Rezension

Computernerd trifft auf Hochstaplerin

These Broken Stars. Sofia und Gideon - Amie Kaufman, Meagan Spooner

These Broken Stars. Sofia und Gideon
von Amie Kaufman Meagan Spooner

Inhalt:
Sofia, eine Hochstaplerin, deren Plan es ist den Tod ihres Vaters zu rächen und Gideon, ein begnadeter Hacker, lernen sich auf einer Party von LRI-Besitzer Roderick LaRoux kennen. Ein unglücklicher Zwischenfall sorgt für Aufruhr. Da sowohl Sofia als auch Gideon nicht mit ehrwerten Absichten als Gäste geladen waren, planen beide ihre Flucht. Jedoch fallen sie beim Versuch das Gebäude zu verlassen den Sicherheitskräften unangenehm auf. Gezwungenermaßen müssen beide zusammenarbeiten und begreifen schon bald, dass sie ähnliche Ziele verfolgen.

Die Welt:
These Broken Stars – Sofia und Gideon spielt auf dem Planeten Corinth. Dem Hauptsitz von LaRoux Industries. Verschiedene Wohnebenen zeugen vom Status der Bewohner. So findet sich z.B. im „Untergeschoss“ die Welt der Slums, in denen es an jeder Ecke nach Streetfood, aber auch Abgasen riecht und in denen man gut in einem verlassenen Gebäude Unterschlupf finden kann.
In der „Uppercity“ hingegen kann sich ein Bewohner seinen Drink von einem durch die Luft fliegenden „Smartwaiter“ liefern und von dem Smartglas seines Penthouses einen der Stimmung angepassten Sternenhimmel vorgaukeln lassen.
Mit Hilfe von Hologrammen kann man in eine völlig andere Welt abtauchen. Das Verreisen erscheint nicht mehr notwendig.
Die Planeten dieser Welt befinden sich in einem unterschiedlichen Entwicklungsstatus. Einige davon werden derzeit terraformiert. Ein Prozess, der das selbstständige Leben auf ihrer Oberfläche möglich machen soll. Andere sind bereits so eingerichtet, dass ohne Hilfe von außen eine selbständige Zivilisation gegründet werden kann.
Reisen werden nicht selten in Raumschiffen unternommen.

Schreibstil:
Roderick LaRoux, mächtigster Inhaber der Galaxie, veranstaltet unter anderem im Holopark des LRI-Gebäudes Veranstaltungen, die zum Entspannen und Spielen einladen. Hier können die Teilnehmer mithilfe der Hologramme in eine andere Welt abtauchen und das gratis.
Auf eben einer dieser Parties befindet sich Sofia, um ihre Kontaktfrau zu treffen. Sofia möchte den Tod ihres Vaters, für den Roderick LaRouxs verantwortlich zeichnet, rächen. Doch ihr Plan gerät ins Wanken, als ein junger Mann Blickkontakt zu ihr aufnimmt. Er arbeitet an einem Laptop und als er den Stecker aus der Ladestation zieht, verschwinden plötzlich die Bilder um sie herum. Zurück bleibt ein karger Raum. Bald schon haben Gideon und Sofia die Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals auf sich gezogen und eine rasante Verfolgungsjagd beginnt.
Diese Verfolgungsjagd ist es, die den Leser an die Seiten des Romans fesseln wird. Spannend und konfliktreich versuchen Gideon und Sofia, jeder für sich, ihre Pläne umzusetzen. Jedoch stehen zu viele Geheimnisse und Lügen zwischen ihnen.
Die Charakterentwicklung von Gideon und Sofia ist dem Autorenteam A. Kaufmann und M. Spooner sehr gut gelungen. Als Leser begleiten wir hier einen Computernerd, der sein Handwerk bis zur Perfektion beherrscht. Alleine mit seiner technischen Fähigkeit und nicht mit strategischem Geschick, wie es z. B. Jubilee und Tarver in den Vorbänden genutzt haben, stellt er sich Konflikten.
Sofia hingegen ist eine begnadete Lügnerin. Mithilfe ihrer Menschenkenntnis gelingt es ihr oft Situationen vorherzusehen. Sie zieht nicht selten sehr geistreiche Schlussfolgerungen und überrascht damit den Leser und auch ihr Gegenüber mit ihrer Intelligenz.
Ab der Hälfte des Romanes werden die altbekannten Charaktere aus den Vorbänden mit den Geschehnissen verwoben. Tarver und Lilac sowie Flynn und Jubilee geraten an dieser Stelle ebenso in den Fokus wie Gideon und Sofia. Ihre Beweggründe werden dem Leser näher gebracht, ihre Rolle in der Geschichte wird noch einmal fokussiert. Auch die Motivation, die jeden antreibt sowie die Konflikte, mit denen jeder für sich zu kämpfen hat, werden näher betrachtet.
Letztlich wird es ein Ende geben, welches die drei Geschichten, die die Leser bislang mitverfolgen durften, zu einem schlüssigen Ende führt.

Fazit:
Der Abschlussband der These Broken Stars-Reihe „Sofia und Gideon“ überzeugte mich mit dem rasanten und spannenden Einstieg. Auch taucht wieder Personal mit realem, lebensweltlichem Hintergrund auf (Computernerd trifft auf Hochstaplerin). Jede der Figuren bildet ein menschliches Extrem. Interessant ist auch die Entwicklung des wackligen Vertrauensverhältnisses zwischen ihnen.
Ab der Hälfte des Romans verliert die Handlung jedoch an Schnelligkeit. Auch die Einführung der bereits aus Band eins und Band zwei bekannten Protagonisten als Nebencharaktere sorgt dafür, dass der Fokus nicht mehr nur auf Gideon und Sofia liegt.
Das Pläne schmieden, aber auch die einzelnen Beweggründe der Charaktere nehmen der Handlung die Geschwindigkeit. Die Auflösung wird zu einem schlüssigen Ende geführt, welches große Fragen wie „gibt es einen freien Willen?“ zu klären versucht.

Buchzitate:
Ich sollte vorschlagen, dass wir für heute Abend aufhören – dass wir die Decken wieder aufteilen und uns beide in unserer jeweiligen Ecke schlafen legen, das Licht ausschalten und diesen Ort wieder dem Staub und der Dunkelheit überlassen.
Aber ich tue es nicht.
Also nehme ich die Brechstange aus dem Rucksack – ich frage mich, was normale Menschen eigentlich stattdessen im Rucksack haben – und hebele die Tür auf.