Rezension

Christiane F.

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - Christiane F., Kai Hermann, Horst Rieck

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
von Christiane F. Kai Hermann Horst Rieck

Ein schonungsloser, offener und vor allem warnender Bericht von Christiane F., die schon mit unschuldigen zwölf Jahren in die Drogensucht abrutschte. Schockierend wird hier offen gelegt, mit welcher Leichtigkeit es damals (1975) möglich war, an die sogenannten weichen Drogen wie Haschisch, LSD usw. zu kommen und vor allem, wie nah die weichen an den harten Drogen liegen.
Christiane schildert ihre Abhängigkeit in detaillierter Weise. Von den Anfängen mit Pillen, Haschisch, LSD und Alkohol bis hin zum sog. "Drücken" mit Heroin, in der Szene einfach nur H (englisch: Äitsch) genannt.
Am Anfang kann sich Christiane mit dem Geld über Wasser halten, dass sie von ihrer Mutter als Taschengeld bekommt, doch dann wird das Verlangen und die Abhängigkeit einfach größer und sie braucht nun fast jeden Tag das Heroin. Also muss sie klauen. Dies hilft jedoch auch nicht lange. Ihr Freund Detlef verdingt sich als Stricherjunge am Bahnhof Zoo und verdient so Geld für sie beide. Doch dies reicht wiederum nicht. So muss auch Christiane anschaffen gehen.
Und so rutscht sie immer weiter ab. Etliche Entziehungen alleine in ihrem Zimmer, zusammen mit Detlef, in der Klinik und in der Therapie halfen nicht. Sie wurde immer wieder rückfällig.

Ich weiß eigentlich nicht richtig, was ich von dem Buch halten soll.
Noch nie habe ich so eine schockierende Biographie gelesen. Christianes Weg in die Abhängigkeit war so leicht, der labile Zustand des 12jährigen Mädchens war geradezu einladend.
Für mich unverständlich war jedoch Christianes Mutter. Sie hat angeblich zwei Jahre nicht gemerkt, dass ihre Tochter Probleme hat.
Christiane durfte mit 12 Jahren abends sehr lange wegbleiben, musste meist erst gegen 24 Uhr zu Hause sein. Und wenn sie später kam, war dies nicht so schlimm.
Auch wenn sie mal über Nacht wegblieb, ohne zu sagen, wo sie war, wurde dies toleriert.

Gut fand ich, dass nicht nur aus Christianes Sicht die tragische Geschichte geschildert wurde, sondern auch teilweise Christianes Mutter zu Wort kam. So konnte man sich richtig hineinfühlen, wie hilflos sie sich gefühlt hat.