Rezension

Charaktere nicht überzeugend

Palace of Glass - Die Wächterin
von C. E. Bernard

Bewertet mit 3 Sternen

»Der Weg zur Hölle führt über die Haut.« Seite 29

Erster Satz

Keinerlei Berührungen.

Meinung

Keine Haut, keine Berührungen. Seit sechsundzwanzig Jahren ist beides in Großbritannien verboten, denn die Menschen fürchten sich vor sogenannten Magdalenen. Menschen, die die Gedanken anderer lesen oder ändern können. Rea ist eine von ihnen und lebt seit vier Jahren mit ihrem Bruder zurückgezogen in Londons Straßen. Unauffällig geht sie ihrem Beruf als Schneiderin nach, während sie nachts mit bloßen Fäusten im Londoner Untergrund kämpft. Nur dann kann sie dem Drang nach Haut nachgeben, ohne sofort entdeckt zu werden. Trotzdem erregt sie ungewollte Aufmerksamkeit und findet sich wenig später im königlichem Palast wieder - als Leibwächterin des Kronprinzen. Im Dienste der, für sie gefährlichsten, Familie Englands fängt Rea an zu begreifen, dass ihre Fähigkeiten nicht immer ein Fluch sind und was es bedeutet jemanden zu lieben.

Die Protagonistin Rea erzählt ihre Geschichte und führt den Leser somit durchs Geschehen. Der Schreibstil war flüssig, doch mit einigen Wiederholungen bestückt, sowohl Wörter als auch inhaltlich. Palace of Glass kommt mit einem interessanten und gemixten Weltendesign. So haben die Länder Europas allesamt wieder Hoheitsgeschlechter, die die Länder regieren und auch der familiäre Stand ist äußerst wichtig. Ebenso hat die Mode einen Zeitsprung zurück gemacht, doch vom technischen ist es wie heutzutage: Handys, Tablets und Flugzeuge. Die Menschen fürchten sich vor anderen, stehlen sich Nachts aber auch in die Unterwelt, um alles Verpasste nachzuholen. Einer der Wiedersprüche, die häufiger auftraten. So beschäftigt die königliche Familie einen Franzosen als obersten Ritter und beherbergt die französische Herzogin, obwohl Frankreich nicht so strenge Gesetze bezüglich Haut und Berührungen hat. Die Beiden folgen den englischen Gesetzen auch nicht wirklich, aber niemand sagt etwas dagegen. Schön gestaltet fand ich die Szenen, in denen Rea in die Köpfe anderer eintaucht. So ist jeder Geist verschieden, geformt nach dem Charakter der Person. Die Reise zu den gesuchten Erinnerungen war allerdings viel zu kompliziert geschildert und ich wusste teilweise nicht mehr, was vor sich geht.

»Ich habe ein Märchenschloss gefunden. Und in dem Märchenschloss wohnt sogar ein Prinz. Zu schade, dass er mich hinrichten lassen würde, wenn er wüsste, was ich bin.« Seite 184

Charaktere

Die Protagonistin Rea beherbergt auch einen kleinen Zwiespalt in sich. Dank ihre Magdalenengene neigt sie zu Körperkontakt, da ihr Geist sie sonst in den Wahnsinn treiben würde. Andererseits fürchtet sie sich auch am meisten vor Berührungen. Ein Drang, der sie verletzbar und nahbar machte. Diese Sympathie schwächelte aber etwas, weil sie sich als sehr unklug erwies. So legte sie sich zwar zu Beginn immer einen Plan zurecht, warf diesen später aber wieder über den Haufen. Ein Wunder, dass sie in solchen Situationen nicht entdeckt wurde.

Der Kronprinz Robin hinterließ bei mir nicht wirklich viel Bleibendes. So fühlt er sich in seiner Rolle eigentlich nicht wohl, spielt diese aber perfekt. In gefährlichen Momenten wurde er dann kopflos, unüberlegt und jegliche Fassade fiel. Er hielt nicht viel von den Gesetzen und brach diese ständig. Das Verhalten wurde von seinem Vater unlogischerweise immer toleriert. Am meisten störten mich jedoch seine eintönigen und flachen Gedanken, die Rea mitbekam.

Blanc, der oberste Ritter und Ninon, die französische Herzogin, wirkten auf mich durchgehend komisch. Wie sie sich gaben und sprachen, ihre gesamte Art war nicht meines. Auch wenn sie nett waren, ihr Verhalten war oft kindisch und völlig unpassend gegenüber ihren Positionen.

Fazit

Trotz gelungenem Weltendesign und einer interessanten Geschichte, die Charaktere konnten mich alle nicht wirklich begeistern oder gingen mir gar auf die Nerven. Ich hoffe das ändert sich im zweiten Teil zum Positiven.  3 Sterne