Rezension

Chaotische Ermittlungen in Wien

Mörderische Wahrheiten - Theresa Prammer

Mörderische Wahrheiten
von Theresa Prammer

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Mörderische Wahrheiten" ist der 2. Band der Autorin, in dem Carlotta ("Lotta") Fiore in einen Mordfall verwickelt wird. Glücklicherweise hatte ich den 1. Band "Wiener Totenlieder" – der mit einem Cliffhanger endet, an den der 2. Band anschließt – kurz vorher gelesen. Das kann ich jedem Leser nur empfehlen, da man meiner Meinung nach die vielen Anspielungen auf Carlottas Vergangenheit, auf den 1. Fall und ihre Beziehung zu den meisten anderen Personen im 2. Band sonst nicht versteht.

Dann hat man es aber mit einem außergewöhnlichen Kriminalfall zu tun: in Wien werden mehrere Teenager auf dieselbe Weise ermordet wie in einer Mordserie vor zwanzig Jahren, auch die DNA des damaligen Täters wird an den Tatorten gefunden. Das Problem ist nur, dass der Täter von damals nach einer langen Zeit im Gefängnis vor kurzem gestorben ist…

Konrad Fürst war vor zwanzig Jahren der Hauptermittler in dem Fall und sein Vorgesetzter Krump setzt auf sein Wissen und seine Erinnerungen – nur leider ist Konrad gerade aus einem monatelangen Koma aufgewacht und kann sich an nichts erinnern. Krump setzt Lotta darauf an, Konrad so schnell wie möglich dazu zu bringen, sich wieder zu erinnern und an dem Fall mitzuarbeiten. Lotta möchte aus anderen Gründen, dass Konrads Erinnerungen zurückkommen, da sie am Ende des letzten Falles erfahren hat, dass Konrad ihr Vater ist, vor seinem Unfall aber nicht mehr mit ihm darüber reden konnte. Lotta ist zwar eigentlich Kaufhausdetektivin, nachdem sie bei der Polizei nicht angenommen wurde, hat aber durch ihren Freund Hannes schon im letzten Fall mitermittelt. Sie stellt auch bald fest, dass sie in ihrer Kindheit Kontakt mit der Familie des damaligen Täters hatte und kann in ihren Nachforschungen daran anknüpfen.

Also zieht Lotta mit ihrem kleinen Sohn in Konrads Wohnung und holt Konrad zu sich nach Hause. Das Zusammenleben mit einem kleinen Kind und einem Mann ohne Gedächtnis, der die einfachsten Dinge neu lernen muss (und dann sofort wieder vergisst) ist gelinde gesagt chaotisch. Lotta will den Fall auch so schnell wie möglich lösen, damit Krump aufhört, Konrads Genesung zu behindern. In ihrem Bemühen verursacht Lotta immer mehr Chaos und begibt sich immer wieder in Gefahr…

Ich fand den Fall und letztendlich auch seine Lösung sehr interessant, aber leider etwas zu chaotisch und teilweise für einen Krimi auch zu spannungsarm. Wie schon im letzten Band stört mich, dass man nicht merkt, dass die Handlung in Wien spielt. Abgesehen von den Wiener Ortsnamen gibt es überhaupt kein Lokalkolorit, was ich sehr schade finde.

Die Charaktere in dem Buch sind definitiv gewöhnungsbedürftig, allen voran Carlotta. Sie ist sehr impulsiv und viele ihrer Handlungen kann man nicht nachvollziehen. Einerseits hat mich das gestört, andererseits ist es ja eigentlich normal. Die meisten Handlungen normaler Menschen im täglichen Leben sind auch nicht unbedingt nachvollziehbar, da kann man es auch nicht von Romanfiguren erwarten. Konrads Vorgesetzter Krump ist mir zu extrem, in allem, was er macht, und Lottas Freund Hannes, der auch der Vater ihres Kindes ist, bleibt eine Randfigur. Zu Konrad, der mir im ersten Band am sympathischsten war und der für mich meistens die Stimme der Vernunft war, kann man in diesem Band verständlicherweise nicht viel sagen.

Die Autorin schreibt an einem 3. Teil dieser Serie. Ich werde ihn wohl lesen, um zu sehen, wie es mit Konrad und Lotta weitergeht, aber so gespannt auf den nächsten Band wie nach "Wiener Totenlieder" bin ich leider nicht mehr.