Rezension

Company Town - Unsere Zukunft?

Company Town - Niemand ist mehr sicher - Madeline Ashby

Company Town - Niemand ist mehr sicher
von Madeline Ashby

Bewertet mit 4 Sternen

Packend geschriebene Mischung aus Dystopie, Krimi & Thriller mit erschreckend viel Gegenwartsbezug

Cover und Gestaltung:
Das Cover ist wirklich ein Eyecatcher mit der Stadt auf der Ölplattform und den verwackelten Buchstaben davor. Es verbreitet gleich ein beeindruckendes und gleichzeitig düsteres Szenario. Als Hardcover mit Schutzumschlag wirkt das Buch sehr wertig und man nimmt es gerne in die Hand.

Inhalt:
New Arcadia ist eine Stadt auf einer Ölplattform. Sie wurde nach einer Explosion neu erbaut und der neue Eigentümer ist der Lynch-Familienclan. Ihr Haupterbe, der 15jährige Joel, erhält Morddrohungen und so wird Hwa als sein Bodyguard angestellt. Hwa ist Halbkoreanerin und hat bisher als Beschützerin von Prostituierten gearbeitet. Sie ist eine der wenigen rein organischen Menschen mit einigen gesundheitlichen Makeln und steht damit im krassen Gegensatz zu den  vielen Bewohnern, die durch Implantate und/oder Gentechnik "verbessert" wurden. Sie ist daher für ihre Gegner unberechenbar und nicht "hackbar", ein Grund für Daniel Siofra, den Sicherheitsangestellten der Lynchs, sie für diesen Job zu engagieren. Doch nur kurze Zeit, nachdem Hwa ihren Job angetreten hat, sterben einige ihrer Freundinnen auf rätselhafte Weise und Joel entgeht knapp einigen lebensbedrohlichen Situationen. Hwa macht sich auf die Suche nach dem Mörder und gerät dabei in einen gefährlichen Strudel von Ereignissen, in dem niemand mehr sicher ist und man nicht weiß, wem man noch vertrauen kann.

Mein Eindruck:
Anfangs habe ich mich etwas schwer in die Welt von Company Town eingefunden. Auf der einen Seite wurde alles sehr spannend geschildert, man wollte unbedingt weiterlesen. Auf der anderen Seite wurde man mit so vielen fremden und nicht direkt erklärten Begriffen konfrontiert, dass man die Welt noch nicht richtig greifen und verstehen konnte. Doch man muss sich einfach darauf einlassen und die Dinge erst mal hinnehmen. Die Handlung nimmt einen so gefangen, dass man schnell warm wird und später hat man schon ein gutes Gefühl für diese diese Welt. Madeline Ashby hat in New Arcadia viele Dinge wahr werden lassen, die heute schon größtenteils technisch realisierbar bzw. ansatzweise existieren oder diskutiert werden. Zu nennen sind da Dinge wie Roboterärzte, bezahlen mit Smartwatch, Menschen mit künstlichen Gelenken, Genanalyse und daraus resultierend "Kinder auf Bestellung" und vieles mehr. Das ist faszinierend und erschreckend zugleich. Es gibt sicher ein paar gute Dinge in dieser Stadt, vieles erscheint uns heute undenkbar und doch könnte es so werden. Das Buch wirft auf jeden Fall viele Fragen in einem auf, die jeder für sich selbst beantworten muss. Mir persönlich hat dieser Roman schon deswegen zu gut gefallen, weil es einem keine unerreichbare Science-Fiction-Horrorwelt vorspielt, sondern einem vor Augen führt, wohin die Reise in naher Zukunft tatsächlich gehen könnte.

Hwa ist mir als Protagonistin sehr sympathisch. Ihre derben und schlagfertigen Sprüche passen gut zu ihr und mir gefällt, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Trotzdem ist sie zugleich sehr feinsinnig und loyal und lässt  sich nicht verbiegen. Auch Joel gefällt mir sehr gut, denn im kalten Lynch-Clan ist er der einzige warmherzige Mensch, der dank Hwas Hilfe sich persönlich weiterentwickelt und später das Richtige tut. Daniel ist mir bis zum Ende sympathisch, aber doch etwas suspekt geblieben, was aber letztendlich seiner physikalischen Beschaffenheit geschuldet ist. Nichts desto trotz bilden diese drei den guten Kern des Ganzen und sind ebenso wie ihre bösen Gegner gut herausgearbeitet mit Ecken und Kanten und wirken sehr authentisch auf mich. Abgesehen davon entwickelt sich die Annäherung von Daniel und Hwa nur sehr langsam, was diesen Roman für mich erfrischend von vielen Jugenddystopien abhebt.

Der Plot ist durchweg sehr spannend, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ein Ereignis reiht sich ans nächste, es gibt viel Action, viele Kämpfe und die Verdächtigen wechseln immer wieder.Man weiß nie, wem man trauen kann und wer vielleicht lügt. Ich fieberte regelrecht der bevorstehenden Auflösung entgegen. Es war sehr rasant, richtiges Kopfkino, aber gegen Ende gab es dann doch sehr viele Sprünge. Immer, wenn ich dachte: So, jetzt kommt der Showdown mit Erklärung, war "Cut". Und dann ging es ohne Erklärung mit einem Zeitsprung weiter. Zwar finde ich es gut, wenn nicht alles haarklein erklärt wird und man sich über einiges selbst Gedanken machen kann, aber das Ende hier war für mich doch extrem unbefriedigend. Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass es eine Fortsetzung geben könnte. Da dies das Ende für mich dennoch nicht weniger verwirrend macht, kann ich nur 4 Sterne vergeben. Schade, mit einem anderen Ende hätte das Buch durchaus volle Punktzahl verdient, aber so passte es für mich einfach nicht zum hervorragend geschriebenen Rest des Romans.

Fazit:
Packend geschriebene Mischung aus Dystopie, Krimi & Thriller mit erschreckend viel Gegenwartsbezug