Rezension

Cocoon

Cocoon - Die Lichtfängerin - Gennifer Albin

Cocoon - Die Lichtfängerin
von Gennifer Albin

Bewertet mit 4 Sternen

Mit 16 Jahren müssen sich alle Mädchen aus Arras einer Prüfung unterziehen. Dabei soll festgestellt werden, ob sie das Talent zur Webjungfer haben. Während fast alle Mädchen es für eine Ehre halten, dem Konvent beizutreten, um dort im Luxus zu leben und die Geschicke von Arras zu weben, wird Adelice von ihren Eltern jahrelang darauf trainiert, ihr großes Talent zu verbergen. Doch den Oberen entgeht es nicht. Während Adelice’ Familie ihren Widerstand büßen muss, wird Adelice in den Konvent gezwungen, wo sie schnell lernt, dass die Webjungfern von der Gilde benutzt werden, um die Bürger zu kontrollieren, die Lebensfäden von missliebigen Personen auszureißen oder im Sinne der Politiker neu zu verweben.

Ich habe schon viele Dystopien gelesen und oft ähneln sie sich sehr, aber dieser Plot ist neuartig. Die Vorstellung, dass irgendwo Webjungfern an Webstühlen sitzen und aus Unmengen einzelner Fäden eine komplette Welt, Arras, inklusive Landschaft, Menschen, Nahrungsmittel, Erinnerungen usw. weben, ist schon faszinierend. Das System ist nicht ganz einfach zu verstehen und man muss sich beim Lesen schon konzentrieren, um nicht völlig verwirrt zurückzubleiben. Da ich als Kind einen Webrahmen hatte und mir dieses Hobby viel Spaß machte, konnte ich mir die Arbeit der Webjungfern ganz gut vorstellen.

Adelice hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die sich durch ihr loses Mundwerk immer wieder in Schwierigkeiten bringt, sich aber nie unterkriegen lässt. Sie begehrt gegen die autoritäre Führung von Arras auf und tut nichts, was gegen ihr Gewissen verstößt. Dass sie sich dadurch auch auf Seiten der Webjungfern Feinde macht und nie weiß, wem sie vertrauen kann, macht die Geschichte umso spannender. Adelice bzw. ihr nahestehende Personen werden ständig bedroht, sodass die Spannung von Anfang bis Ende aufrechterhalten wird. Ich konnte mich wunderbar in die Figur der Adelice hineinversetzen, da sie als Ich-Erzählerin fungiert und man so ihre Gedanken, Erinnerungen und Handlungen detailliert mitbekommt. Leider ist das Geschehen somit auch ziemlich auf Adelice fokussiert und dadurch etwas eintönig. Ein umfassender Überblick fehlt. Zuweilen hätte ich mir schon gewünscht, mehr Informationen als Adelice zu haben. Außerdem wären dadurch die übrigen Personen nicht so blass geblieben. Über etliche Charaktere hätte ich mir mehr Wissen gewünscht, vor allem über die beiden jungen Männer Jost und Erik, die sich für Adelice interessieren. Glücklicherweise nimmt der romantische Aspekt der Handlung keinen übermäßig großen Raum ein, wie es bei den meisten Jugendbüchern dieser Art der Fall ist.

Das Buch endet nicht mit einem gewaltigen Cliffhanger, sondern an einem großen Einschnitt in der Handlung, ein Abschnitt ist also erst einmal zu Ende. Trotzdem möchte ich zu gerne wissen, wie es nun weitergeht, und freue mich schon auf den 2. Band, über dessen Erscheinen leider noch nichts bekannt ist.