens Ziehvater erhält, wenig, denn dieser möchte unbedingt wissen, wer ihn warum stalkt.

War „Hades“ meiner Meinung nach noch ein außergewöhnlicher Pageturner, erfüllt „Eden“ die Erwartungen zweifelsfrei nicht, sondern ist der typische schwache Mittelband einer Trilogie. Die Protagonisten bleiben blass, entwickeln sich nicht weiter, einziger Lichtblick ist die neu eingeführte Polizeipsychologin Imogen Stone, die etwas Farbe ins Spiel bringt.

Wenn man diesen Thriller lediglich unter dem handwerklichen Aspekt betrachtet, gibt es, wie bereits eingangs erwähnt, wenig daran zu kritisieren. Die Kapitel sind kurz und  bieten durch die Cliffhanger die entsprechende Motivation zum Weiterlesen. Der Perspektivwechsel sorgt für Abwechslung, und die Rückblenden in Hades‘ Kindheit und Jugend waren meiner Meinung nach noch das Interessanteste an diesem Plot. Ansonsten bleibt die Autorin sehr an der Oberfläche, verfängt sich in Klischees (die Szenen auf der Farm im Outback) und glaubt offenbar, dass in einem erfolgreichen Thriller nur genügend Gewaltszenen vorkommen müssen, um den Erfolg zu garantieren. Schade, denn das ist mir eindeutig zu wenig, weshalb ich mir die Lektüre des abschließenden Bandes „Fall“ (Erscheinungstermin Frühjahr 2017) sparen werde.