Rezension

Charakterstark und ideenreich mit kleinen Mängeln

Frostblüte - Zoë Marriott

Frostblüte
von Zoë Marriott

"Sie war die Einzige, die mich weiterhin bei meinem wirklichen Namen rief, Saram. Saram bedeutet -Kummer-." Zitat S. 13/14

 

Gestaltung:

Das Coverbild wirkt recht unscheinbar, aber passt perfekt zu der Handlung und das Mädchen kann ich mir gut als "Frost" bzw "Saram" vorstellen. Auch die Innengestaltung überrascht immer wieder mit verschnörkelten Rändern. Eine Kartenübersicht(Illustration) von den Schauplätzen wäre ein hilfreiches und passendes Detail in dem Buch gewesen, aber auch Ohne bekam ich nach und nach eine Vorstellung von den Orten.

 

Charaktere:

"Frost" habe ich von Beginn an ins Herz geschlossen. Sie ist eine einsame Einzelgängerin, die viele Schicksalsschläge hinter sich hat und Niemandem mehr vertrauen mag. Gefühle wie Liebe und Mitleid hat sie nie kennenlernen dürfen, denn sogar ihre eigene Mutter hat sie verabscheut. Aus diesem Grund kann sie auch nicht mit den Gefühlen Anderer umgehen. Doch als "Frost" zu den Aufständischen kommt und ihr Vertrauen und sogar Zuneigung entgegen gebracht wird öffnet sie sich und hat das erste Mal das Gefühl ein Zuhause gefunden zu haben. Trotzdem begleitet sie die ständige Angst vor dem Unvermeidbaren, obwohl sie mit aller Kraft versucht dagegen vorzugehen.

"Luca", das Oberhaupt der Aufständischen, fand ich anfangs zu perfekt. Wunderschön, stark, selbstsicher, weiß er immer was zu tun ist und ist noch dazu ein warmherziger, einfühlsamer Mann. Nach und nach zeigt er aber Schwächen bzw. Ängste und im letzten Drittel durchlebt er eine Wandlung. Diese Entwicklungen geben ihm  im Verlauf  Ecken und Kanten.

"Arian" war, aus meiner Sicht, der interessanteste und geheimnisvollste Protagonist in dieser Geschichte. Er ist rüpelhaft, immer direkt, gemein und schlagfertig, aber lässt auch durchblicken, dass mehr als nur Boshaftigkeit hinter seinem Verhalten steckt. Später offenbart er sich und seine Geschichte und zeigt Charakterzüge mit denen ich nicht mehr gerechnet hätte.

Während ich mir Frost und Luca bildlich sehr gut vorstellen konnte, klappte dies bei Arian nur durchwachsen, obwohl dieser Charakter mir, neben Frost, am Meisten zugesagt hat.Die vielen Nebencharaktere wurden, zum größten Teil, sehr gut ausgearbeitet. Die Handlungen wirken authentisch und glaubwürdig und konnten mich überzeugen.

 

Schreibstil/Aufbau/Story:

Die Schreibweise ist leicht verständlich und wurde immer wieder mit ausdrucksstarken Worten/Sätzen geschmückt. Die "Ich-"Erzählform konnte mich direkt in Frost´s (Gefühls-)Welt hineinziehen.

Der Aufbau ist wirklich gut gelungen. Es gibt eine Einführung in Frost´s Kindheit, die erklärt wie es zu ihrem Namen gekommen ist. Aber es wird Viel offen gelassen(warum sie so geworden ist wie sie ist)  und mit Fortschreiten der Geschehnisse gibt es immer wieder Rückblenden, die auch hervorgehoben wurden und Aufklärung schaffen. Dadurch laufen quasi zwei Geschichten parallel zueinander. Die Vergangenheit und Gegenwart. Einfallsreiche Wendungen und die zu klärenden Fragen(nicht nur Frost betreffend) machen ständig neugierig auf mehr von der Geschichte.

Ereignisse, die ohne Umschweife auf den Punkt gebracht wurden haben meinen Lesefluss konstant aufrecht erhalten.Unterhaltsame, aber auch tiefergehende Dialoge und Monologe konnten immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht bzw. Tränen in die Augen zaubern.Die Grundidee der Story gefällt mir, auch wenn ich mir anfangs kein eindeutiges Bild von Frost´s Verwandlungen machen konnte. Leider beinhaltet auch dieses Buch wieder, mehr oder weniger, eine Dreiecksbeziehung mit dem typischen Schema, wie es in vielen Jugendbüchern heutzutage der Fall ist.

 

Meine Meinung:

"Frostblüte" von  Zoë Marriott konnte mich durchaus überzeugen. Die Autorin hat mich mit ihren starken und gefühlsbetonten Charakteren an diese Geschichte gefesselt und mich in eine glaubhafte, fantastische und grausame Welt entführt. Einen Dämpfer erhält das Ganze lediglich durch die einfallslose Umsetzung der Charakterbeziehungen, die wieder mal einem typischen Schema entsprechen. Trotzdem gebe ich der tollen Idee, der wunderbaren Schreibweise und dem gut durchdachten und ideenreichen Aufbau eine Leseempfehlung für alle Leser, die es umfangreich und trotzdem übersichtlich mögen.

 

Meine Bewertung:

Inhalt: 4 von 5

Gestaltung: 4 von 5

Charaktere: 4 von 5

Schreibstil: 5 von 5

Aufbau: 5 von 5

 

Gesamturteil:

4 von 5