Rezension

Charmant und klug

Ich und die Menschen - Matt Haig

Ich und die Menschen
von Matt Haig

Auf „Ich und die Menschen“ bin ich eigentlich durch Christoph Maria Herbst aufmerksam geworden. Der gute Herr Herbst liest nämlich das Hörbuch zu diesem Roman und da musste ich doch mal schauen, um was für ein Buch es sich da genau handelt. Denn Christoph Maria Herbst ist für mich eine Art „Indikator für coole Bücher“ geworden, las er doch zuletzt unter anderem „Schneller als der Tod“, „Er ist wieder da“ oder „Spademan“. Bei der Schnittmenge behalte ich seine neuen Hörbuchprojekte immer ein wenig im Auge.

Der Klappentext hat mich eigentlich nicht über die Maßen vom Hocker gerissen, aber beim Anlesen der erste Seite war dann schnell klar, dass ich dieses Buch nicht mehr aus Hand legen werde. Amüsiert vom Stil und neugierig auf den Inhalt habe ich mich von den ersten Seiten kaum noch lösen können. Wenn schon das Vorwort so gut unterhält, was erwartet einen dann erst in der Haupthandlung?

Ein nüchterner, sehr heiterer und sehr ehrlicher Blick auf die Spezies Mensch! Und das in so einer tollen Sprache verpackt und mit so viel Klarheit formuliert, dass man beim Lesen immer wieder kurz innehält und über die weisen Feststellungen schmunzelt, die eigentlich so simpel in ihrer Erkenntnis sind, dass sie nur jemand mit einer guten Beobachtungsgabe festhalten kann.

Und Autor Matt Haig hätte sich keine bessere Rahmenhandlung ausdenken können, um dieses Menschheitsporträt so sympathisch und unterhaltsam zu verfassen. Denn wer könnte besser einen neutralen Blick auf uns Menschen werfen, als ein Außerirdischer, ein logisch denkender, rationaler Typ. Dieser übernimmt den Körper des Mathematikprofessors Andrew Martin, nachdem selbiger eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die unter keinen Umständen auf der Erde bekannt werden darf. Das meinen jedenfalls die Außerirdischen. Um die Entdeckung zu vertuschen, schlüpft das fremde Wesen in die Rolle des Professors und folgt seiner Mission, alle Eingeweihten ausfindig zu machen und zu eliminieren. Dies schließt auch die Ehefrau und den Sohn Andrew Martins ein. Und während der neue Andrew versucht, sich auf der Erde zurecht zu finden, die ungewohnten Regeln und Gepflogenheiten einzuhalten und vor allem nicht aufzufallen, entfernt er sich immer mehr von seiner eigentlichen Aufgabe und beginnt, die Menschen mit anderen Augen zu sehen.

Dabei nähert sich der Autor mit seinem Protagonisten Stück für Stück dem Kern dessen, was uns Menschen ausmacht. Und auch der Neuankömmling muss feststellen, dass die bloße Abwesenheit von Emotionen nicht vor Gefühlen schützt, dass das Fehlen von Konventionen nicht automatisch ein selbstbestimmtes Leben bedeutet und dass die Sterblichkeit vielleicht doch kein so großer Makel ist, sondern auch eine Bereicherung sein kann.

Bei all dem gelingt es Matt Haig aber hervorragend, auf reumütige Sentimentalität oder gekünstelte Dramaturgie zu verzichten. Das Buch besitzt Witz und die richtige Portion Tiefgang.

Fazit: Ein Buch, das zu lesen sich wirklich lohnt! Der Autor erfreute mich mit geradezu grandios formulierten Textstellen, charmant klugen Einsichten und geistreichem Erzähltalent!

Bewertung: 5 Sterne

Rezension auch auf
http://wortgestalt-buchblog.blogspot.com

Kommentare

bookworm kommentierte am 19. August 2014 um 15:24

Eine schöne Rezension, die noch mehr Lust auf das Buch macht. Habe kürzlich die Leseprobe gelesen und war begeistert :-)

kommentierte am 19. August 2014 um 15:26

Dankeschön, das freut mich! :)